Charis 5 | Irrwege

Mittwoch, 5. August 2037

Kein Schlaf und Bruno schnarcht auf eine extreme Art, die mich an das letzte Röcheln vor dem Tod erinnert. Die dünnen Wände können mich nicht davor schützen. Ansonsten ist es wirklich still in dieser Laubensiedlung. Dafür ist Richards polternde Stimme in meinem Kopf. Sein Gesicht vor meinen Augen. ‚Ich komme nach Nizza‘, waren seine Worte. Richard, der einzige Gesellschafter. Hat mein Vertrag noch Gültigkeit? Und wer hat ihn überfallen? Gibt es ein Motiv in meiner Nähe? Da muss ich nicht lange suchen. Will jemand eine Verbindung zu mir herstellen, muss er über Richard gehen. Es gibt niemand sonst aus meiner Vergangenheit, der noch stellenweise an meiner Seite ist oder war und meinen korrekten Namen und die Adresse kennt. Außer die offiziellen Stellen. Aber selbst bei der Präfektur werde ich unter Bernheimer geführt. Und das Motiv? Hilfe? Jemand nimmt an, dass mein Verschwinden von diesen Brunos organisiert wird. Im Zuge dessen, könnte ich versuchen, mit Richard Kontakt aufzunehmen, und um Geld oder Unterschlupf zu bitten. Ihn zu töten bedeutet, mir einen sicheren Anlaufpunkt zu nehmen. Mich wissen zu lassen, dass es nicht ohne Schmerzen ablaufen wird. Demzufolge kann es nur mein Bruder gewesen sein. Das was Bruno aus Bern mit Charis benannt hat. Die Politische Polizei der EU. Was aber die Möglichkeit aufzeigt, dass sie wissen, was man mir aufgetragen hat. Aber was sie nicht wissen, ist, dass ich meinen Bruder gar nicht töten will, nur zum Schein darauf eingegangen bin, um mich meinem Sohn zu nähern. Bruno hört auf zu schnarchen, röchelt heftig und fängt wieder an. Ich vermisse mein Bett, mein Bad, die Küche. Mein Zuhause.

Mir wird klar, warum Bruno vom Bodensee alleine lebt. Er muss hinter der Laube stehen. Offenbar pinkelt er in den Garten, denn es plätschert abschnittsweise. Das in Raten Pinkeln älterer Männer. Aus seinem tiefsten Inneren würgt er Schleim nach oben und speit ihn gut vernehmbar aus. Ich stehe seufzend auf. Mit Kopfweh. Es ist kurz nach acht Uhr. Das Derivat hat das Tablet gesperrt. Ich aktiviere mit Fingerabdruck und lese Monikas Nachricht noch zwei Mal. Dann tippe ich auf das Kamerasymbol. Niemand geht dran. Also eine Sprachnachricht. ‚Monika, das ist grauenhaft, was da passiert ist. Weiß man schon mehr? Was ist jetzt mit dem Verlag? Kannst du ihn nicht weiterführen? Ich bin unterwegs und kann beim besten Willen nicht kommen. Erkläre ich dir ein anderes Mal. Ich melde mich morgen wieder.‘
Bruno kommt in die Laube. »Morgen. Wir müssen los. Dein Zug fährt kurz vor elf Uhr.« Er ist über Nacht beim Du gelandet.
»Ab Konstanz?«
»Nein, ich bringe dich zur Fähre nach Friedrichshafen. Das ist mein Auftrag. Mehr kann ich nicht sagen, weil ich nicht mehr weiß.« Ich stecke das Tablet in die Tasche, hole frische Kleider heraus, wasche mich kurz und creme das Gesicht mit dieser Limonenpaste ein. Bruno hat Kaffee gekocht in einer alten Espressokanne aus Edelstahl. Mit zwei Löffel Zucker schmeckt er gar nicht so schlecht. »Tut mir leid, das mit deinem Freund. Wie hieß er noch?«
»Danke. Richard. Richard Aumann.«
Bruno kratzt sich den Bauch. »Hab ich geschnarcht?«
»Hab nix gehört.«
Sein Gesicht leuchtet fast. Ein Grinsen bis über beide Ohren. Das hat ihn vielleicht glücklich gemacht. »Trink aus, wir gehen«, sagt er und steht auf.

