Klimakatastrophe literarisch

Beim Einpflegen meiner Texte in die Website, nähere ich mich jetzt dem großen Komplex der Inseln. Das umfasst einen Roman, einen Folgeroman als Rohfassung und mehrere Kurzgeschichten. Roman eins und ein großer Teil der Kurzgeschichten sind schon seit geraumer Zeit im Buchhandel erhältlich, aber Ihr wisst ja: alles wandert ins Netz. Um was geht es in den Texten? Kurze Antwort: Klimakatastrophe. Das Thema ist mir mehr als wichtig. Im nichtliterarischen Leben beeinflusst dieses Damoklesschwert jetzt schon unser aller Leben. Von zunehmend teureren Versicherungen bis zur Migration und Destabilisierung von Gesellschaften, von austrocknenden Böden zu alles verschlingenden Sturzfluten, alles ist dabei, kein Unglück wird ausgelassen; und das weltweit und in immer kürzeren Abständen. Die Ausschläge nach oben und unten auf der Extremwetterskala haben qualitativ und quantitativ in wenigen Jahren stark zugenommen. Doch zurück zum literarischen Umsetzen des Themas. Was für Fragen stellen sich mir dabei?

  1. Wie sieht ein Leben nach der Auflösung von Staaten und Gesellschaften aus?
  2. Welche weiteren Katastrophen bringt diese Desintegration mit sich?
  3. Wie erleben Menschen den Weg in diese Dystopie?
  4. Was bleibt übrig vom bisherigen Leben?

RECHERCHE

Zuerst immer dran denken: Ich schreibe als Autor zu Euch, nicht als Privatmann, der in irgendeinem Dorf im Südwesten Deutschlands wohnt und die Meinung xyz hat. In diesem Beitrag geht es um die literarische Sichtweise auf die Klimakatastrophe, und die schließt zwangsweise exakte Recherche und Hintergrundwissen mit ein, was bedeutet, dass das Erlernen von Fakten, technischen Möglichkeiten, sozialen, politischen und gesellschaftlichen Entwicklungen, genauestens abgeklopft werden muss. Möglichst mit Menschen, die von ihren Fachgebieten etwas verstehen. Das schließt die Bereiche Physik, Chemie, Biologie, Materialkunde, marine Techniken ebenso mit ein, wie Soziologie, Psychologie oder militärische Strukturen. Zwar spielt INSEL 64 im Genre Science Fiction, aber das Verhältnis von Science zu Fiction sollte immer zugunsten von Science ausschlagen. Bei der Frage, wie groß die Stahlinseln sind, welche Form sie haben sollten, inwieweit sie tauchen können, welche Energieversorgung nötig ist für max. 2.000 Menschen, wie groß hydroponische Anlagen sein müssen, helfen Ingenieure und Techniker, die mit marinen Projekten ihre Brötchen verdienen. Das Projekt an sich ist schon vor vierzehn Jahren in seinen Anfängen entstanden. Den Fokus hatte ich damals aber auf eine andere Plotentwicklung gelegt. Davon bin ich abgekommen. Der Rahmen an sich ist zwar nur wenig verändert, aber was innerhalb dieses gesteckten Rahmens passiert, hat sich grundlegend gewandelt. Abgekürzt kann ich sagen, dass ich die Lupe viel näher an den Stoff und die Menschen gehalten habe. Daraus sind in dieser Reihenfolge entstanden:

  1. INSEL 64 (Roman, 2021 erschienen)
  2. DIE NIEDERLAGE DER NIKE (Erzählband, 2022 erschienen)

GRUNDSÄTZLICHES

In diesem 450 Seiten-Roman IST all das, was uns passiert und noch droht, schon geschehen. Das Handlungsjahr des Romans ist 2148. Die Weltbevölkerung ist reduziert und in zwei Teile gespalten. Der eine Teil besteht aus ca. 7 Millionen Menschen, auf künstlichen Stahlinseln lebend in drei sogenannten Konglomeraten (Atlantik, Indischer Ozean, Pazifik). Der zahlenmäßig schwer einzuschätzende zweite Teil der Menschen lebt an den stark veränderten Küstenlinien, und dort hauptsächlich in ehemaligen urbanen Zentren. Landeinwärts sind die Kontinente spärlich bis gar nicht bewohnt. Dieser zweite Teil ist geplagt mit Krankheiten, Epidemien, Pandemien aller Art, handlungsunfähig im Ganzen, bestehend aus sogenannten Handelsclans, die alles an Ressourcen demontieren, was aufzutreiben ist und diese Ressourcen gegen Medizin, Überlebenstechnik, Energiezellen etc. mit der Insel-Menschheit tauschen. Allen Landbewohnern ist es strikt untersagt, sich den Inseln zu nähern. Zuwiderhandlungen haben den sofortigen Tod zur Folge. Um dies konsequent durchziehen zu können, sind die Einheiten der Polizei ausgerüstet mit Flugcoptern, U-Booten, Drohnen aller Art. Sie sind für alle Eventualitäten gerüstet. Ziel ist der Schutz aller Inseln vor den bakteriellen und viralen Verheerungen an Land; und vor Plünderung (und natürlich auch die Verbrechensbekämpfung).

DIE INSELN

Es gibt 3.221 Inseln (900 im Atlantik, 700 im Indischen Ozean, 1.621 im Pazifik), auf jeder Insel können bis zu 2.000 Menschen leben. 25 Inseln bilden eine Gruppe. Gebaut werden die Inseln an drei Orten: Im Indischen Ozean ist es Port-aux-Français (ehemalige Süd- und Antarktisgebiete Frankreichs). Im Atlantik ist es Billefjord/Longyearbyen auf Spitzbergen und für den Pazifik ist es Hawaii. Das sind die drei einzigen – voll ausgerüsteten – Landmassen. Jeder Inselgruppe steht ein/e gewählte/r Obfrau/Obmann vor. Diese Obleute bilden den zentralen Gruppenrat, aus dem wiederum Obleute gewählt werden, die – einer Regierung ähnlich – für alle Konglomerate den weiteren Weg entscheiden. Überleben ist abhängig von Ressourcen. Inseln werden nach 30 Jahren recycelt. Sind darüber hinaus Ressourcen nötig, werden Ressourceneinheiten ausgesandt, begleitet von Polizeieinheiten, die mit speziellen Inseldocks bestimmte Handelspunkte ansteuern, um dort zu tauschen. Alle Inseln können tauchen. Sie entziehen sich so den teilweise katastrophalen Stürmen. Sie sind energetisch autark und produzieren als Gruppe ausreichend Nahrung. Jede Gruppe ist zuständig für Erziehung, Bildung, Ausbildung, Erneuerung, Technik. Lediglich Forschung, Neubauten, Ressourcen und Polizeieinheiten werden zentral gesteuert.

DER PLOT

Dreh- und Angelpunkt ist die Polizeieinheit 12 (PU12) und ihre Kommandantin Chatrina Sutter. Typischerweise bestehen diese Einheiten aus 10 Personen. Jede Person hat mindestens ein Spezialgebiet (Funk, Kommunikation/Sprache/n, Sprengstoffe, Scharfschützin, Aufklärung, Medizin, Orientierung). Die Einheit PU12 kommt von einem Einsatz in Südafrika zurück und wird mit der Aufklärung des Verschwindens von Insel 64 der Inselgruppe 25 im Südatlantik beauftragt. Im Laufe dieses Auftrags entgleitet dieser Polizeieinheit das Handlungsgeschehen zusehends durch bis dahin unbekannte Faktoren und Personen, die ein viel größeres Ganzes vorantreiben. Nach und nach sterben viele Teammitglieder der PU12. Durch die Intensität der Ermittlungen und Geschehnisse, erfahren die Beteiligten Grenzsituationen in schneller Abfolge und stellen sich die Sinnfrage. Auch Chatrina Sutter muss sich von ihren Dämonen lösen, um frei agieren und um eigene, unabhängige Entscheidungen treffen zu können, die ihrem bisherigen Leben diametral gegenüberliegen. Das Ende ist für alle Seiten ein offenes (Folgeroman). Die Auswirkungen des Klimas auf die Wetterereignisse laufen im Roman im Hintergrund mit. Es sind ständige Bedrohungen durch Hitze, Stürme, Tornados, Krankheiten, aber die Ereignisse sind ‚eingeflochten‘, sie passieren en passant, im Vorbeigehen sozusagen. Sie sind Normalität für die dann lebenden Menschen.

