Four Roses

KURZGESCHICHTE | Kirchturmuhren schlagen nach elf Uhr am Abend nicht mehr. Ich sitze auf einer Bank vor der Stadtkirche und warte vergebens auf das mitternächtliche Geläut. Laut großem Zeiger ist der neue Tag schon vier Minuten alt, und ich weiß nicht, was tun. Also gehe ich die wenigen Meter zum Geländer. Unter mir der Fluss. Wasserreich, wie immer im Frühjahr, wenn im Schwarzwald die Schneeschmelze in vollem Gang ist. Ich schaue hinüber zum anderen Ufer. Zwei Betrunkene torkeln die Gasse entlang Richtung Brücke. Mir fällt ein, was ich noch tun könnte. Die Hände in den Hosentaschen, mache ich mich auf den Weg über den Fluss, den Betrunkenen hinterher, die eindeutig dasselbe Ziel mit mir teilen. Ich erreiche sie in dem Moment, als einer von ihnen die Tür zum Glockenkeller aufzieht.
Drinnen kaum ein Durchkommen, der Zigarettenqualm so dicht, dass ich ihn mit der Hand zerteile, um was zu erkennen. Die Musik laut. Motörhead, Orgasmatron. Ich schiebe die Betrunkenen auf Seite und quetsche mich nach hinten durch. Stühle gibt es grundsätzlich keine, so kann man sie nicht auf dem Rücken eines Unliebsamen zersplittern. Nur festgeschraubte Holzbänke an zerkratzten Tischen und das zusammen in durch halbhohe Holzwände getrennten Nischen. Rustikal. Die Kneipe ist nicht groß, dafür immer brechend voll. Am hinteren Tisch ist ein freier Platz. Drei Gestalten, die nicht reden, nur auf ihre Gläser oder Kippen starren. Ich nicke auf den freien Platz und sie nicken zurück, also setze ich mich, hole den Tabak aus der Jackentasche, Rote Hand. Kaum liegt er auf dem Tisch, greifen Finger danach. Ich sehe nach rechts. Ein fragender Blick, mehr Haare und Bart als der Rest von uns am Tisch zusammengenommen.
»Nimm ruhig«, brülle ich und nicke bestätigend.
»Danke«, schreit der Bart.
Sein Mundgeruch raubt mir den Atem. Lemmy besingt die kalte Religion und der Bart dreht die Zigarette mit einer Hand. Rosi, die Bedienung, schreit in mein linkes Ohr.
»Bier?!«
Ich schüttle den Kopf. »Whiskey-Cola! Null-vier!«
»Jacky?!«
»Four Roses!«
Sie balanciert davon, beide Hände über dem Kopf, fünf oder sechs Export-Gläser hebend. Ihr schwarzer Rock ist hinten zerrissen bis unter den Nietengürtel, ein Netzstrumpf, von einem Gummiband gehalten, lugt raus. Das weiße Fleisch von Rosis rechter Pobacke glänzt im Licht eines Spots. Es interessiert niemand. Der Bart zündet die Kippe an und pafft mir die erste Wolke ins Gesicht. »Starker Stoff!«, ruft er.
»Ja, Tote Hand«, erwidere ich, selbst eine Kippe rollend. Er grinst und zieht beide Pulloverärmel hoch. Allerlei Narben sind an den Handgelenken zu sehen. Ich drehe fertig, lege die Zigarette auf den Tisch und klatsche langsam in die Hände. »Wie oft?«
»Fünf Mal! Hat nie geklappt.« Er zuckt mit den Schultern. »Irgendwie kam nie viel Blut raus. Aber dafür hab ich mir eine Sehne durchgeschnitten. Nie mehr richtig verheilt.«
»Aha! Deswegen mit einer Hand drehen.«
»Ja«, grinst er. Sein Atem kann selbst rohes Fleisch auflösen. »Das kann ich dafür richtig gut.«
»Hättest du anders nie gelernt.«
Er sieht mich mit großen Augen an und schweigt, zieht lange an der Kippe, kürzt sie um einen Zentimeter. Wenn ich heute Nacht sterbe, sang Lemmy.
»Hier!« Rosi setzt das Glas etwas zu hart auf den Holztisch. Einiges vom Four Roses geht daneben. Ihre wilde Mähne riecht nach einer Haarspray-Dusche. »Macht sechs Mark!« Ich gebe ihr das Geld, sie zählt nach, sieht zu den anderen Gestalten am Tisch, aber niemand bestellt etwas, also verzieht sie sich und ich trinke einen großen Schluck.
»Ich heiße Norbert!« Der untalentierte Selbstmörder hält die Hand unter meine Nase. Ich schüttle sie und zünde meine Kippe an.
»Und ich Heinrich!«
»Heinrich?!«
»Jo!«
»Geiler Name!«
Der Four Roses brennt in der Kehle.
»Warum wolltest du dich umbringen?«
»Lange Geschichte. Schon oft erzählt. Interessiert mich nicht mehr.« Er drückt die Kippe auf der Tischplatte aus und wischt sie mitsamt Asche auf den Boden. Ich trinke einen großen Schluck, inhaliere tief.
»Du hast die Sache völlig falsch angefangen!«, kläre ich ihn auf.
Norbert sieht mich verwundert an. »Wie meinst du das?«
»Na, wie laufen denn die Adern im Arm?«
Er zieht eine Schnute und betrachtet beide Unterarme. Langsam fährt er mit dem Zeigefinger eine Linie ab. Auf seiner Stirn bilden sich Falten.
»Genau«, sage ich. »Die laufen doch nicht quer zum Arm, oder? Sondern mit dem Arm! Und du hast da zwei Knochen drin, Elle und Speiche, oder?«
»Ich denke schon …«
»In der Schule nicht aufgepasst, was?«
»Nun ja …«, druckst er.
Ich drücke den Zeigefinger in die Kuhle seines Handgelenks, presse ihn tief hinein zwischen Elle und Speiche, fahr auf und ab.
»Aua!«
»Hast du das gemerkt!? Was da immer wieder wegflutscht?«
»Ja …«
»Das ist sie, die goldene Ader deines Vertrauens. Geschützt zwischen den Knochen, tief drin. Damit nicht jeder Dahergelaufene dran rumsäbeln kann. Wenn du dich also umbringen willst, musst du entlang dieser Linie schneiden.« Ich fahre mit dem Fingernagel von der Handwurzel Richtung Ellenbogen. Vor Schreck zuckt sein Arm zurück.
»Gottverdammt!«, flucht er.
»Der kann nichts dafür«, erwidere ich und trinke einen großen Schluck. Klagende Laute kommen aus seinem Mund, kämpfen gegen Lemmys Stimme an und verlieren. Der Bart weint. Sein Kopf kippt auf den Tisch. Ich trinke leer und halte das Glas hoch. Rosi kommt. Ich nicke zum Bart. »Mach bitte zwei Four Roses.«
Sie sieht das Elend und nickt. Ich inhaliere zwei, drei Mal, werfe den Stummel auf den Boden und trete ihn aus. Es kribbelt in meinem Nacken, ein Frösteln, trotz der stickigen, überhitzten Luft hier drin. Norbert Körper bebt immer noch leicht, er schnieft lauter als Lemmy singen kann. Dann verebbt die Musik, das Geschwätz aus vielen Mündern füllt den Raum; und das Schluchzen neben mir. Die beiden gegenüber sehen hoch. Der linke ist eine Art Punk, der rechte sicher ein arbeitsloser Buchhalter.
»Was hat er denn?«, will der Punk wissen.
»Liebeskummer.«
»Ah! Na, den hat jeder Mal.«
»Genau«, erwidere ich. Rosi stellt die beiden Whiskey-Cola auf den Tisch.
»Zwölfe.«
Ich gebe ihr fünfzehn und wedle sie mit der Hand davon. Dann schlägt uns Paranoid entgegen. Can you help me?, will Ozzy wissen. Mit dem Handrücken klopfe ich auf den schluchzenden Norbert. Er hebt den Kopf. Feuchte Augen zwischen Haaren und Bart.
»Hier! Trink!«
Er nickt, nimmt das Glas und lehnt sich zurück. Erstaunt stellt ich fest, dass er trinkt wie er raucht. Fast in einem Zug. Im Nu ist das Glas leer. Langsam kippt sein Oberkörper wieder vornüber. Es hat den Anschein, als wäre er schon auf halbem Weg zum Tisch eingeschlafen. Seine gesunde Hand hält das Glas knapp über der Tischfläche. Ich nehme es ihm ab. In diesem Moment steht der Punk auf und winkt zum Abschied. Die vielen Metallringe in Ohren und Augenbrauen wackeln. Das passt zum Iron Man aus den Lautsprechern. Entspannt drücke ich den Rücken gegen die holzgetäfelte Wand, trinke einen großen Schluck, drehe eine weitere Kippe und höre Ozzy zu. Wie alt diese Musik schon ist …

