Rot ist nicht der Abend

Teile des Textes enthalten gewalttätige Szenen. Bitte überlegt, ob Ihr das lesen möchtet.
KURZGESCHICHTE

Thị Yên Nguyễn
Der Captain massiert mit der rechten Hand seinen Nacken. Er trieft vor Schweiß. Glänzt wie ausgelassener Speck in der Pfanne. Seine kurz geschorenen Haare rascheln, als er sich gegen den Strich fährt. Schwer atmend schaltet er das Deckenlicht aus. Der Raum wird schwarz, nur die kleine Lampe auf dem Holzgestell wirft ein grelles Licht auf den Boden vor mir. Aus der Dunkelheit nähern sich seine schmatzenden Stiefelschritte. Die feuchte Erde klebt an den Sohlen unserer Schuhe. Im Lichtkegel sehe ich eine behaarte Hand. Sie greift unter das Kinn des Mannes auf dem Bambushocker und drückt seinen Kopf nach oben. In der Brust hat sich ein Skolopender festgebissen. Eine ruckartige Bewegung. Hocker und Mann fallen nach hinten ins Erdloch. Es klatscht und der Hundertfüßer lässt los, bewegt sich schlangengleich durch den mit Blut getränkten Schlamm an den Rand, klettert nach oben und verschwindet in der Dunkelheit.
»Sie sterben zu schnell«, sage ich.
»Nein. Du bist zu effektiv«, höre ich die Stimme des Captains im Dunkel neben mir. »Hat er was erzählt? Irgendwas?«
»Erzählt hat er viel. Er wollte leben. Aber nichts Verwertbares.«
Die Stimme im Dunkel räuspert sich. »Gute Arbeit, Nguyễn.«
»Mh.«
Er schweigt. Atmet tief ein und dreht sich weg. »Ich geh mir ne Coke holen, Nguyễn. Soll ich dir eine mitbringen?«
»Gerne.«

William Arnold
Der Abend kommt schnell und mit wenig Farben. Es ist nicht der langsame Übergang, den ich aus der Heimat kenne. Der Himmel in North-Carolina kann bunt wie ein Malkasten sein. Anfangs noch voller Gelb und hellem Blau, geht er bald sanft über zu einem tiefen Orange und endet in einem Granatrot, bevor der dunkelgrüne Atlantik die Nacht heranlässt. Ich sehe mich in Wilmington Beach stehen, vor unserem Haus, die Dünung in der Ferne. Wilmington Beach, überlege ich, wann war ich das letzte Mal dort? Vor drei Jahren?
Das helle Singen der Tigermücken verletzt meine Gedanken. Mit einer schnellen Handbewegung erwische ich zwei von ihnen und zerquetsche sie. Blut klebt an meinen schweißnassen Fingern. Es glänzt. Wir alle glänzen und wissen nicht, wohin mit uns in dieser Hitze. Papier schiebt sich vor meine Augen.
»Captain! Eine Nachricht vom MACV!«
Das Blatt ist dreckig. Feucht und gewellt. Ich nehme es dem Sergeant ab und lese die wenigen Worte darauf. ‚Abzug 05/25/70 nach Dak To. Nichts zurücklassen. Signatur: Command and Control Central, MACV-SOG‘. Ich ziehe eine Lucky aus der Brusttasche, zünde sie an, danach das feuchte Papier. Es brennt mehr schlecht als recht. Noch nicht mal eine Flamme hat eine Chance in dieser schwülen Hitze. »Sergeant … wie ist noch ihr Name?«
Er salutiert. »Laurel, Captain. Pete Laurel.«
Ich erinnere mich. »Vergiss den Nachnamen, Pete. Nenn mich Captain oder Bill. Ist mir gleich.« Er nickt. »Übermorgen ist Abmarsch nach Dak To. Das hier …«, ich zeige um mich herum, »muss verschwinden.«
Seine Augenbrauen schieben sich nach oben. »Alles? Was ist mit den …« Er stockt.
»Den Insassen?«
»Ja, Captain.«
»Pete, Sergeant, wann bist du angekommen?«
»Vorgestern, Captain.«
»Und du kommst direkt aus Fort Bragg. Was haben sie dir alles beigebracht?«
Er nimmt Haltung an. Mir fällt ein, dass ich noch eine Coke in meiner Beintasche stecken habe. Muss inzwischen warm sein. Vorsichtig nehme ich sie hoch und öffne den Kronkorken mit dem Feuerzeug.
»Alles was ich wissen muss, Captain.«
Ich setze die Flasche an. Tatsächlich, die Coke ist brühwarm. Achtlos schmeiße ich sie in den Busch. »Das ist nicht genug. Ich bringe dir bei, was man für diesen Krieg hier wissen muss«, belehre ich den Neuen. »Alles muss verschwinden. Sauber und restlos.« Er nickt. Sein Kehlkopf hüpft auf und ab. Die Schweißperlen auf seiner Stirn nehmen deutlich zu. »Alles in Ordnung, Pete?« Ich lege meine Hand auf seine Schulter. Sie ist klatschnass.
»Ja, Captain. Sauber und restlos.«
»Nguyễn wird sich deiner annehmen. Warte, bis er kommt.« Ich lasse ihn stehen und hole aus dem Küchenzelt zwei Coke.

