Frau Lieberam wurde am 2. April 1891 in Erfurt geboren, ist verheiratet und hat drei Kinder. Ihre Zeugenaussage lautet wie folgt (exakte Abschrift):
Vernehmung von Minna LIEBERAM
Ich bin Minna LIEBERAM, geborene LIEBERAM, geboren am 2-IV-1891 in Erfurt und ich bin religionslos. Ich bin Hausfrau von Beruf. Ich bin verheiratet und habe drei Kinder. Ich habe niemals der NSDAP angehört. Vor 1933 war mein Sohn Mitglied der Antifaschistischen Jugend. Er wurde deshalb 34 verhaftet und ins KZ-Lager eingesperrt. Nachdem mein Sohn entlassen wurde, sind wir stets von der Gestapo beobachtet worden. 1943 sandte die Gestapo mir einen Spitzel namens HUNGER ins Haus, der ungefähr ein Jahr bei mir verkehrte. Später kam auch PANEK zu mir. Die beiden haben alles was ich sagte notiert und auf Grund dessen wurde ich Ende 1944 verhaftet. Ich wurde ins Polizeigefängnis Fuhlsbüttel […] und verblieb dort bis zum 13-IV-1945. An diesem Tag wurde ich nach Kiel-Hassee geschickt, wo ich am 28-IV-1945 befreit wurde. Die meisten Beamtinnen von Fuhlsbüttel haben das Schlagen und Misshandeln zum System gemacht.
Besonders [her]vorgetan haben sich folgende Beamtinnen: SCHULZ, BORGEMEHN, BURMEISTER, BOCH. Ich habe einmal gesehen wie zwei polnische Mädchen den Flur entlang gingen und Stühle trugen. Sie sprachen dabei ein wenig. Dies wurde von SCHULZ bemerkt, die von hinten kam und ihnen ein paar Schläge auf den Kopf versetzte. Ich habe einmal gesehen, wie BORGEMEHN in einer Zelle Ausländerinnen schlug. Als sie raus kam, sagte sie zu mir: „Ich muss sie schlagen, weil ich anders mit dem verfluchten Ausländerpack nicht fertig werde.“
Ich weiß, dass BORGEMEHN, falls sie Dienst hatte, den Empfang der Neuzugänge übernahm. Ich habe im ersten Stock das Klatschen der Schläge und das Schreien der Frauen gehört. Ich habe gesehen, wie BURMEISTER die Ausländerinnen geschlagen hatte. Die meisten waren Polinnen und Russinnen. Ich habe gesehen, wie BOCH in den Russensaal reinstürmte und nach links und rechts Schläge austeilte. Als sie mich bemerkte, sagte sie: „Die müssen das haben.“ In meiner Zelle, die dem Bereitschaftsraum gegenüber lag, gab es in der Tü[h]r einen Ritz. Durch diese Öf[f]nung konnte ich alle Vorgänge im Bereitschaftsraum beobachten. Auf diese Weise habe ich beobachtet, wie die Beamtinnen unsere Lebensmittelzuteilungen regelmäßig besto[h]len haben. Eine andere beliebte Strafform war der Essensentzug. Dies wurde von allen Beamtinnen verhängt, besonders aber BURMEISTER. Am 10., 11. und 12. April 45 wurden in Fuhlsbüttel Bespre[ä]chungen zwischen TESSMANN und den Beamtinnen abgehalten. W[e]ährend dieser Bespr[…]chungen wurde das Los der noch in Fuhlsbüttel gebliebenen Frauen entschieden.
Ich weiß, dass die Beamtinnen das Los der Frauen mitbestimmten, da mir BISMARK sagte, dass sie mich vom Transport nach Kiel-Hassee befreite. Am selben Abend sagte mir BORGEMEHN, dass sie zum Kommandanten muss, weil es wieder eine Bespr[ä]echung gi[e]bt. Gegen Mitternacht teilte sie mir mit, dass w[e]ährend der [B]bespr[ä]echung doch entschieden wurde, dass ich auf Transport gehen solle. Ich kam nach Kiel-Hassee mit dem Transport der Kranken und Körperbehinderten. Auf einem Wagen kamen dieje[h]nigen mit uns, die w[e]ährend der Verhöre so zusammengeschlagen wurden, dass sie sich nicht mehr bewegen konnten. Auf dem Wege kamen wir an den marschierenden Kolonnen vorbei. Die Menschen waren in einem furchtbaren Zustande. Die meisten waren barfuß, und ihre Füße waren mit eiternden Wunden bedeckt. In Kiel-Hassee haben mir Kameraden erz[ä]ehlt, dass viele Menschen auf dem Transport erschossen wurden.
Anmerkung des Autors
Denjenigen unter uns, die der Meinung sind, Pandemie-Maßnahmen in Deutschland bzw. weltweit, seien auch nur ansatzweise mit Handlungen der Gestapo oder den totalitären Wesenszügen des Dritten Reichs vergleichbar, möchte ich nahelegen, solche Zeugenaussagen aus dem Prozess II der drei Fuhslbüttel-Prozesse zu lesen. Ich kann nur schlussfolgern, dass hier ein sehr begrenztes Wissen bzw. Ahnungen oder Hörensagen vorliegen und man sich in keinster Weise mit den massenhaft zur Verfügung stehenden Quellen beschäftigt hat, sondern sich auf das verlässt und man dem folgt, was moderne Rattenfänger streuen, um eigene Ziele zu verfolgen. Das ist peinlich und beschämend. Zumal im Zuge dieser Rattenfänger-Maßnahmen der Antisemitismus aufblüht, und Mitmarschierer sich diesen automatisch zu eigen machen.