Ein Schubs von rechts lässt mich hochfahren. Norbert starrt mich an, mit weit aufgerissenen Augen. Oder durch mich hindurch. »Lass mich raus!«, schreit er.
»Musst du kotzen?!«
»Lass mich raus!«
Ich stehe zügig auf, er quält sich aus dem Eck und stürzt hinaus in die Nacht. Weg ist er. Ob er das umsetzt, was ich ihm erklärt habe? Ich rutsche durch auf seinen Platz, lege das linke Bein auf die Bank und mache es mir bequem. Als Rosi nach ihren Gästen sieht, zeige ich ihr mein Glas. Sie nickt und rempelt beim Umdrehen gegen einen Kerl, der kaum größer ist als sie. Er fährt herum, eine Menge verschüttetes Bier auf dem Pullover. Für einen Moment frieren Rosis und seine Bewegungen ein, einen Atemzug lang vielleicht. Dann verzerren sich seine Gesichtszüge. Er holt aus. Zu langsam für Rosi. Sie tritt in sein Gemächt, was ihn umgehend auf den Boden schickt. Doch der Kleine hat Kumpels. Eine Faust trifft Rosis Schläfe. Sie torkelt und knallt mit dem Kopf gegen einen der Holzpfeiler. Was folgt, ist durchchoreografiert.
Die Musik stoppt, alle Ohren hören asiatische Flüche. Eine kleine, kraftvolle, menschliche Kugel, drückt sich hinter der Theke hervor. Kwon, ein dicker Südkoreaner, der Besitzer des Glockenkellers. Als wäre die Gravitation aufgehoben, springt er Rosis Gegner mit dem Fuß gegen die Brust. Der geht zu Boden. Das macht zwei andere wütend, doch Kwon ist schneller, wirbelte wie ein Kreisel um seine Achse und verteilt gnädige Handkantenschläge. Dann zerrt er die Überreste nach draußen auf den Bürgersteig. Freundliche Gäste halten ihm die Tür auf. Danach kümmert er sich um Rosi, aber sie winkt schroff ab, steht auf und sucht nach einer Sitzgelegenheit. Ich fühlt mich beobachtet, denn sie fixiert den leeren Platz neben mir und kommt her. »Dein Getränk kannste dir selber holen«, sind ihre ersten Worte und hält sich ein Taschentuch an die Schläfe. Es ist zur Hälfte rot gefärbt.
»Soll ich dir was mitbringen?«
»Auch so ein Four Roses.«
Als ich wiederkomme, mustert sie das Blut auf dem Taschentuch und presst es erneut auf die Wunde. Vorsichtig stelle ich beide Gläser auf den Tisch und setze mich.
»Eine Platzwunde. Darf ich mal sehen?«
Sie nimmt das Taschentuch weg. Eine drei Zentimeter lange, klaffende Wunde zeigt sich. Hellrotes Blut quillt hervor. »Das muss genäht werden.« Rosi drückt das Tuch drauf und mustert mich mit undefinierbarem Blick. »Wenn schon nicht nähen, musst du das Tuch so fest draufdrücken, dass die Blutung gestoppt wird.«
»Ich kann nicht fest drücken. Meine Handgelenke tun mir weh. Rheuma.«
»Hm.« Ich überlege.
»Du könntest einen deiner Strümpfe drum wickeln und verknoten.«
»Dein Ernst?«
»Platzwunden sind viele kleine aufgerissene Adern. Da brauchen wir Druck und drücken kannst du nicht, also muss man es anders machen.«
»Na gut. Halt mal.« Sie gibt mir das Taschentuch und fängt unter der Tischplatte mit Verrenkungen an. Ich kicke den Buchhalter mit dem Fuß gegen sein Knie. »Sag mal, hast du Tempos, ein sauberes Tuch oder so was?« Wortlos greft er an seinen Hintern und zieht ein Päckchen Tempos aus der Gesäßtasche, wirft es auf den Tisch. »Vergelt’s Gott.« Er verzieht keine Miene. Rosi hebt den Hintern und fördert einen Netzstrumpf auf den Tisch. Ihre Wunde beginnt stärker zu bluten.
»Darf ich?«
»Mach nur«, willigt sie ein.
»Ich nehme jetzt dein Taschentuch, lege darauf die Tempo-Packung als Druckpunkt und dann binde ich den Strumpf drum. Der Knoten kommt auf die Wunde. Das wird weh tun. Okay?«
»Ist gut.«
Vorsichtig setze ich mein Vorhaben um. Als ich den Knoten zuziehe, kam ein kurzes Stöhnen aus Rosis Mund. »Hast du Kopfschmerzen, Übelkeit, Schwindel?«
»Nee. Warum?«
»Gehirnerschütterung, Blutverlust. Dann führt kein Weg am Krankenhaus vorbei.«
»Vergiss es.«
»Dachte ich mir. War das Taschentuch jedenfalls sauber? Frisch gewaschen?«
»Fast.«
»Na gut, Rosi. Prost!«
»Woher weißt du, wie ich heiße?« Sie mustert mich argwöhnisch.
»Hier weiß jeder, wie du heißt.«
»Okay, ja, hab ich wohl vergessen …«
»Heinrich.«
»Prost, Heinrich.«

