Rezension zu ‚Der lange Arm der Gewalt‘

Auf der Internetseite socialnet.de wurde Anfang des neuen Jahres eine Rezension meines Buches ‚Der lange Arm der Gewalt‘ veröffentlicht. Geschrieben wurde sie von Prof. Dr. phil. habil. Joachim Weber Professor an der Hochschule Mannheim, Fakultät für Sozialwesen in den Bereichen Theorie, Handlungstheorie und Ethik Sozialer Arbeit und Privatdozent an der Goethe-Universität Frankfurt am Fachbereich 04 (Erziehungswissenschaften). In seinem Fazit schreibt Professor Weber:

Das Werk bereitet systematisch und äußerst sorgfältig in gewissenhafter Analyse und Interpretation die Quellen des KZ-Kommandanten und Großvaters des Autors Willi Tessmann auf. Es leistet damit einen besonderen Beitrag zur Aufarbeitung der NS-Zeit mit einer klaren Botschaft, den Kreislauf der Gewalt, der diese Bewegung prägte, zu durchbrechen und verantwortlich mit der Welt unter Menschen umzugehen. Es sticht heraus durch die lebensweltliche Nähe, die anhand des Quellenmaterials erzeugt wird, insbesondere durch den Briefwechsel des Täters mit seiner Frau aus der Haft bis zu seiner Hinrichtung.

Seit einigen Monaten erleben wir in der Öffentlichkeit zunehmende Vergleiche unserer Demokratie mit dem Dritten Reich bzw. dessen Strukturen sowie Partei- und Exekutivorganen (SS und Gestapo). Menschen gehen auf die Straße mit angeheftetem ‚Judenstern‘ auf dem ‚ungeimpft‘ steht oder die Pappschilder tragen mit der Aufschrift ‚Impfen macht frei‘, angelehnt an die von den Nationalsozialisten über den KZ-Toren angebrachten Formeln. Die Unerträglichkeit dieser Vergleiche macht wütend. Wie kann man Geschichte so (bewusst?) missverstehen? Hier treffen sich gezielte, bewusst eingesetzte Provokation, bewusste und unbewusste Unwissenheit, kognitive Dissonanz, esoterisches Gemurmel zu einer Melange, die nun tatsächlich eine gewisse Ähnlichkeit mit der Zeit vor 1933 hat, dem unwissenschaftlichen Geschwurbel um Rassen und jüdischer Weltverschwörung, umgarnt von Deutschnationalem, Ahnensuche, Germanentum und allerlei anderem Kroppzeug. Neonazis riechen Morgenluft und eine erkleckliche Anzahl Menschen klebt an deren süßen Worten, auf der Suche nach stabilen Ankerpunkten in einer zunehmend instabilen Welt im schnellen Strom der Veränderungen. Die ’schon immer wussten‘, dass irgendwas nicht stimmt und ‚irgendwer‚ ihre Geschicke bestimmen will. Der einzige Ausweg für sie ist es, sich immer tiefer in ihr Paradigma zu graben. Denn dass wir anderen das Gegenteil behaupten, ist Beweis genug für ihre Wahnvorstellungen. Damit sind sie geistiges und emotionales Freiwild für die professionellen Hetzer und Rattenfänger.

Nachzulesen im Buch …

Wie das, was heute funktioniert in diesen Kreisen, damals schon rationalen und empathischen Humanismus desintegrierte, kann man aus manchem Dokument gut herauslesen. Besonders aus den Briefen. Wie Menschen sich ihr Handeln schönreden, nur um nicht zugeben zu müssen, schuldig zu sein. Unmenschlich gehandelt zu haben. Traurig. Umso mehr, weil die Gräben damals wie heute mitten durch die Familien gehen. Einige von ihnen jedoch hetzen und drohen einfach nur gerne. Deren Erziehung hat versagt oder war nicht vorhanden.

Euer Heiko

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