Frau Dreher wurde am 30. April 1915 in Hamburg geboren. Sie ist verheiratet, hat zwei Kinder und ist Hausfrau. Nach ihrer Verhaftung und dem Verhör durch die Gestapo im Holstenglacis, wurde sie nach Fuhlsbüttel überstellt. Ihre Zeugenaussage lautet wie folgt (exakte Abschrift):
Vernehmung von Gertrud Wilhelmine Mathilde Therese DREHER
Vernehmung unter Eid von Gertrud Wilhelmine Mathilde Therese DREHER, weiblich, aus Hamburg 20, Brödermannsweg 77c.
Ich bin Gertrud Wilhelmine Mathilde Therese DREHER, geborene GRONAU, geboren am 30.4.1915 in Hamburg. Ich bin religionslos. Von Beruf bin ich Hausfrau. Ich bin verheiratet und habe 2 Kinder. Ich habe weder der NSDAP noch irgendeiner NS-Organisation angehört.
Nach meiner Verhaftung wurde ich ins Gestapo-Gebäude gebracht. Dort wurde ich von HELMS verhört. Später, als ich in Fuhlsbüttel eingeliefert wurde, bin ich von TESSMANN verhört worden, der mich dabei geschlagen hat. Ich weiß auch, dass er andere Häftlinge verhört hat.
Ich habe gesehen wie Ella SCHULZ, während sie Häftlingskolonnen in ein anderes Gebäude führte, Ausländerinnen, die ihre Befehle nicht verstanden, Ohrfeigen versetzte. Falls die Betroffenen versuchten sich zu entschuldigen, wurden sie weiter geschlagen.
Sonntags pflegte SCHULZ Saalrazzien durchzuführen. Dies wurde in den Ausländersälen durchgeführt. Sie hatte immer noch eine zweite Beamtin zu Hilfe, meistens BORGEMEHN oder BURMEISTER. Alle Frauen mussten sich im Flur nackt ausziehen und ihr Zeug wurde durchschaut. Falls der SCHULZ etwas missfiel, wurde die betroffene Frau geschlagen.
Die BORGEMEHN hatte die Ausländerinnen bei der Arbeit zu überwachen. Falls irgendein Werkzeug verloren ging oder die Frauen das vorgeschriebene Pensum nicht schafften, wurden sie von ihr geschlagen und das Essen wurde ihnen auf meistens eine Woche entzogen.
Anfang November 1944 wurde angeblich im Saal auf B 1 eine Decke zerrissen. Daraufhin ordnete die BORGEMEHN an, dass sämtlichen Ausländern die Decken entzogen wurden. Infolgedessen haben die Ausländerinnen 3 Wochen lang keine Decken gehabt. Als sich die Diphterieepidemie verbreitete, wurde ihnen wieder eine Decke zugeteilt, aber dann mussten sie nackt ins Bett gehen und die Kleider vor die Tür legen.
Im August 1944 wurde in Fuhlsbüttel eine Französin namens ROLAND eingeliefert. ROLAND hatte bei einem Gastwirt namens RATHJENS, wohnhaft am Siemensplatz, gearbeitet. Sie war nierenkrank und wurde vom Arzt als arbeitsunfähig geschrieben. Daraufhin klagte RATHJENS sie bei der Gestapo wegen Arbeitsverweigerung an. In Fuhlsbüttel versuchte BORGEMEHN ihr Vertrauen zu gewinnen. BORGEMEHN redete der ROLAND ein, dass – falls sie Aussage machte – sie entlassen wird. Die ROLAND hatte BORGEMEHN geglaubt und der Gestapo Aussagen gemacht, in denen sie Schwarzmarktbetreibungen des RATHJENS preisgab; unter anderem. Das hat sie mir selbst erzählt, mit der Bemerkung, dass sie jetzt bald entlassen wird. Daraufhin wurde sie mit dem nächsten Transport nach Ravensbrück zur Vernichtung geschickt. Auf meine Frage, wo ROLAND sei, sagte mir BORGEMEHN: „Die habe ich erledigt. Ist auf Vernichtung nach Ravensbrück gegangen. Die Ausländer seien nichts anderes Wert, als dass man sie vernichtet.“
Ich habe gesehen, wie BURMEISTER die Ausländerinnen die vom Fischkommando zurückkamen, nach geschmuggelten Lebensmitteln und Zigaretten untersuchte. Falls sie etwas fand, schlug sie die Betreffende, entzog ihr das Essen und beantragte meistens 14 Tage Arrest.