Eine neue Platte liegt auf dem Teller. Immer noch Black Sabbath, aber Ronnie James Dio am Mikrofon. Der Song heißt Lady Evil. Ich sehe zu Rosi. »Soll ich noch einen holen?«
»Nein, nein, lass mal, mir ist … ich weiß auch nicht …«
Sie schielt, die Lider halb geschlossen. Ich nehme beide Gläser und gehe zur Theke, um das dicke Brett herum, direkt neben Kwon. Er starrt mich neugierig an.
»Willst noch zwei Roses für Rosi?« Er grinste breit.
»Ihr geht es nicht gut. Wir sollten einen Krankenwagen rufen. Kann gut sein, dass sie eine Gehirnerschütterung hat.«
Kwon runzelt die Stirn. »Rosi geht nicht Krankenhaus. Wer tut, riskiert Leben.«
»Dann muss sie eben nach Hause. Sich hinlegen. Sie braucht Ruhe.« Er blickt mich an mit seinen tiefschwarzen Augen, als durchlaufe ich gerade einen telepathischen Test. Dann holt er einen Schlüsselbund aus einer Schublade.
»Hier. Turmstraße 12. Wohnung von Rosi. Bring sie hin.«
»Ist gut«, antworte ich und will mich umdrehen. Kwons Hand landet zielsicher und blitzschnell auf meinem Arm. So eine Kung-Fu-Taek-won-do-Bewegung, zehn Jahre im Voraus geplant und durchdacht. »Warte! Wichtig! Bleib eine Stunde. Schaust ihre Augen, schielen, alles weiß, Fieber oder schlafen bewusstlos, ruf Notarzt.«
»Mach ich.«

Mit dem Schlüssel in der Hand arbeite ich mich zu Rosi durch. Sie liegt wie bewusstlos auf der Bank. Vorsichtig rüttle ich an ihrer Schulter, bis sie mich verwirrt fixiert, aber wohl nicht wirklich etwas erkennt. »Was los?«
»Kwon sagt, ich soll dich nach Hause bringen und hat mir deinen Schlüssel gegeben. Komm bitte.«
»Okay, okay, aber …« Sie kroch auf mich zu. »Hilf mir. Meine Beine versagen …« Ich ziehe sie hoch. Rosi wiegt höchstens fünfzig Kilo. Also ihren linken Arm um meinen Hals, Körpergewicht auf meine rechte Hüfte gelegt, ein wenig eingeknickt, so bugsiere ich uns hinaus. Es ist nicht allzu schwierig, denn sie machte alles, was ich sage. Wir queren die Kreuzstraße und nach wenigen Minuten stehen wir in der Turmstraße vor Hausnummer zwölf.
»Wir sind da. In welchem Stock wohnst du?« Sie deutet auf ein Fenster rechts des Eingangs. »Hochparterre. Wie schön.« Schlüssel rausholen, aufschließen, Tür aufdrücken, das stelle ich mir kompliziert vor mit ihr an meiner Seite, also schultere ich sie einfach. Sie wehrt sich nicht. Das klappt hervorragend. Schwieriger ist es, einen Platz zu finden, an dem ich sie ohne große Probleme ablegen kann. Zwei Zimmer, ein kleines Bad, eine mickrige Küche. In beiden Zimmern herrscht reine Verwüstung. Unter einem Stapel Müll entdecke ich eine Matratze. Ich schiebe allen Dreck mit den Füßen auf die Seite und lege sie vorsichtig drauf.

Da liegt sie. Weggedämmert, vielleicht auch nur eingeschlafen. Ich atme tief durch. Der Geruch in der Wohnung ist schwer zu definieren. Ein Konglomerat aus gealterten Düften, die selbst nicht mehr wissen, was sie einmal waren. Dann würgt Rosi, hustet, verschluckt sich. Zügig hebe ich den Oberkörper an und drehe sie auf die Seite. Sie erbricht sich in den Müll auf dem Boden. Schweiß tritt auf ihre Stirn, den Nacken. Vorsichtig streiche ich über ihren Rücken, auf und ab, mit ein wenig Druck.
»Du hast eine Gehirnerschütterung, Rosi. Jede Wette. Ich kann dich so nicht allein lassen. Verstehst du mich?«
Sie röchelt, hustet und wird eiskalt. Das Erbrochene zieht Schlieren und ich habe Mühe, nicht noch eine Lage draufzusetzen. Kaum anzunehmen, dass sie mich verstanden hat. Ich forme eine stabile Seitenlage und suche im Bad Waschlumpen und eine kleine Schüssel. In der Küche findet sich schließlich ein alter Topf. Zurück, wasche ich Rosis Mund, drücke den nassen Lumpen in ihren Nacken, aber sie reagiert kaum.
»Ich ruf jetzt den Krankenwagen.«
Erwartungsvoll warte ich auf ein Nein. Aber nichts also macht ich mich auf die Suche nach einem Telefon. Es gibt keins. Nicht mal eine Dose, deren Leitung ich folgen könnte. Ich decke Rosi mit einer alten Decke zu, überzeuge mich vom Schlüssel in meiner Hosentasche und verlasse die Wohnung. An der Tür gegenüber klingle ich Sturm, aber nichts tut sich. Also eine Treppe höher, die Wohnung über der von Rosi. Wieder energisches Klingeln. Jemand flucht lauthals, dann wird geöffnet und ich blicke auf einen Mann in Turnhose. Er starrt mich wütend an. Bevor er den Mund aufmachen kann, komme ich ihm zuvor. »Servus! Ihre Nachbarin unten ist schwer krank! Wir brauchen einen Notarzt und sie hat kein Telefon! Bitte, rufen sie den Krankenwagen!«
»Ich kenn Sie doch gar nicht …«
Ich stoße die Tür auf und entdecke im Flur verschlissenes Telefon mit Wählscheibe. »He!«, protestiert er, als ich mich an ihm vorbei drängle und den Notarzt rufe. Ich lass den Kerl ihn stehen und renne nach unten. Keine fünf Minuten später ist der Rettungswagen vor der Haustür. Endlich kann ich diese Situation abgeben. Als sie weg sind, schließe ich ab und kehre in den Glockenkeller zurück. Kwon tut den Schlüssel in die Schublade und stellt einen Four Roses vor meine Nase. »Danke«, sagt er.

