Dokumente sind online
Zum demnächst erscheinenden Buch „Der lange Arm der Gewalt“ gibt es alle Dokumente online. Grund: Steckte ich alle Dokumente in ein Buch, müsste man es mit der Schubkarre aus der Buchhandlung holen. Es macht also Sinn – zumal heutzutage – diese online zur Verfügung zu stellen. Es gibt zwei Arten, um die Informationen zu betrachten: 1. online in einem Fenster und 2. als Download (PDF). Leser:innen können das Buch natürlich ohne alle Begleitdokumente lesen; der Sinn erschließt sich auch so, aber als Unterrichtsmaterialien müssen sie auf jeden Fall zur Verfügung stehen. Durch die Einzelverfügbarkeit lassen sich bestens Einzel-, Team- oder Gruppenarbeiten planen. Die PDF-Variante ist so angelegt, dass man noch Notizen darauf anbringen kann. Es ist eine Dokumentnummer vergeben, um es im Netz wiederzufinden. Neben den Dokumenten aus meinem Privatarchiv liegen bei mir 50 Dateien aus dem Bundesarchiv. Für die Zurverfügungstellung müsste ich laut Reglement Gebühren zahlen. Hier versuche ich noch eine Lösung zu finden, denn schließlich sind Originaldokumente aus dem Rasse- und Siedlungshauptamt der SS von erheblicher Bedeutung, um einen Einblick in die Funktionsweise des nationalsozialistischen System zu bekommen. Ich hoffe, es wird mir gelingen. Weiterhin gibt es Dokumente aus dem Prozess #2 im Curio-Haus in Hamburg. Die Quelle dieser Dokumente ist das Britische Nationalarchiv. Ich stelle sie online zur Ansicht bereit, allerdings nicht als PDF. Bitte beachten Sie alle von mir hinterlegten Rechtshinweise auf den einzelnen Seiten.
Ein Grund? „Anne Frank“ aus Kassel?
Es gab lediglich einen Grund, dieses Buch zu machen: Der Versuch, aufzuzeigen, wie einzelne Menschen – dann ganze Familien – in totalitäre Lebensumstände abrutschen. Bis hin zum engagierten Mitmachen. Inzwischen jedoch gibt es einen zweiten Grund: Die unseligen Vergleiche zwischen Maßnahmen zur Eingrenzung pandemischer Situationen und dem totalitären NS-Regime, die Coronaleugner bzw. Querdenker aus Unwissenheit oder kalkulierter Provokation in allen Medien und auf öffentlichen Demonstrationen anwenden. Bilder von gelben Judensternen mit dem Aufdruck „ungeimpft“ sind unerträglich, weil sie das Geschehene dermaßen verzerren, alle Opfer des Nationalsozialismus instrumentalisieren, um staatliche Maßnahmen zu geißeln, die der Staat – und damit im gesellschaftlichen Auftrag – tun muss, ansonsten es kein Staat wäre. Mit solch einem Verhalten wird eine Abwesenheit von Bildung und Verstehen von Zusammenhängen zur Schau gestellt, die beschämend ist. Sich auf einer genehmigten Demonstration mit einem aus Deutschland nach Holland geflüchteten Mädchen zu vergleichen, das in einem Speicherversteck ausharrte, um doch am Ende ermordet zu werden – das macht erst mal sprachlos. Und dann wütend. Es ist eine Melange aus kognitiver Dissonanz, Ignoranz, Leben und Denken im Paradigma, Esoterik und extremer Ideologie, die uns da begegnet. Wer sich tatsächlich mit der Geschichte des Nationalsozialismus beschäftigt hat – auch in seiner Entstehung – wird dort dieselbe Melange finden.
Jana und die anderen im Kola-Fu
In einem tatsächlich totalitären Staat, hätte mein Großvater als Kommandant genau diese Menschen in den Verhörkellern begrüßt, wo sie barfuß auf dem Beton, mit kaltem Wasser abgespritzt und bei Essensentzug in die Dunkelzelle gesperrt worden wären. Ein paar Tage später auf den Holzbock gebunden und mit der Gerte bearbeitet, mit dem Gewehrkolben, ohne Schuhe auf Split und Asche exerzieren lassen. Sie wären noch nicht mal auf die Demonstration gekommen, sondern vorher aus ihren Wohnungen geholt worden. Niemand hätte irgendwelche Querdenker auf einem Platz demonstrieren sehen. Sich mit den Opfern des Nationalsozialismus zu vergleichen, ist eine Unverschämtheit … und bodenlose Dummheit. Das Ganze ist ein Lehrstück dafür, wie Geschichte und historisches Wissen nach dem Sterben der „Erlebensgeneration“ langsam aber sicher verpuffen und jede/r alles nach Gutdünken, Lust und Laune oder ideologie für die eigenen Zwecke nutzen – oder sich instrumentalisieren lassen kann. Und natürlich – wie sollte es auch sonst sein – den Rattenfängern auch noch bares Geld für den „guten Zweck“ überweist.