Was bisher geschah …

Gedichte und Lyrische Kurzprosa aus vier Jahrzehnten Leben. Jetzt ist die gesamte Trilogie erhältlich. Drei Bücher mit jeweils um die 140 dieser kurzen Momentaufnahmen. Quasi eine Art Tagebuch, manchmal kryptisch, manchmal klar und direkt, ab und zu mit einem Schuss Humor. Für die meisten der Texte gilt, dass ich mich genau daran erinnern kann, wo und zu welcher Tageszeit ich sie geschrieben habe. In welcher Situation ich steckte, was ich empfand oder dachte. Das ist das eigentlich Besondere daran. Besser als Fotos aus diesen Jahren (wobei kaum welche existieren, da ich ein Fotofeind bin). Auch die Veränderungen innerhalb einer Persönlichkeit sind abzulesen, wie man sich zu einer Sache verortet, wie distanziert sie zu betrachten ist, ob man mittendrin steckt oder schon Abstand genommen hat. Empfehlen werde ich natürlich alle drei, aber um den Zeitstrahl des Lebens zu erfassen, ist es schon notwendig, vorne zu beginnen, dort, wo die Lebenswucht noch unmittelbarer ist und man ihr – weitestgehend erfahrungslos – kaum was entgegenzusetzen hat.

Leseprobe aus Band I

Unterführung

Tür zumachen
von außen und
Lärm Menschen
Southern Comfort
drin lassen
Treppe hinab
zur Unterführung
Kalte Winterluft
Lungen schmerzen
Schritt um Schritt
Sinnloses in den
Schaufenstern
Nachgeburten von
Zivilisation
Kein Traumbild
Dann
eine Plastiktüte
REWE-Rotwein darin
Warum nicht
mitnehmen
nach Hause gehen
Hab vergessen
wo das ist

Mai 1988

Leseprobe aus Band II

Die wahren Verlierer

Über den Hügel
Lander Wyoming
Drei Cheyenne
torkeln aus der Bar
ab in die nächste
Whiskeyflasche dabei
Einen Tag später
ab nach Thermopolis
Cheyenne auf einem Pick-up
Der Whiskey ihr
Blutsbruder
Feuerwasser
Am großen Staudamm
sitzen sie in Hütten
aus Wellblech
auf kaputten Stühlen
Flaschen nie leer
Im Westen schimmern
die Rocky Mountains
Knapp 40 Grad
und Custer defiliert
dort unten

März 1993

Leseprobe aus Band III

Aus der Vergangenheit

Im geweihten Tränenbecken
In Kopf und Seele
hinter meinem Rücken
längst verdrängt tot ertränkt
Stimmen aus der Ferne
Stimmen aus dem Schatten
unter mir strecken Hände sich
herauf aus kaltem Grund
zerren ziehen stumm
an erinnerungsloser
verlebter Zeit
Ohne Freund
Ohne Feind
Sind das wir
Bin das ich

Februar 2009

Ich wünsche …

… gute Unterhaltung. Freude beim Lesen, aber es wird auch Traurigkeit dabei sein, eigene Erinnerungen werden kommen; das wird nicht ausbleiben. Macht nichts. Dafür sind ja Bücher da, dafür sind Gemälde in der Welt oder Musik oder Plastiken. Es soll uns daran erinnern, wie fehlerhaft wir sind, wie wir die Welt sehen und dass die Welt ohne uns eine temporäre Perfektheit aufweist; mit uns Menschen aber eine tragische Unvollkommenheit in sich trägt. Und tragische Unvollkommenheit braucht immer einen Spiegel, sonst fühlt sie sich alsbald zu wohl und nimmt herrschaftliche Züge an.

Bis bald.
Euer Heiko