Zwei Tage später fällt mir Rosi wieder ein und ich bekomme ein schlechtes Gewissen. Mir war nicht klar, warum, aber es treibt mich aus der Wohnung. Kwon öffnet kurz nach Mittag. Ich kaufe in der Stadt ein Pärchen dunkelgraue Netzstrümpfe. Die Verkäuferin bastelt daraus ein hübsches Geschenk, dann schlendere Richtung Glockenkeller. Kwon wischt die Tische ab und grinst mich an. »Was du da?«, will er wissen. »Ich rate. Für Rosi?«
»Sie bekommt nicht so viele Geschenke, oder?«
Er überlegt. »Nein. Ist armes Mädchen.«
»Ist sie noch im Krankenhaus?«
»Weiß nicht. Hatte keine Zeit.«
»Hat sie denn Familie oder so was? Geschwister? Kennst du jemanden?«
Kwon wischt wie ein Dan-Meister. Dann quetscht er seinen kugelförmigen Körper auf eine Holzbank und überlegt, die Stirn in Falten, der Kopf wackelt hin und her. »Nein. Rosi nur Rosi. Kommt, arbeitet wie Mann, gut, schnell, ist Verlass. Aber erzählt nix. Rosi ist dunkles Loch. Kein Licht drin. Kommt und geht.«
Ich sehe ihn an. »Na schön. Aber du weißt, wie sie mit Nachnamen heißt.«
»Klar, bin Scheff. Moment.« Er steht auf und verschwindet im Hinterzimmer. Mit einer Karteikarte in der Hand kommt er zurück. »Rosi … Dufa … Dufa …«
»Lass mich mal sehen.« Kwon seufzt. »Duvalier. Rosi Duvalier. Französisch. Vielleicht war sie mit nem Franzosen verheiratet.«
»Rosi verheiratet?« Er blickt skeptisch auf den Putzlumpen. »Glaub nicht. Armer Mann.« Ich grinse. »Willst Four Roses, bevor zu Rosi gehen?«
»Kann nicht schaden.«

Die ältere Dame am Empfang im Städtischen sieht mich mitleidig an. »Rosi Duvalier, sagen Sie?«
»Genau. Vorletzte Nacht mit dem Notarzt hier eingeliefert.«
»Sind Sie ein Verwandter?«
»Ihr Nachbar«, lüge ich.
»Aha.«
Das Geschenk und die Blumen, die ich hier am Kiosk besorgt habe, liegen vor mir und tun ihr Übriges, um Vertrauen aufzubauen; hoffe ich jedenfalls. Sie flippt sich durch einige Karteikarten, bis sich ihr Blick aufhellte. »Aha, hier. Die Patientin hat heute Morgen das Krankenhaus verlassen. Auf eigenen Wunsch. Tut mir leid.«
Überrascht mich das? Nein, nicht wirklich.
»Dann war es gar nicht so ernst?«
Sie klopft mit der Kugelschreiberspitze einige Male auf die Schreibunterlage. »Das kann ich nicht sagen, aber wir können die Menschen nicht zu ihrem Glück zwingen. Solange sie noch Herr ihres Willens sind und bei Bewusstsein, können sie im Prinzip gehen, wann sie möchten.«
Ich nickte. »Okay, vielen Dank. Wiedersehen.«
»Wiedersehen, der Herr.«
Von hier zu Rosis Wohnung sind es nur wenige hundert Meter.

Die Klingel ist offensichtlich kaputt. Kaum überraschend. Ich strecke mich und hämmere an die Küchenscheibe. Es dauert etwas, aber dann sehe ich schemenhaft ihr Gesicht hinter dem bräunlichen Vorhang. Gleich darauf öffnet sie die Tür. »Komm rein.«
Ich kann nur ihren Kopf sehen, der um die Türkante lugt, an der Schläfe die genähte Platzwunde, rot vom Jod. Als ich das Treppenhaus betrete, will ich gleich wieder umkehren. Ein Halbdunkel aus schmutzig-grauen Wänden, grauen Waschbetonstufen, Rosi, barfuß, steckt in einem hellblauen Bademantel, der eine Wäsche vertragen könnte. Sie starrt mich an und friert offensichtlich.
»Stör ich?« Mir fällt nichts anderes ein.
»Nein, nein, ist schon gut. Komm hoch.«
Flink nimmt sie die drei Stufen und verschwindet in der Wohnung. Ich folge ihr.
»Mach die Tür hinter dir zu«, ruft sie aus dem Bad. Was sonst, denke ich und drücke die Tür ins Schloss. In der Küche findet sich tatsächlich ein freier Stuhl. Die Blumen und das Geschenk lege ich auf den Tisch, zwischen Unmengen von Werbung, Milchtüten und staubtrockenen Brötchen. Rosi erscheint im Türrahmen, das Gesicht komplett abgeschminkt. Einige Falten rahmen die Augen ein wie ein Strahlenkranz. Ich hebe den Finger an meinen Kopf. »Was macht die Wunde?«
»Blumen? Du hast mir Blumen mitgebracht?«
Ich nicke. Meine Frage ignoriert sie. »Ich war im Krankenhaus und wollte dich besuchen. Und das hier habe ich dir gekauft als, äh, Wiedergutmachung sozusagen.«
»Wiedergutmachung?«
Sie reißt das Geschenk auf und starrt auf das Foto einer schönen Frau, deren ewig lange Beine in grauen Netzstrümpfen stecken. »Boah, Netzstrümpfe von Triumph. In Grau!«
»Deine sind ja kaputt, und einer davon voller Blut.«
»Danke.«
Sie setzt sich gegenüber auf einen Schemel, der vollbeladene Tisch zwischen uns.
»Bitte. Kein Ding. Ist nur eine Kleinigkeit.«
Rosi öffnet die Plastikhülle, wickelt die Strümpfe aus dem Karton, faltet sie auseinander und hält sie hoch. »Die sind wunderschön.«
Ich betrachte ihr Gesicht. Die Schwellung ist noch deutlich zu sehen. Ein Schimmern in den Augen wird sichtbar. Sie ist von einem Moment auf den anderen nicht mehr die raue Rosi aus der Kneipe. Langsam zieht sie die Strümpfe über die Füße, die Waden hoch, streicht sie glatt, steht auf und dreht sich weg, öffnet den Bademantel, lässt den Bund an der Hüfte los, schließt das blaue Ding wieder und nimmt Platz. Abwechselnd hebt sie beide Beine. Ich muss ein paar Mal schlucken und kann mich nicht entsinnen, jemals vollkommenere Beine gesehen zu haben. Ihr Blick ist ein anderer. Leuchtende Augen, Freude. Wie alt mag sie sein?
»Ich weiß nicht, wann ich das letzte Mal Blumen bekommen habe«, sagt sie zu ihren Beinen und stellt die Füße vorsichtig auf den Boden.
»Wie?«
»Die Blumen hier«, Rosi deutet auf den Strauß, hebt ihn an und wickelt das Cellophan ab. »Tulpen. Ich mag Tulpen. Wie bist du drauf gekommen?«
»Ich, äh …« Sie grinst über beide Ohren.
»Das Anziehen der Strümpfe hat dich verwirrt.«
»Kann man wohl sagen.«
Rosi kippt einen Rest Milch aus einer der Tüten in ein verkrustetes Glas und tunkt ein trockenes Brötchen hinein. »Hast du Hunger?«
»Äh, nicht wirklich. Danke.«
»Ziemlich abstoßend, oder?«
Ich sehe sie fragend an. »Was meinst du?«
»Na, wie ich hier lebe. Wie es hier aussieht. Ist doch abstoßend, oder?« Das Brötchen ist weich und Rosi zieht es an der trockenen Hälfte aus dem Glas, beißt das weiche Stück ab, schlotzt ein wenig am Übergang zum trockenen Teil und schmeißt den Rest wieder in die Milch.
»Gewöhnungsbedürftig, würde ich sagen.«
»Du bist so diplomatisch«, schmatzt sie, »das gefällt mir. Wie heißt du noch gleich?«
»Heinrich.«
Mit dem rechten Ärmel des Bademantels wischt sie über den Mund. »Heinrich, das ist ein schöner Name.«
»Klingt fast so gut wie Rosi Duvalier.«
»Oho! Rosi Duvalier! Genau! Das bin ich. Heinrich und Rosi Duvalier. Wäre das was?«
Mir fällt nicht auf, dass ich sie anstarre. »Also …«
»Du bist so natürlich verlegen. Herrlich. Man kann dich noch beeindrucken. Sag mal, warum bist du eigentlich gekommen?«
Ich puste die Luft durch die geschlossenen Lippen. »Ich wollte sehen, wie es dir geht. Du warst schließlich ziemlich schlimm dran.«
Mit dem Zeigefinger tunkt sie das Brötchen immer wieder unter.
»Du wolltest sehen, wie es mir geht? Aber warum? Du kennst mich doch gar nicht.«
»Was ist das für eine Frage? Weil ich eben nach dir sehen wollte. Deswegen bin ich ins Krankenhaus. Schließlich habe ich dich ja nach Hause gebracht und den Krankenwagen gerufen. Scheiße, ich hab mir halt Sorgen gemacht …«
Ich schweige, denn mir fällt nichts mehr ein. Muss man das erklären? Rosi sieht mich an. Sie zittert. Seit wann? Zwei Tränen rollen aus dem linken Auge. Ruckartig steht sie auf und stürzt auf mich zu, poltert gegen den Tisch, das Glas kippt um, samt weichem Brötchen und dem Rest der Milch. Bevor ich reagieren kann, sitzt sie auf mir und vergräbt ihr Gesicht in meinem Pulloverkragen. Rosi schluchzt. Die Tränen laufen meinen Nacken entlang. Ich bin wie betäubt und überlege zwanzig Mal hin und her, bevor ich die Hände auf ihren Rücken lege, Rosis Nacken kraule, bis sie sich beruhigt. Genau so abrupt steht sie wieder auf, schnieft, schnäuzt in irgendein Geschirrhandtuch und setzt sich wieder. Die Werbezeitungen auf dem Tisch haben die komplette Milch aufgesogen.