Die BURMEISTER kam manchmal morgens in die Ausländersäle und fragte, wer sich zum Arzt melden wolle. Denjenigen die sich meldeten, entzog sie dann die Fettzuteilung. Die BISMARCK hat eng mit TESSMANN gearbeitet. Sie hatte sich, eine mütterliche Weise für vorheuchelnd, das Vertrauen der Häftlinge erworben und sie dann der Gestapo preisgegeben Ich habe gesehen wie BISMARCK bei verschiedenen Gelegenheiten die Ausländerinnen geohrfeigt und geschlagen hat. Bei der Gelegenheit meines ärztlichen Besuches, beobachtete ich folgenden Vorfall. Es wurde eine Russin zum Arzt gebracht, die nach einem Verhör offene Wunden auf dem Gesäß hatte. Eine Wunde war so groß, dass man eine Faust reinstecken konnte. Doktor SCHNAPPAUF besah sich die Wunden und sagte, dass dies nicht schlimm sei und überließ den Verband dem Heildiener MAU. Die Wunden eiterten, weil sie tagelang nicht verbunden gewesen sind. MAU reinigte die Wunden überhaupt nicht, sondern streute ein wenig weißes Pulver hinein, bedeckte dies mit einem Stück Gaze und verklebte mit 2 Stück Leukoplast. Während der Behandlung bat er die BURMEISTER ihm zu helfen, was die ablehnte mit der Begründung, dass sie Russin schmutzig sei. Ich stellte mich dem MAU zur Verfügung und deshalb hab ich alles gut beobachten können. Dieser Verband hielt nicht und als die Russin aufstand, fiel alles herunter. Darauf sagte MAU, die muss damit selber fertig werden. Die Russin musste sich ankleiden und wurde in ihre Zelle geführt. Die Hose, die die Russin an hatte war ganz mit Blut und Eiter bedeckt. Ich bat die BURMEISTER ihr eine andere Hose zu geben, die mir antwortete, dass ich das ihr überlassen solle. Es ist noch nicht notwendig, die Hose ist noch nicht so schmutzig.
Diese Russin gehörte einer Gruppe von 6 russischen Mädchen an, die angeblich wegen Plünderung verhaftet wurden. Nach ungefähr einer Woche sind sie auf Vernichtungstransport gegangen. Ich möchte bei dieser Gelegenheit erwähnen dass ERKRUTH mir sagte, dass sie zusammen mit BORGEMEHN 6 Russinnen nach der Einlieferung verprügelte, obwohl sie schon beim Verhör in der Gestapo schrecklich geschlagen wurden. Sie hat mir auch gesagt, dass es sicher ist, dass sie aufgehängt werden.
Anmerkung des Autors
Denjenigen unter uns, die der Meinung sind, Pandemie-Maßnahmen in Deutschland bzw. weltweit, seien auch nur ansatzweise mit Handlungen der Gestapo oder den totalitären Wesenszügen des Dritten Reichs vergleichbar, möchte ich nahelegen, solche Zeugenaussagen aus dem Prozess II der drei Fuhslbüttel-Prozesse zu lesen. Ich kann nur schlussfolgern, dass hier ein sehr begrenztes Wissen bzw. Ahnungen oder Hörensagen vorliegen und man sich in keinster Weise mit den massenhaft zur Verfügung stehenden Quellen beschäftigt hat, sondern sich auf das verlässt und man dem folgt, was moderne Rattenfänger streuen, um eigene Ziele zu verfolgen. Das ist peinlich und beschämend. Zumal im Zuge dieser Rattenfänger-Maßnahmen der Antisemitismus aufblüht, und Mitmarschierer sich diesen automatisch zu eigen machen.