Lyrik 2014 – 2019

Willkommen im Lyrik-Archiv der Jahre 2014 bis 2019. Hier ist die Übersicht aller Lyrischen Kurzprosa. Alle Texte sind hinter den jeweiligen Ausklappboxen abgelegt. Lasst gerne einen Kommentar da. Solange Hass und Häme draußen bleiben, sind sie mir willkommen. Traut Euch. Danke!

Ich habe ihn bis jetzt
noch nicht gefunden
Den Weg
Und ich werde ihn
auch nicht mehr finden
weil ich gar nicht mehr suche
und wohl noch nie
richtig gesucht habe
Der Weg ist gar nicht hier
auf dieser blauen Kugel
Nein
Ich sehe klar und weit
und ich sehe nichts
weil es nichts zu sehen gibt
Dieser Weg ist irgendwo
aber nicht hier

Mai 2014
Kontext

Sie war Fluch
als ich mit Kindesaugen
auf die Welt starrte
mit dem brennenden Herzen
des jungen Mannes
den vermaledeiten Planeten
in die Knie zwingen wollte
Ich versuchte ihr zu entkommen
mit Liebe zu begegnen
Alles ist gescheitert
Ich weiß jetzt
sie ist kein Fluch
sondern Segen Familie
Nukleus meiner Existenz
Ich sehne mich nach ihr
nach der
Einsamkeit

Mai 2014
Kontext

Was habe ich
nicht alles geschrieben
Mehr Worte als Atemzüge
Mehr Gedanken als Zellen
im verwahrlosten Körper
mein Hirn vibriert
wie seit Anbeginn nicht
Intensive brennende Sonne
der Rest kann zerfallen
Wieder und wieder
habe ich Worte gegossen
ohne Zuhörer
kein Verständnis
nicht mal Unverständnis
Doch meine Gedanken
enden nicht
Dadurch lebe ich

Mai 2014
Kontext

Meine Tränen
kommen aus einer
ewigen Quelle
endloser Vorrat
direkt aus dem Styx
alt wie Menschengedenken
und noch älter
Alle Sonnen dieses Universums
könnten sie nicht austrocknen
keine Wüste brächte sie
zum Versiegen
Und kommen diese Tränen
bald nicht mehr aus mir
bahnen sie sich einen Weg
durch die Augen eines Anderen
in diese Welt

Mai 2014
Kontext

Als ich mich treffe
sehe ich Wut Verzweiflung
entrücktes Träumen
in schlaflosen Nächten
Ohren am offenen Fenster
Geräusche sortieren
Menschen oder Dingen zuordnen
sitze ich oder laufe im Kreis
oder liege im Bett
Auf den Morgen warten
Menschen immer wieder Menschen
rauben Verstand Zuversicht
stehlen Hoffnung
durch die Hintertür
der Freundschaft
Bleib mir bloß weg
aber es ist vergeblich

Oktober 2014
Kontext

Der schwarze Nebel
kommt näher unter den
Türen hindurch am kleinsten
Fensterspalt vorbei
leise
Nichts kann ihn
aufhalten
Nicht atmen
Nicht hoffen
Weder grüne Bäume
noch gleißende Sonne
Der schwarze Nebel
hat alles Recht
Jederzeit
Wir sehen ihn
wie die gelähmte Maus
die Schlange

Oktober 2014
Kontext

Die Menschen
bedrohen mich noch immer
und ich schreibe dagegen an
Gedichtete Tränen
dichter Schmerz
dichte Traurigkeit
verdichtete Melancholie
und ewig die Vorwürfe
die Ängste aller hier im Rund
im Theater des Banalen
der Arena der Empfindungslosen
nicht ernst zunehmen
Bittere Wahrheit für euch
Gott ist nur ein Gedicht
dichter Schmerz
dichte Traurigkeit
verdichtete Angst
Ihr seid allein
nicht ich
Quält mich also
nicht damit

Januar 2016
Kontext

Nein
flüstert er
Warst du dort glücklich
Er schüttelt den Kopf
Und bei denen
warst du bei denen glücklich
Niemals
Bei denen also auch nicht
Und bei jenen
Da schon gar nicht
Er weint fast
als ich ihn anschaue
Wo könntest Du glücklich sein
Nirgends
Nirgends gibt es aber nicht
Immer ist irgendwo etwas
Er nickt
Ja
Da ist immer irgendwo etwas
nur kein Glück

Oktober 2016
Kontext

Du schaust auf
und der Dunst ist da
Was vorhin noch klar
vor dir lag
unter blauem Himmel
von der Sonne angestrahlt
liegt nun inmitten
diesiger Schwaden
voller Schwere
und Andeutungen
Jeder Schritt ist
wie ein letzter
Aber du bleibst nicht stehen
denn der Dunst
ist kalt
und schmerzt
wie alte Gefühle

Oktober 2016
Kontext

Ahmad telefoniert
Ich schlürfe Kaffee
es wird mit einem Mal
sehr laut im Handy Geschrei
Wildes Durcheinander
er hebt es vom Ohr weg
Jemand ruft wehklagt
Er hört und legt auf
Das zerkratzte Ding
landet auf der Couch
Ich schlürfe erneut Kaffee
Schmeckt gut
Mein Bruder ist tot sagt er
Warum
Erschossen
Er weint leise
Wann
Gerade eben
Ich rieche am Kaffee