»Tut mir leid«, sagt sie leise.
»Schon gut. Mach dir keine Gedanken.«
»Doch. Mach ich aber.« Sie zupft am Brötchenbrei, schweigt, starrt Löcher in die Wand. Ich fühle mich völlig fehl am Platz. Alles in mir drängt mich zum Gehen.
»Soll ich Kwon sagen, dass du noch krank bist?«
Rosi schnäuzt ein zweites Mal in ein Geschirrspültuch, schmeißt es in die Spüle und sieht mich an. »Was denkst du von mir, Heinrich?«
Ich habe keine Ahnung, was sie meint oder hören will oder annimmt, was sie von mir hören wird. Ich fühle mich überfordert. Vielleicht ist alles, was ich sagen kann, egal in welche Richtung es geht, völlig falsch. Dann wächst ein Gedanke in meinem Kopf.
»Hör mal, Rosi, ich gehe jetzt zu Kwon und sage, du bist noch zwei Tage krank. Und heute Abend lade ich dich zum Essen ein. Wir treffen uns in Brötzingen beim Spanier. Du weißt, wo das ist?«
»Aber …«
»Kein Aber. Um sechs Uhr machen sie auf, also um Punkt sechs Uhr beim Spanier. Ich verlasse mich drauf.«
Sie nickt.