DIE NIEDERLAGE DER NIKE

Für mich als Autor war es unbefriedigend, im Jahr 2148 einzusteigen und die Jahrzehnte bis zurück zum im Roman angesprochenen Jahr des Aufbruchs (2038) im Dunkel zu lassen. Deshalb habe ich ein halbes Jahr nach Erscheinen des Romans eine Kurzgeschichtensammlung zusammengestellt, die von der Zeit des Aufbruchs berichtet. In 12 kleinen Geschichten erzähle ich aus aller Welt, wie es den normalen Menschen ergeht, wenn das Leben um sie herum auseinanderbricht.

  1. Wie verändert das ihr Leben?
  2. Welche Verluste müssen sie hinnehmen?
  3. Wie stellen sie sich darauf ein?
  4. Wer wird oder darf es überleben?

Es sind Texte aus aller Welt, angefangen bei einem alten Mann hier in meinem Dorf in der Südpfalz, dann reisen wir in die Nordwest-Territorien nach Kanada, sind in Mittelamerika, Peru, Nord-Sibirien, Japan, Australien, Algerien, Gibraltar, Griechenland, Genua und der Lüneburger Heide. Die Menschen sind Lehrerinnen, Leuchtturmwärter, Minenarbeiter, Landarbeiter, Wissenschaftler:innen, sind bei der Küstenwache oder ehemalige Hochschulprofessoren. Und auf irgendeine Art und Weise, haben einige von ihnen mit den Handlungen im Roman des Jahres 2148 zu tun, bilden also die Grundlage für das spätere Geschehen. Wir erleben im Hintergrund den Beginn des Inselbaus in allen Geschichten und wie die Menschen für die Inseln ausgewählt werden. Nicht – wie man vermuten möchte – nach Besitz und hoher gesellschaftlicher Stellung, nein, nur und ausschließlich nach Fähigkeiten und Erfahrung. Nur Fähigkeiten und Erfahrungen bringen die Wahrscheinlichkeit des Gelingens der Unternehmung in den hohen Bereich.

FOLGEROMAN

Im Folgeroman nehme ich ein Motiv aus dem Erzählband, das auch im Roman INSEL 64 auftaucht und nun seine Vollendung finden soll. Es geht um die Legende der Inuit, dass der Rabe Tulugaq den Menschen das Licht in die Welt brachte, die bis dahin von Dunkelheit geprägt war. Die Polizistin Chatrina Sutter macht sich auf die Suche nach ihrer Vergangenheit und findet dort die Ursachen für die Konflikte ihrer Jetztzeit. Die typische Heldenreise, literarisch betrachtet. Da möchte ich jetzt noch nicht zu viel verraten, aber der Rabe Tulugaq wird eine bedeutende Rolle spielen.

FAZIT

Mein Fazit in der literarischen Welt der Klimakatastrophe ist recht klar: Durch dieses tiefe Tal werden wir gehen müssen. Wir alle. Die Unfähigkeit, die von uns stark beeinflusste Realität zu akzeptieren, also unseren Einfluss aufs Klima und den daraus erwachsenden Unwägbarkeiten, werden nicht wenige mit dem Leben bezahlen; und schlimmer noch: Wir betrügen unsere Nachfahren um ein angenehmes Leben in einer bisher angenehmen Umgebung bzw. Natur. Der Egoismus präsentiert seine Rechnungen. Bezahlt werden müssen sie. Da hilft keine Ignoranz, da helfen keine alternativen Fakten, da ist nicht die Sonne dran schuld und die Erde ist nach wie vor eine Kugel. Und Gott wird es nicht richten, denn er hat es ja nicht kaputt gemacht. Ein Satz für diejenigen unter uns, die an den einen oder mehrere Götter glauben. Literatur hilft auch nicht wirklich, aber irgendwie muss man das Erleben verarbeiten. Reflektieren. Akzeptieren; und nicht leugnen, sich nicht der Realität verweigern.

In diesem Sinne freue ich mich, wenn Ihr meine literarischen Werke hier verfolgt. Wer das besonders wertschätzen möchte, darf mich gerne bei Patreon oder Steady unterstützen. Besten Dank.

Euer Heiko

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