Thị Yên Nguyễn
»Der Zug beginnt, die Unterstände abzubauen. Was ist los?« Wir stehen am Flussufer. Der Captain schmeißt die leere Coke-Flasche ins Wasser und zündet eine Lucky Strike an.
»Wir ziehen ab, Nguyễn.«
Ich trinke die Cola leer. Ein angenehmes Getränk. »Was wird aus uns? Aus mir?«
Er sieht mich an. Durch mich hindurch.
»Ich habe Genehmigung, dich mitzunehmen«, sagt er tonlos und macht eine Pause. »Natürlich nur, wenn du willst.« Mit zwei Fingern zerquetscht er eine Tigermücke auf seinem Handrücken. Ein großer Fisch springt aus dem Fluss, schnappt nach irgendwas und taucht ab.
»Was soll ich mit euch in den Süden gehen? Ihr habt den Krieg verloren.«
»Ich weiß, Nguyễn. Also setzt du dich ab?«
Meine Zukunft ist so trübe wie dieser Fluss hier, denke ich, falte die Hände vor der Brust und verbeuge mich. »Ich gehe nach Westen. Thailand oder Burma vielleicht. Es werden unruhige Jahre kommen. Pathet Lao, Khmer und Nordvietnamesen, alle wollen Rache. Der Boden wird sich rot färben.«
»Ich verstehe. Schade. Du bist ein sehr guter Soldat, Nguyễn.«
»Ich möchte leben«, setze ich nach und folge mit meinem Blick dem Rauch der Lucky Strike. Vom gegenüberliegenden Flussufer lösen sich längliche Schatten. Siam-Krokodile. Der Amerikaner zieht noch einmal an der Zigarette und schnippt sie dann in den Fluss. Er deutet auf die gezackten Linien im Wasser.
»Ich glaube, die Echsen haben Hunger. Wir könnten für Futter sorgen.«
»Wir müssen aufräumen«, ergänze ich seinen Gedanken.
»Ja. Geh zu dem Neuen, Sergeant Laurel. Zeig ihm, was notwendig ist.«
»Wird erledigt, Captain.«