Gegen siebzehn Uhr überschlage ich meine Finanzen. Das Arbeitslosengeld war vorgestern gekommen, vier Blaue habe ich vorige Woche schwarz verdient. Genug, um sich einmal ein Abendessen mit einer Frau zu leisten. Ich schaue aus dem Küchenfenster hinunter auf die Straße. Ein gerade fehlschlagender Parkversuch, zwei Kinder mit Go-Karts vor einer alten Frau, die einen Moment verschnaufen muss, schwere Taschen neben sich auf dem Bürgersteig. Voller Zweifel ziehe ich los. Will ich das? Mit jemandem wie Rosi essen gehen? Was weiß ich schon von ihr? Vielleicht ist sie paranoid, manisch-depressiv, rastet aus beim Anblick von Pommes Frites. Soll es ja alles geben. Und bin ich anders? Meine Wohnung ist sauber. Gut. Krankhaft sauber sogar, vor allem so gut wie leer. Paar selbstgebaute Möbel. Aber egal, ich will diesem Abend eine Chance geben.
Von mir aus sind es zehn Minuten Fußweg. Gegenüber vom Lokal setze ich mich auf eine Bank vor der Sparkasse und beobachte vorbeilaufende Menschen. Was ich sehe, interessiert mich nicht. Als um sechs Uhr die Tür aufgeschlossen wird, stehe ich auf, strecke mich kurz und gehe hinein. Die Einrichtung ist zweifelsfrei spartanisch, nicht unähnlich der Einrichtung eines deutschen Vereinslokals. Die Besonderheit sind die Stimmung und das hervorragende Essen. Ich setze mich ins Eck unter den Fernseher, auf dem die Spanier jedes Wochenende die Spiele der spanischen Ersten Liga verfolgen. Von dort kann ich den Eingangsbereich einsehen. Eine Viertelstunde später steht Rosi im Türrahmen und sieht sich suchend um. Auf mehr als 1,65 bringt sie es nicht. Ich erkenne sie zuerst nicht, denn ihre Mähne fehlt, die Haare sind geschoren, zentimeterkurz. Sie trägt bronzene Ohrringe zu einer elfenbeinfarbenen Bluse, einen knielangen, dunkelroten Rock aus einem Veloursstoff und die grauen Netzstrümpfe. Ihre Füße stecken in roten Pumps. Den beigen Mantel hängt sie an die Garderobe, dann kommt sie auf meinen Tisch zu, die Augen der meisten Männer folgen ihr. Von sehnsüchtig bis applaudierend ist alles dabei. Rosi setzt sich mir gegenüber und atmet einmal tief durch. Ein weißes Pflaster verdeckt die Wunde.
»Da bin ich, Heinrich.«
»Man kann es deutlich sehen.«
»Bin ich zu spät?«
»Genau richtig.«
Sie grinst mit schiefem Mund. »Ich war beim Friseur«, erklärt sie. »War bisschen schwierig an der Wunde, aber das hat mir richtig gut getan.«
»Ich bin tief beeindruckt. Ich mag kurze Haare sehr.«
»Danke.«
Der Kellner kommt, überreicht uns je eine Karte und zückt einen Block. Ich kenne ihn von vielen Abenden hier. »Rosi? Trinkst du gerne Rotwein?«
»Ja, natürlich. Ist mir recht.«
»Dann bitte einen Campillo Tinto, eine Flasche.«
»Ich habe einen 78er und einen 80er.«
»Den 78er, bitte.«
»Kommt sofort.«
Rosi sieht mich fragend an. Vielleicht überlegt sie, ob ich nicht ein wenig übertreibe mit dem Wein und diesem Essen hier. Ehrlich gesagt, weiß ich das selbst nicht so genau. Mir gegenüber sitzt auf keinen Fall die in ewigem Schwarz gekleidete Rosi aus Kwons Glockenkeller. Zwischen Kneipe und hier liegen offenbar Welten.
»Rosi?«
»Ja?«
»Ich bin neugierig. Darf ich dich was fragen?«
»Natürlich. Nur zu.«
»Ich gehe seit Jahren zu Kwon. In der Kneipe trägst du schwarz Klamotten, blaffst die Männer an, wenn sie dir zu nahe kommen …«
»… oder trete in ihre Kronjuwelen …«
»… oder trittst ihnen ins Gemächt. Korrekt. Mir gegenüber sitzt aber eine ganz andere Person. Ich bring das nicht zusammen …«
Aus dem Ärmel ihrer Bluse zieht sie eine Schachtel Camel, weiche, französische Packung, nimmt zwei raus und bietet mir eine an.
»Französische. Vielen Dank.«
Sie zündet ein Streichholz, gibt mir Feuer und sich selbst, dann inhaliert sie tief und sieht mich lange an. Der Kellner kommt mit einer Karaffe Rotwein, zwei Weingläsern und zwei weiteren Gläsern fürs Wasser. Er baut alles zwischen uns auf, schenkt ein und zückt wieder den Block.
»Vertraust du mir, Rosi?«
»Ja.«
»Dann nehmen wir zweimal gegrillten Tintenfisch mit Knoblauch, Safranreis, je einen andalusischen Salat und geröstetes Weißbrot.«
»Eine sehr gute Wahl.« Er notiert alles und verzieht sich.
»Du musstest nicht mal in die Karte sehen.«
»Das esse ich meistens hier. Einfach, aber gut.«
»Okay.«
Wieder Schweigen. Sie lässt mich schwitzen. Also sage ich ebenfalls nichts, rauche stattdessen genüsslich. Rosi fixiert mich, jeden Zentimeter meiner Oberfläche und trinkt einen großen Schluck Campillo. Kurz stutzt sie, fährt mit der Zunge über die Lippen und stellt das Glas wieder auf den Tisch.
»Ich habe diese Kleider schon lange«, beginnt sie. »Vor acht Jahren sogar auf meiner Hochzeitsfeier getragen, stell dir vor. Seither liegen sie sauber gefaltet in einem Koffer, von dem ich durchaus immer weiß, unter welchem Dreckberg er auf mich wartet. Nur die Strümpfe sind neu.« Sie lächelt mich an. Sanft.
»Hochzeit?«
»Ja, inzwischen aber wieder geschieden.«
»Du warst mit einem Franzosen verheiratet …«
»Nein. Duvalier ist mein Mädchenname. Ich bin Französin. Mein Mann war ein Idiot. Und bei der Fremdenlegion.«
»Er heiratet und geht dann zur Fremdenlegion?«
»Ist man erst mal bei der Legion, darf man eine gewisse Zeit nicht heiraten, also macht man es vorher. Trotzdem steht aber in den Legionspapieren nicht, dass du verheiratet bist. Du wirst als ledig geführt. Zudem hat er noch seinen Namen geändert. Im Prinzip war er nicht mehr da.«
»Hm, sehr seltsam. Und warum sprichst du so perfektes Deutsch?«
»Ich bin aus dem Elsass. Aus Hagenau. Meine Großeltern haben Deutsch gesprochen, mein Vater meist auch. Nur meine Mutter ausschließlich Französisch. Sie hat die Deutschen gehasst.«
»Hat?«
»Ist schon lange tot.«
»Ist dein Ex Deutscher?«, hake ich nach.
»Deutschschweizer.«
Ich stutze. Das klingt ziemlich abenteuerlich. Sie nimmt das Glas, trinkt leer, redet aber nicht weiter. Vielmehr sieht sie durch mich hindurch, auf irgendeinen Punkt hinter mir. Ich schenke uns nach.
»Und wie seid ihr nach Pforzheim gekommen?«
»Schmuckstadt. Er hat hier versucht, eine Existenz aufzubauen, ging aber alles in die Hose«, sie winkt ab. »Vergessen wir‘s«
»Warum habt ihr euch getrennt?«
»Er war im Tschad, wurde 1978 schwer verwundet, kehrte als nicht mehr diensttauglich heim und war nicht mehr derselbe. Er war …«, ihr Blick verliert sich auf dem Tisch. »Jedenfalls wurde er entlassen und kam zurück. Ab da ging es bergab …«
»Möchtest du einen Osborne?«
Sie nickt. Ich hole an der Theke zwei Osborne, setze mich wieder. Erst jetzt fällt mir auf, dass Rosi wie eine Blume aufgeht. Vielleicht in diesen Kleidern oder weil sie von sich erzählen kann. Eine sich langsam öffnende Blüte. Die Haare fast schwarz, ausgefranst geschnitten an den Rändern. Das schärft ihre Konturen, ihr Gesicht. Was vorher unter einem Wust von Haaren verborgen lag, strotzt nur so vor Form und Ausdruck. Die Augen darin wie Barrieren. Trotzig, wild, dann wieder unsicher suchend, ein stets feuchter Schimmer über einer Mischung aus verschiedenen Brauntönen. Der Kajal setzt ein Ausrufezeichen darunter. Rehaugen. Ich hebe den Osborne.
»Auf den Abend, Rosi.«
Sie nickt und ich sehe unser Essen kommen.

