Grafik: Paul und die Jungs als Titel. Darunter steht, dass das Buch endlich im Buchhandel und online verfügbar ist.
Endlich kaufbar!

Paul hat das Licht der Romanwelt erblickt

Ich bin froh

Endlich! In der Taschenbuchversion ist ‚Paul und die Jungs‘ nun erschienen. Obwohl die 400 Seiten recht zügig aus der Tastatur kamen, hat es am Ende doch noch etwas länger als vermutet gedauert. Egal! Mir liegt die Geschichte am Herzen. Obwohl sie Anfang der 1980er spielt und damals noch vieles im Argen lag, was das Hauptthema betrifft, finden sich in unserer Gegenwart wieder viele der Diskussionen von damals. Es geht unter anderem um Homosexualität. Damals unter dem § 175 Strafgesetzbuch. Dahinter steht das Anderssein. Aber wie anders? Anders als was? Anders als wer? Und was wird benötigt, um etwas oder jemanden als anders zu bezeichnen?

Der Blick in den Spiegel

Ich lebe in einem Dorf, in dem manch Bewohner*innen noch vor einigen Jahrzehnten ungern sahen, wenn ihre Söhne oder Töchter Partner*innen aus einem Nachbardorf geheiratet haben. Die Gründe dafür? Egal, lächerlich natürlich. Alles sehr katholisch hier. Auch verlieben, verloben, verheiraten mit Protestant*innen war ein heikles Thema. Gründe? Lächerlich. Neu hinzugezogene Bürger*innen? Hm, wer weiß, wo die herkommen. Wehe, man musste selbst in einen anderen Ort umziehen, der Arbeit wegen etwa. Ob das zu Erkenntnis geführt hat? Und wie ist es dann erst mit Hautfarben, körperlichen Beeinträchtigungen, seelischen Leiden, Armut, Jude oder Jüdin sein oder Erzfeind (Frankreich ist nicht weit weg). Ausgrenzung überall. Wir alle können jederzeit an jedem Ort ausgegrenzt werden, weil wir dieser oder jener Gruppe nicht angehören und auch niemals von ihr aufgenommen werden, aufgrund unserer ’negativen‘ Eigenschaften, die anhand von Kategorien festgelegt und einsortiert werden können in das jeweils vorhandene Ordnungssystem. Auch im Roman gibt es Menschen, die außerhalb von Gruppen stehen und versuchen, ihr Leben in diesen Zwischen- und Hohlräumen einzurichten, sich still zu verhalten. Oder jung sind und nichts mit den Gruppenzugehörigkeiten anfangen können, weil sie nicht so denken und fühlen. Was sollen diese jungen Menschen tun? Wo ist ihre Heimat? An wen können sie sich wenden? Wo können sie Mensch sein?

Die Vergangenheit holt auf

In nicht wenigen Staaten des Planeten werden wieder Gesetze erlassen, die Homosexualität kriminalisiert, bis hin zur Todesstrafe. Diese Gesetze betreffen in der Regel die ganze LGBTQIA+-Gemeinschaft. Mit mehr Akzeptanz bspw. in den meisten Staaten der EU – auch gesetzlich – nehmen Ablehnung und Hass zu. Im Netz und dem realen Leben. Das ist unerträglich. Ein staatlich verordneter und geduldeter Rückschritt. Ich habe zusehends den Eindruck, dass wir das Mittelalter noch nicht verlassen haben. Im Gegenteil, wir nähern uns seinem Höhepunkt. Wen trifft es? Nicht nur demokratische, tolerante Gesellschaften als Ganzes, nein, es zielt auf die betroffenen Menschen. Mitten in deren Herz. Nicht alle besitzen eine kämpferische Natur, haben ausreichend Resilienz im Rucksack.

Paul und die Jungs …

… ist nur ein kleiner Roman und wird die Welt nicht retten. Nicht mal an der Oberfläche von Hass und radikaler Intoleranz kratzen. Aber er reiht sich ein in die vielen kleinen Puzzleteile, die nötig sind, um eine bessere Welt zu bauen.

Roman
Autor: Heiko Tessmann
Genre: Coming-of-Age, Sexualität
Taschenbuch, 408 Seiten
ISBN: 978-3-7431-1284-1
Verlag: Books on Demand
Erscheinungsdatum: 02.03.2023
Preis: 17,90 EUR
E-Book:

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Zum Inhalt: Köln, Ende 1980. Andi und Heinrich sind dicke Freunde. Paul ist schlaksig, voller Tics, unsichtbar, in einer dysfunktionalen Familie. Langsam entwickelt sich eine Beziehung zwischen Heinrich und Paul. Wechselwirkungen beginnen. Paul blüht auf in der Freundschaft. Bald stellt sich heraus, dass er homosexuell ist, in Heinrich verliebt und hat Fluchtgedanken. Nur weg von Schule und Heinrich, der eine Freundin hat. Es kommt zu einer intimen Annäherung, das lässt Heinrichs Weltbild wanken. Paul beginnt jedoch sein neues Leben und Heinrich bleibt unsicher zurück. Probiert aus und muss zusehen, wie Paul sich zusehends von ihm entfernt, im Mahlstrom von tradierter Gesellschaft, Konvention, Anfeindung, Entwürdigung.

Viel Spaß beim Lesen wünscht Euch
Heiko

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