Pete Laurel
Der Soldat hat die Uniform der Special Forces, spricht gutes Englisch und schwitzt kaum. Es wird der von Captain Arnold angekündigte Nguyễn sein. Ich bin neugierig. »Sind Sie von der südvietnamesischen Armee?«
»Nein, ich bin vom Volk der Nung«, erklärt er und zeigt ein kühles, geschmeidiges Lächeln.
»Nung? Man hat uns nur von den Thai, Tho und Muong erzählt. Was sind die Nung?«
»Gefürchtet«, sagt er und fixiert mich. Wäre ich nicht schon am ganzen Körper schweißnass und klebrig, dann nach diesem Blick. Aus einer Holzkiste nimmt er eine AK, kontrolliert das Magazin, drückt es wieder ein, entsichert und lädt durch.
»Komm.«
Ich folge ihm hinunter zum Fluss. Links und rechts des Weges sind je zwei Bambushütten. »Khmer«, sagt Nguyễn und zeigt auf die linke, äußere. Über einen Trampelpfad gehen wir bis zu einer Tür. Er stößt sie auf und im Halbdunkel erkenne ich auf dem Boden kniende Männer mit verbundenen Augen. »Nimm einen und bring ihn zum Steg«, fordert er mich auf. Aber ich zögere, ahne was passieren wird.
»Sir«, platzt es aus mir heraus, ohne zu wissen, was ich wirklich sagen soll. »Ich weiß, wir wurden ausgebildet zu …«
»Nimm einen und bring ihn zum Steg!« Er fixiert mich. In den schwarzen Pupillen kann ich nichts erkennen. Nur sein Lächeln steht fremd und unheimlich im Gesicht. Er hebt die Augenbrauen und nickt auffordernd. Meine Hände zittern, als ich einen der Männer am Oberarm greife, hochziehe und mit ihm vor die Tür gehe. Nguyễn ist schon weg. Ich schwitze mehr und mehr. Immer intensiver, je näher wir dem Steg kommen. Ich verstehe nicht, weshalb der um zwei Köpfe kleinere, schwarzgekleidete Mann neben mir so ruhig und gelassen ist. Dann sind wir am vorderen Ende des Steges und dieser Nung in US-Uniform sagt etwas in einer unbekannten Sprache. Der Mann kniet sich auf die Kante und Nguyễn hält den Lauf der AK an dessen linke Kopfseite.
»Siehst du diesen Winkel?«, fragt er und blickt mich von der Seite an.
Ich weiß nicht, was er meint. »Winkel? Welcher Winkel?«
»Schau her. Die Mündung ist auf Höhe des Kinns, der Handgriff am Ansatz des Halses. Siehst du das?«
Ich sehe nichts, nein, keine Ahnung, was er meint … doch, ich weiß es, ja, ich sehe es … »Ja, ich sehe es …«
»Amerikaner, du musst lernen. Soll er leiden?«
»Wer?« Ich stutze. »Nein! Natürlich nicht!«
»So wird er nicht leiden, die Kugel nimmt seine Seele. Tot und fertig. Komm her!« Nguyễn setzt die Mündung an die bezeichnete Stelle am Auslauf des Halses und geht noch mal einige Inch in dieser Linie zurück. »Halt mal die Waffe. Aber nicht die Position verändern!«
Ich nehme die AK. Sie zittert. Nein, ich zittere. Ich bestehe nur noch aus klebrigem Schweiß. Meine Augen brennen.
»Ruhig halten, Amerikaner. Ruhig.« In Sekundenschnelle nimmt Nguyễn meinen rechten Zeigefinger unter seinen und drückt ab. Es knallt trocken. Die kleine Gestalt fällt kopfüber ins Wasser und treibt davon. Ich stoße einen Schrei aus. Oder zwei … ich weiß es nicht. Nguyễn zieht die Waffe an sich, reißt mich hoch. Sein Gesicht ist direkt vor meinem. »Los! Den nächsten! Geh! Geh, Amerikaner!«
Ich gehe.

Thị Yên Nguyễn
Die Hütten sind leer. Die Krokodile satt. Was sie nicht gefressen haben, treibt den Fluss hinunter zur nächsten Krokodil-Kolonie. Ich gehe hinauf zum Camp. Auf einer Munitionskiste sitzt der junge Amerikaner. Sein Gesicht ist so weiß wie eine Jasminblüte im Frühjahr. Er hat sich übergeben. Mein Entschluss steht fest. Es wird Zeit, die Amerikaner zu verlassen. Aus dem Kommandozelt kommt der Captain. »Wie geht es ihm?«, fragt er und deutet auf den Neuen.
»Wie es allen von euch ergangen ist.«
Sein Blick ist für einige Sekunden auf den jungen Amerikaner gerichtet, dann sieht er mich an. »Okay, Nguyễn. Hier ist ein Teil deines Soldes.« Er drückt mir ein Ledertäschchen in die Hand, dann einen Brief. »Das ist ein Passierschein für die US-Botschaften in Pnom Penh, Rangun und Bangkok. Dort erhältst du nach Vorlage deiner Hundemarke und eines Codes«, er gibt mir ein kleines Papier, »den Rest von deinem Sold. Damit kannst du dich zur Ruhe setzen.« Er reicht mir die Hand und nickt mir zu. »Machst du dich sofort auf den Weg, Nguyễn?«
Ich drücke die Hand, lasse aber schnell los, falte meine Hände und verbeuge mich. »Morgen Abend bin ich am Mekong. Dann nehme ich ein Boot-Taxi nach Pnom Penh.«
»Pass auf dich auf«, sagt er leise.
»Du auch, Captain.«
Wir sehen uns in die Augen. Er ist verloren und weiß es. Ich weiß es. Eine Tigermücke landet auf meiner Nase. Ich lasse ihr das Blut.