Rosi verschlingt den Tintenfisch in Rekordzeit. Gleich drauf folgen der Safranreis, der Salat und am Ende bestellt sie noch ein Zitroneneis. Zufrieden lehnt sie sich zurück. »Du bist erst bei der Hälfte«, grinst sie.
»Wir haben alle Zeit der Welt.«
»Stimmt.«
Ich kippe den letzten Wein ins Glas und hebe die Karaffe hoch. Rosi mustert mich argwöhnisch. »Können wir uns das leisten? Ich meine, kannst du dir das leisten? Was kostet denn die Flasche?«
»Geht schon, hab was verdient die letzte Woche.«
»Was arbeitest du eigentlich? Verzeih mir meine Neugier. Geht mich ja nichts an.«
Ich schüttle unmerklich den Kopf. »Du darfst mich alles fragen und ich beantworte dir alles. Ich bin arbeitslos, seit einem halben Jahr. Und nebenher schneide ich für alte Damen in ihren Villen die Hecken, mähe den Rasen, halte die Bäume fit und all so was.«
»Bist du Gärtner?«
»Landwirt.«
»Wirklich?«
»Ja, gelernter Landwirt.«
»Wahnsinn. Das hätte ich nicht gedacht. So richtig mit Kühen, Schweinen, Hühnern, Schafen …«
»Ja, so richtig«, erwidere ich.
»Aber«, sie rutscht an den Tisch heran, »hat dein Hof Konkurs gemacht?«
»Ich hatte nie einen Hof, ich habe es nur gelernt, auf verschiedenen Höfen.«
»Ach so? Geht das?«
»Klar.«
Die zweite Karaffe kommt. »Danke. Vielleicht einen Kaffee, Rosi?«
»Gerne.«
»Für mich auch, bitte.«
Ich folge den Augen des Kellners, die auf Rosi schielen, bevor er entschwindet. In der Tat, ist um sie eine Art Aura, ähnlich der französischer Damen, voller Eleganz und dieser speziellen Art arrivierter Distanz. Was ich sehe, ist ein enormer Wandel, äußerlich wie ausgewechselt, innerlich schwer zu sagen. Als ich endlich fertig bin, schiebe ich das Geschirr beiseite und schenke Rotwein nach.
»Heinrich?«
»Hm?»
»Wohnst du weit weg von hier?«
»Nein, grad um die Ecke. Paar Minuten nur. Drüben, in der Burgstraße.«
Einer ihrer Zeigefinger zeichnet Linien auf den Holztisch. »Kann ich bei dir schlafen?«
»Bei mir schlafen? Aber …«
»Na komm, zier dich nicht so. Ist deine Wohnung aufgeräumt?«
»Das will ich meinen.«
»Na also! Ich habe lange nicht mehr in einer aufgeräumten Bude gepennt.«
Ich zeige ihr die offenen Handflächen. »Warum räumst du dann nicht mal auf?«
»Ja oder nein? Oder hast du eine Freundin, die jetzt gerade daheim auf dich wartet?«
Ich verdrehe die Augen. Ich bin ihre spontane, impulsive Art nicht gewohnt. Ich bin überhaupt niemanden mehr gewohnt, merke ich gerade. »Keine Freundin. Über den einen oder anderen Feldversuch bin ich nicht hinausgekommen.«
Sie grinst frech.
»Okay, Rosi, möchtest du heute Nacht bei mir übernachten?«
Sie spitzt die Lippen. »Sehr gerne werde ich bei dir übernachten. Das hat dich hoffentlich nicht zu viel Überwindung gekostet?«
»Nur ein wenig«, gebe ich zu. »Ich wohne schon lange alleine. Auf den Höfen war ich alleine. Meine bisherigen Freundinnen gingen mir schnell auf den Sack. Jemand um sich zu haben, ist schon …«
»Ja? Was?«
»Ich meine … hat auch was mit Verantwortung zu tun. Nicht wahr?«
Sie sieht mich lange an, dann nickt sie kaum merklich, als würde sie ausgiebig über meine Worte nachdenken. »Verantwortung für den anderen … ja, du hast es erfasst.«
»Na gut, Rosi. Lass uns den Rotwein leer trinken, dann gehen wir.«
Wie gut, dass ich in der kommenden Woche zwei Gärten in Ordnung zu bringen habe. Das wird locker ein paar Hunderter in meinen Säckel spülen. Es ist kurz vor zehn Uhr, als wir gehen und schweigend durch die Fußgängerzone schlendern. Ich denke über sie nach und die bevorstehenden Stunden und mir wird mulmig zumute. Keine Ahnung, warum. Auf Höhe des Brötzinger Rathauses tastet ihre Hand nach meiner, mit dem Zeigefinger streicht sie ein paar Mal über meine Handfläche, als suche sie nach abweisenden Stellen, dann schnappt sie vorsichtig zu.
»Stört dich das?«
»Nein. Mach dir keine Gedanken. Ungewohnt, aber es fühlt sich schön an.«
Nur wenige Menschen sind unterwegs. Vorbei an Schaufenstern mit allerlei nutzlosem Kram, halten wir nicht an der Fußgängerampel, sondern überqueren schnell die Dietlinger Straße. Auf der anderen Seite sieht sie zu mir auf. »Heinrich, weißt du, dass ich gerade riesig Angst hatte, deine Hand zu nehmen?«
»Ich auch. Glaub mir. Aber jetzt ist es so, als dass ich mehr Angst habe, sie wieder loszulassen.« Rosi lächelt und drückt fester zu.
»Du bist ein komischer Kauz. Ich kann das nicht genau erklären. Weißt du, jede Minute, die wir verbringen, ist kostbar. Und ich mag nicht an ein Morgen denken oder an das Gestern.« Etwas passiert zwischen uns. Das ist es, was mich zutiefst nervös macht.

Die Wohnung ist im dritten Stock. Vom Hinterhof nehme ich Sprudel mit nach oben. Etwas außer Atem öffne ich die Tür, knipse das Licht an und stelle die Flaschen auf den Küchentisch. Es bleibt still hinter mir. Ich drehe mich, aber Rosi ist nicht zu sehen.
»Rosi?« Ich luge ums Eck und entdecke sie wie angewurzelt auf der Schwelle der Wohnungstür. »Was ist los? Angst?«
»Kennst du das nicht? Vor dem ersten Schritt in etwas völlig Unbekanntes geht die Nervosität mit dir durch?«
Ich gehe auf sie zu und biete ihr die Hand. »Na komm. Ich mach uns erst mal einen Kaffee. Das kann ich gut.« Sie lächelt wie ein Kind, das zum ersten Mal den Frühling begreift. Ich helfe ihr aus dem Mantel und lege ihn über die Couch im Wohnzimmer. Dann fülle ich die Espressokanne. Rosi durchstreift die Wohnung, ich höre Türenklappern, ihre Schritte auf dem Holzparkett, wie sie stehen bleibt, vielleicht etwas berührt, dann weiter geht. Ich sehe aus dem Fenster und entdecke das alte Ehepaar gegenüber in ihrer Küche. Sie sitzen still, wie jeden Abend, fast wie in einem Wachsfigurenkabinett. Vier Hände liegen auf dem Tisch, beider Lippen sind verschlossen. Seltsam, sie kommen mir vor wie tot. Und doch leben sie, gehen ab und zu einkaufen oder fegen den Bürgersteig.
Das Wasser kocht und drückt sich durch den Kaffeefilter. Ich schalte den Herd aus, fühle eine Hand auf meiner Hüfte und erschrecke. Rosi lacht.
»Heinrich … du bist schreckhaft.«
»Ich hab dich nicht gehört, Entschuldigung. Normal bin ich ja auch alleine …«
»Komm mal her …« Sie dreht mich.
»Küss mich. Jetzt.«
Ich sehe nur noch ihr Gesicht, die schwarzen Haare, kurz, vor mir die Augen, immer größer werdend. Wie im Schlaf hebe ich beide Hände und führe sie an diesen betörenden Kopf, berühre ihn jedoch nicht, verharre kurz davor wie vor einer zerbrechlichen Schale. Vielleicht bräche diese Schale ja entzwei, käme es auch nur zu der harmlosesten Berührung.
»Hab keine Angst, Heinrich«, sie schließt die Augen und drückt beide Fersen vom Boden ab. Rosis Lippen heben sich meinen entgegen, leicht geöffnet, ich betrachte kleine Rillen auf dem so zarten Fleisch. Warum habe ich das bisher übersehen? Nur wenig beuge ich mich und setze den Mund auf ihren, halte die Luft an. Wie betäubt senke ich die Lider und ziehe Rosis Duft in mich hinein, eine herbe Süße, ein zarter Hauch von Bitter. Sie springt an mir hoch, umklammert meinen Hals und wir taumeln auf den Stuhl. Er knarzt. Rosis Lippen schnappten nach meinen, ungestüm, als sähe sie hinter uns durchs Fenster die vier Reiter herannahen, die alles beenden werden, noch bevor es wirklich begonnen hat. Ich will mich nicht mehr zurückhalten und erwidere den Sturm. Die Zeit vergisst sich selbst.