Oktober 2016
Kontext

Kalt sind die Worte aus ihrem Mund
Alt sind die Ohren die hören
Tief im Fleisch sitzen die Dornen
Faulig stinkt der Eiter
aus Buchstaben
Ausrufezeichen
und Flüstern
Taubheit kann nicht schützen
denn die Augen sprechen ebenso
wie die Hände
oder die schmalen Lippen
Kein Schwert kann mich töten
Worte können es

November 2016
Kontext

Nicht der
Kosmos ist es
der mich ängstigt
nicht seine Leere
nicht seine Kälte
nicht all die Schwärze

Ihr seid es
die mich das Fürchten lehren
eure Leere
eure Kälte
eure Schwärze
Euer Ich

November 2016
Kontext

Dieser Traum wie ein Echo
zwischen den sanften Hügeln
von damals
Und doch war es
ein Echo aus dem Jetzt
Du zwischen deinen Kindern
die es damals noch gar nicht gab
Wie vertraut diese Bilder doch waren
Im Traum
Aber nicht damals
Als alles unvertraut vor mir lag
so fremd und einsam
Ich bin froh als das Echo schweigt
zwischen den lichten Wäldern
des Traumes
im Grell der Sonne
von damals

Mai 2017
Kontext

Es stand nie jemand
hinter mir oder an
meinen Seiten
Das dachten sie vielleicht
oder hofften es
Aber so war es nicht
Wie allein darf man
sein um sich einsam
zu fühlen jedoch das
Einsame kann schnell
zu etwas werden
das hinter und neben dir
steht wacht aufpasst
Dem du vertraust
und sogar
schon dort wartet
wo du noch gar nicht
bist

Mai 2017
Kontext

Als wäre das Leben
nicht schon genug
gab man mir auch noch
Erkenntnis
Was macht man
wenn man sich an diese
Erkenntnis schon seit
Jahrzehnten erinnern kann
als erinnere man sich
an seine eigene
Zukunft
Weise lächeln
auf den Ewigen warten
Vielleicht
Das ist lächerlich
Als hielte man
mit zwölf Genossen
ein brechendes
Fluttor

Mai 2017
Kontext

Nichts ist übrig
in mir
Nichts bleibt
in Dir
Nichts wird gerettet
in Euch
Nichts ist überall
In mir
In Dir
In Euch
In allem
Nichts ist mehr
als wir jemals
hatten

Februar 2018
Kontext

Er ist überschritten
Mit allem was ich habe
Mit allem was mir blieb
Mit den Erinnerungen
an ein Gestern
an die Wüste der Jugend
dem Durst nach Zartheit
dem Verlangen nach Boden
auf dem ich hätte stehen können
aber nie fand
So geht es weiter
an ein unbekanntes Ende
dessen Erde ich
riechen kann
dessen Himmel
am Horizont steht
Weit und breit
nur Stille

Juli 2017
Kontext

So ist sie
die Oberfläche
um meine Wut
meine Leere
meine Tränen
Dünn
Immer dünner geworden
in den Jahrzehnten
Und das Drinnen
ist gewachsen
immens
Und nun
genügt ein Kratzer
und ich breche auseinander
wie ein rostiger Öltanker
Was von meinem
verbrannten Ende
bleiben wird
sind Tränen die ich
nie geweint habe

Juli 2018
Kontext

Alles Leben
ist in meinem Kopf
ohne Aussicht auf Entkommen
ohne Möglichkeit
es loszuwerden
Weder Tür noch Tor
finde ich an mir
lediglich AugenOhrenNaseMund
Doch damit stopfe ich nur
immer mehr in mich hinein
Wollt ihr es zurückhaben
Vergesst es
Es gehört euch
nicht mehr

Juli 2019
Kontext

Fleisch unser im Himmel
geheiligt werden deine Fasern
dein Geschmack komme
deine Erzeugung geschehe
wie im Himmel
so auf diesem Planeten
Unser täglich Protein gib uns heute
Und vergib niemals den Vegetariern
wie auch wir nie vergeben den Veganern
Und führe uns nicht in die Fleischlosigkeit
sondern erlöse uns von
Vernunft und Zurückhaltung
Dein ist das Soja
das Antibiotika
die Willenlosigkeit in Ewigkeit
Mahlzeit

Dezember 2019
Kontext

Ich träume
mein Leben
in Episoden Szenen
verworren aufgereiht
mit Menschen
die schon in der
Ewigkeit sind
Ich träume mich
wild und entschlossen
auf etwas zu
einen Horizont
voller Ereignisse
hinter den ich stürze
In meine
Singularität

Dezember 2019
Kontext

Ich sehe die Tage
unter mir vorbeiziehen
und ich möchte
Figuren in sie malen
Ich sehe die Tage
über mir hinweggleiten
und ich möchte
in ihre Wolken tauchen
Ich sehe die Tage
um mich herumströmen
und ich möchte
in ihnen schwimmen
Doch wenn ich
all das tun will
entfernen sie sich
Aber liege ich still
rücken sie heran
und flüstern mir
Grausames

Dezember 2019
Kontext

Unterstützung durch Crowdfunding

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