William Arnold
»Sergeant Laurel! Mitkommen!« Ich gehe hinunter zum Steg. Laurel folgt mir schwer atmend. Auf der Hälfte des Weges übergibt er sich, stolpert weiter und rutscht aus. Mit einem platschenden Geräusch fällt er der Länge nach in den Dreck. Meine Unterhose zwickt. Sie ist voller Salz und reibt an meinen Innenschenkeln. Laurel keucht wie eine Lokomotive. Die Hitze drückt alles Leben aus einem raus. Es gibt kein Entkommen. Auf dem Steg angekommen, bleibe ich stehen. Laurel stellt sich neben mich.
»Sir?«
»Du japst nach Luft? Fehlt wohl ein bisschen Training.«
»Captain, ich … ich kann nicht hier stehen …«
»Sieh mal nach oben, Pete. Was kannst du erkennen?«
Er hebt den Kopf. Schweiß läuft in kleinen Bahnen über seinen Nasenrücken und tropft auf die Lippen. Laurel leckt sie ab. »Die Nacht kommt. Vielleicht wird es kühler.«
»Hast du etwas vom Abendrot gesehen, Pete?«
Er sieht mich verdutzt an. »Abendrot? Äh, nein, aber … ich habe auch nicht hoch gesehen, glaube ich …«
»Es gab kein Abendrot.«
»Nein?«
Ich schüttle den Kopf. »Nein. Du hast alles Abendrot auf dem Steg vergossen.«
»Sir?«
Ich deute vor uns auf das dunkelrote Holz. Das Blut gerinnt nur langsam in der hohen Luftfeuchtigkeit. An manchen Stellen tropft es durch die Spalten in den Fluss und vermischt sich mit dem schlammigen Wasser. Laurel verlassen die Kräfte. Er sackt in sich zusammen, sitzt wie angeschossen mitten in diesem dunkler werdenden Rot und weint.
»Was meinst du, Pete? Schwimmen wir eine Runde zur Erfrischung?«
Er sieht mich entsetzt an. »Schwimmen? Und die Krokodile?«
»Die sind satt.«

Pete Laurel
Die Nacht bringt keine Abkühlung. Im Gegenteil. Aufziehende Wolken treiben die Luftfeuchtigkeit auf ein unerträgliches Maß. Ich bin eingeschlafen, habe geträumt, wurde wach und schlief wieder ein. Das Träumen endet nicht. Ich sehe das Blut, selbst mit offenen Augen. Und ich höre nichts, denn alle diese kleinen, schwarz gekleideten Männer gingen schweigend in den Tod. Das Abendrot, sagte der Captain, ob ich das Abendrot am Himmel gesehen hätte, wollte er wissen. Er ist mindestens so verrückt wie dieser Nung. Ich bin mittendrin und das heute war nicht das letzte Mal. Es gibt nur eine Möglichkeit.
Die Zeltbahn wird zurückgeschlagen. Zwischen den sirrenden Tigermücken erkenne ich den Captain. »Dein Licht brennt noch, Pete. Warum?«
»Ich kann nicht schlafen«, antworte ich wahrheitsgemäß. Er setzt sich vor das Moskitonetz auf eine Metallkiste. Die Mücken landen sofort auf ihm, aber er reagiert nicht darauf. Aus einer Tasche zieht er zwei Cokes, öffnet beide und gibt mir eine Flasche durch den Spalt im Netz.
»Danke, Cap.«
»Kein Problem, Pete.«
Wir trinken, stoßen sogar gemeinsam auf. Plötzlich weine ich wieder. Einfach so. Es ist wie schwitzen. Ich schwitze aus den Augen und der Captain sieht mich nur an. Sein Blick ist weder streng noch interessiert.
»Warum sind sie hier, Cap?«
»In deinem Zelt oder in diesem Land?«
»In meinem Zelt.«
Er trinkt aus und wirft die Flasche ins Eck. »Ich wollte nach dir sehen.« Es hört sich an, als hätte er nichts Besseres zu tun. »Du hast geweint. Geschlafen. Wieder geweint.« Dann schweigt er für einen Moment, als müsste er die weiteren Worte abwägen. »Wir alle weinen manchmal … das kommt vor.«
Ich weiß nicht, was er mir damit sagen will. Es klingt nach nichts. »Sir, das heute … dass ich diese Menschen getötet habe …«
»Das ist Krieg«, unterbricht er mich.
Ich werde auf einmal ganz ruhig. Das ist Krieg, wiederhole ich seinen Satz in Gedanken. Nein, denke ich. »Nein, Sir. Das war Mord. Es war nicht das Töten eines Feindes, der mich töten will oder meine Kameraden.«
»Schhhh …« Er drückt den Zeigefinger auf seine Lippen. Sein Blick erinnert mich an die kalten schwarzen Pupillen des Nung, der das Lager verlassen hat.