Erschöpft ruht ihr Kopf auf meiner Brust und ich an der Stuhllehne. Wie viel Zeit mag vergangen sein? Geduldig streichen meine Finger über den schmalen Rücken, einen muskulösen Nacken, durchstreifen Rosis Haare. Das Aufgeräumte meiner Küche kommt mir mit einem Mal wie ein Alptraum vor. Es ist kalt.
»Komm, wir gehen ins Bett«, flüstert sie, hebt den Kopf und sieht mich an. Das fahle Licht der Straßenlaterne macht sie nicht wirklich sichtbar. »Ich bin müde, Heinrich.«
»Möchtest du auf der Couch schlafen?«
»Möchtest du, dass ich auf der Couch schlafe?«
»Nein.«
»Dann komm.«
Sie rutscht von meinem Schoss, kickt die Pumps von den Füßen, lässt im Gehen Bluse und Rock fallen, ein Unterhemd mit Spaghettiträgern, löst den BH, legt eine Spur wie Hänsel und Gretel. Im Nu herrscht Unordnung. Sogar die grauen Triumph-Netzstrümpfe landen achtlos auf dem Boden. Sie schaltet jeden Lichtschalter aus, dem sie auf ihrem Weg begegnet. Ich folge ihr ins fast dunkle Schlafzimmer. Als wir vor dem Bett stehen, sind wir nackt und die letzten Minuten kommen mir vor wie zwanzig Jahre.
»Weißt du, was wir jetzt sind, Heinrich?«
»Nackt?«
»Schutzlos«, sie schnieft. Rosi setzt sich auf die Bettkante, schlägt die Decke zurück, robbt auf die andere Seite und legt sich hin. »Schnell, komm unter die Decke.« Ich kroch drunter, liege auf dem Rücken, beide Arme wie ein Soldat an der Hüfte. Ruckartig dreht sie sich mir zu und drückt ihre Nase an meinen Hals, riecht, schnüffelt sich zur rechten Schulter, zur der Brust, zum Bauch, tiefer, das eine Bein hinab, das andere wieder hoch und landet schließlich auf meiner Nase. »Du riechst gut«, sagt sie und küsst mich, dann rutscht sie wieder runter. Ihre Zunge landet auf meiner linken Brustwarze und saugt. Ich weiß gar nicht, wo mir der Kopf steht. Einen Augenblick später ist ihr Gesicht über meinem, sitzt auf meiner Hüfte. Das wenige Licht kann ihrer Schönheit nichts anhaben.
»Ich habe ein bisschen Angst, Heinrich, und du?«
»Nicht weniger. Das kannst du mir glauben.«
»Sag mal, wie alt bist du eigentlich?«
»Siebenundzwanzig«, seufze ich.
»Ui, siebenundzwanzig. Was meinst du, wie alt ich bin?«
»Keine Ahnung. Fünfunddreißig?«
»Ich bin einundvierzig.«
»Ist nur ne Zahl«, sage ich. Rosis Finger zwirbeln meine Brustwarzen.
»Gefällt dir das?«
»Und wie …« Die beiden Zahlen machen ein Rennen in meinem Kopf, aber schon bald bin ich im Anderland. Brustwarzenkneten ist meine Schwäche. Ich werde Teig in ihren Händen.
»Findest du mich schön?« Das war ihre Stimme. Bin ich noch im Jetzt?
»Beeindruckend schön.«
»Halt mich fest, Heinrich, tu was du willst, aber halt mich.«
Ich halte sie und spürte harte Linien auf ihrem Rücken, unregelmäßig geformt, uneben, kleine Knoten dazwischen, wie unterschiedliche Hautarten oder schlecht geklebte Pflaster. Rosi schnurrt wie eine Katze, bewegt die Hüfte immerzu auf und ab, mit einem Mal gleite ich hinein und bin in einem Vulkan. Glut umschließt mich. Alle zwei Atemzüge bewegt sie die Hüfte vor und zurück, dann auf und ab. Niemals zuvor habe ich in Zeitlupe mit jemand geschlafen. Sie dehnt es auf diese Art für uns bis zur Schmerzgrenze. Bis uns ein Tsunami hinwegfegt, auf dem Strand der Gefühle zerschmettert, als hätten wir keine Körper, bestünden nur aus Staub und Sand.

Dann schläft sie auf mir ein und ich streichle ihren Rücken, stoße wieder auf die Linien, bewege mich vorsichtig unter ihr hervor und knipse das Nachttischlämpchen an. Schlage die Decke zurück. Rosi nackt im gelben Licht, auf dem Bauch liegend, ein halbes Gesicht mir zugewandt. Sie ist schmal. Und da sind die Linien. Als ich mich runterbeuge, erstarre ich. Narben. Ein schreckliches Geäst aus langen und alten Narben. Mitgewachsen mit dem Körper. Ein Teil von ihr. Fast meine ich, durch sie hindurch in ihr Inneres sehen zu können. Bis hinab zu immer noch blutenden, klaffenden Wunden, die jemand ihr geschlagen hatte. Abrupt decke ich sie zu, stopfe die Decke rundherum unter die schmale und tief verletzte Rosi. Ich stehe auf und setze mich in die Küche. Von einem Augenblick auf den anderen schäme ich mich. Schäme mich, es nicht gesehen zu haben, nicht gemerkt zu haben. Nach einem Glas Whiskey lege ich mich auf die Couch. Wie hätte ich neben all den Verletzungen ruhig schlafen können? Niemals.

Als ich morgens auf der Couch erwache, fällt mein Blick auf ein Blatt Papier, das mit Tesa an der Wohnzimmertür befestigt ist, stehe mühsam auf, nehme den Zettel ab und schleiche ins Bad. Im Spiegel blicke ich mich an, dann auf den Zettel.
Du bedeutest mir sehr viel. Und ich Dir bestimmt nicht weniger, aber Bedeutungen bauen kein Leben. Vergiss mich nicht. Kuss! Rosi
Ich lasse den Zettel ins Waschbecken fallen und schlurfe ins Schlafzimmer. Das Bett ist leer, die Decke halb auf dem Boden, das Kissen noch zusammengeknüllt. Ich lege mich hinein und rieche am Bezug, halte das Kissen an die Nase, versuche etwas vom Duft aufzunehmen. Aber da ist nichts mehr. Die Sonne scheint durchs Fenster auf meine Beine. Ich ahne, dass wir nur zwei Planeten sind, die sich gnädigerweise für ein paar Stunden nähern durften, bevor ihre Bahnen sie wieder in die Kälte befördern. Ich decke mich zu und werde noch ein paar Stunden schlafen.

Diese Geschichte

Entstanden im Jahr 2015. Beschreibt etwas von Anfang der 1990er Jahre. Natürlich sind alle Personen rein fiktiv. Namen, Orte, alles frei erfunden. Und doch steckt die eine oder andere Realität darin. Das wahre Monster darin ist die häusliche Gewalt. Sie zu überwinden, wird noch viel Kraft und Anstrengung kosten und Jahrzehnte dauern. Ich werde es wohl nicht mehr erleben. Leider.

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