William Arnold
»Schhhh …« Ich lege den Zeigefinger an den Mund. Es ist deutlich zu sehen, dass in diesem Rookie eine Veränderung vorgeht. »Wo ist der Unterschied, Sergeant Laurel? Töten oder Mord?«
Er setzt sich aufrecht auf das Feldbett, zieht die Jacke an, beginnt seine Stiefel zu schnüren und steht dann auf. »Sir, ich bitte um Entschuldigung, aber ich beantrage die Versetzung in eine andere Einheit. Logistik oder Kommunikation.« Mit festem Blick fixiert er mich und salutiert.
»Wie viele Menschen haben Sie heute ermordet, Sergeant Laurel?« Ich lausche der Antwort, der Tonlage in seiner Stimme.
»Zwölf, Sir. Auf Anweisung dieses verrückten Nung.« Sie zittert nicht mehr. Er ist völlig gefasst. Die Worte fest und präzise gesprochen.
»Sie könnten dafür vors Kriegsgericht kommen«, werfe ich ihm vor die Füße und erhebe mich ebenfalls. »Sie haben ja jetzt zugegeben, dass sie gemordet haben, nicht getötet.«
Er sieht mich verwundert an. »Sir, Sie haben den Begriff ‚ermorden‘ abgefragt. Und Sie haben diesen Auftrag erteilt. Es ist ihre Verantwortung.«
Ich hole die letzte Lucky aus der Schachtel und zünde sie an. »Na gut, Sergeant. Folgen Sie mir. Es ist zwar Nacht, aber da wir abrücken, unterschreibe ich ihr Versetzungsgesuch jetzt. Folgen Sie mir.« Vor dem Zelt schnippe ich die Zigarette ins Dickicht. Laurels Hand gleitet über den Stoff der Zeltbahn. Es wird dunkler. Aus der Lederscheide ziehe ich das Messer, drehe mich um und drücke es dem Rookie unter seinem Brustbein sanft ins Herz. Der Tod kommt schnell. Sein Blut ist dunkel. Nicht wie das Abendrot in Wilmington Beach.

Diese Geschichte

Entstanden im Jahr 2021 als eine der vier Kurzgeschichten über den Vietnamkrieg. Erinnerungen meines us-amerikanischen Onkels, den ich 1977 besuchte und der in Vietnam war. In seinen sehr intensiven Berichten tauchten die Farben Blau, Grün, Rot und Weiß auf, die ihm im Gedächtnis blieben und auch in der vietnamesischen Kultur eine wichtige Rolle spielen. Aus diesem Grund habe ich die vier Geschichten nach den Farben ausgerichtet. In einer fünften, abschließenden Geschichte, fasse ich diesen Besuch zusammen. Trotz der vielen ‚Tatsachen‘, sind alle Namen verändert oder fiktiv. Die Orte allerdings gibt es.

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