Bruno hat mich am Konstanzer Hafen abgesetzt. Während der Fahrt hatte ich die Augen geschlossen. Zu viel Licht. Zu hell. Vielleicht wollte er lediglich Rücksicht nehmen, jedenfalls hat er die Fahrt über geschwiegen, sich für den angenehmen Abend bedankt und das war es. Ein weiterer Bruno würde auf mich warten, waren seine letzten Worte. Mein Kopfweh ist schlimmer geworden. Richard kreist durch meine Gedanken. Mit der Tasche auf dem Rücken gehe ich zum Anleger, der ziemlich tief im Wasser liegt. An der Kaimauer und in den Seeboden gerammte Pfählen ist deutlich zu sehen, dass der Wasserspiegel mindestens anderthalb oder zwei Meter unter dem normalen Maß ist. Ich lade das Ticket aufs Smartphone, steige in einen Katamaran, setze mich ans Fenster und schließe die Augen. Noch ist es nicht sehr warm. Ein frischer Wind weht über den See und in die Kabine herein. Leichte Dünung lässt das Schiff etwas schaukeln, das Wasser schlägt gegen die Bordwand. Dann ein Geräusch. Eine Frauenstimme räuspert sich, stellt Taschen ab, setzt sich neben mich. Sie hustet. Dann telefoniert sie. Mit ihrer Tochter, nehme ich an. Sie soll die Waschmaschine anschalten, aber auf die Temperatur achten. Bitte nur dreißig Grad!, fleht sie. Außerdem müsste die Person auf der anderen Seite noch einkaufen gehen. Kartoffeln und Karotten für einen Auflauf. Und sie solle bei Opa vorbeigehen, nach dem Rechten sehen. Dann legt sie auf und zieht die Nase hoch. Weitere Stimmen. Die Kabine füllt sich und Motoren starten. Es geht los.

Die Fahrt wird eine Stunde dauern. Wir haben kaum den Hafen verlassen, als meine Sitznachbarin auf meinen Unterarm tippt. Ich öffne die Augen. Der Katamaran beschleunigt. »Entschuldigung«, beginnt sie. »Ich muss mal an die frische Luft. Würden Sie auf meine Taschen aufpassen?«
»Mach ich.« Sie lächelt und verlässt den Platz, stürmt fast auf die hintere Tür zu. Zurück bleiben zwei Taschen mit Kleidern und in einer steckt eine Tüte mit Brötchen. Wer sollte auf so einem kleinen Schiff, das eine Stunde auf dem Wasser ist, zwei große Taschen klauen? Und besonders vermögend scheint sie auch nicht zu sein. Ich blicke mich um. Vielleicht dreißig Personen sind in der Kabine. Von einem weiteren Bruno ist weit und breit nichts zu sehen. Niemand kommt. Nur die Frau kehrt zurück. Sie ist ein bisschen fahl im Gesicht.
»Geht’s besser?«, frage ich so freundlich wie möglich.
»Ach ja«, seufzt sie. »Ich werde mich nie an so eine Überfahrt gewöhnen. Und heute ist ja auch noch Wind. Zu allem Übel.« Sie mustert mich. »Macht Ihnen das nichts aus?«
Ich schüttle den Kopf. »Nein. Ich bin noch nie seekrank geworden. Auf keinem Schiff oder Boot.«
»Sie Glücklicher«, stellt sie fest und atmet ein paar Mal tief durch. Aus dem Netz der Sitzlehne vor ihr holt sie eine Papiertüte und rennt wieder hinaus. Warum hat sie sich ausgerechnet mich ausgesucht? Da sind mindestens noch fünfzig freie Sitzplätze. Darf ich nicht mit geschlossenen Augen hier sitzen, mein Kopfweh ignorieren und an Richard denken? Es dauert, bis sie zurückkommt, die Tüte in einen großen, dafür vorgesehenen Behälter wirft und stöhnend Platz nimmt.
»Tschuldigung …«
»Kann passieren.«
Sie zückt wieder ihr Smartphone und arbeitet sich durch Apps, Nachrichten, Chats, was weiß ich was. Meine Augen fallen von alleine zu. Ich bin hundemüde und genieße das leichte Schaukeln auf den Wellen, die spürbare Geschwindigkeit. Seltsam … warum diese Leute ausgerechnet diesen Weg für mich ausgesucht haben? Als wüsste dieser ominöse Widerstand von meinen Lieblingsplätzen wie Südfrankreich, Schweiz oder Bodensee. Und am Ende steht die Frage, wohin diese Reise führt? Natürlich, sie wollen den Tod meines Bruders. Aber wo wird dieser von ihnen geplante Tod stattfinden? Den ich sowieso nicht ausführen werde …
»Das ist doch nicht möglich«, höre ich meine Nachbarin sagen. Prompt tätschelt sie meinen Unterarm. »Schauen Sie!«
Ich schaue. Reibe Sand aus meinem linken Auge. »Was denn?«
»Haben Sie nicht die Nachrichten gesehen? Diese schwarzen Islamisten, die da geflohen sind?«
Ich versuche so lautlos wie möglich durchzuatmen. »Nein. Um was geht es denn?« Mit dem Finger deutet sie auf die Nachricht einer Social-Media-Website. 136 Afrikaner sind aus einem Frontex-Lager auf Sizilien entkommen. Gerade als man sie wieder nach Libyen bringen wollte. Weitere 46 sind dabei gestorben, im Elektrozaun oder von Wachpersonal getötet.
»Sie sollten diese Tiere gleich erschießen!«, stellt sie unmissverständlich klar. »Noch wenn sie auf ihren Booten sind.«
»Ich dachte, es handelt sich um Menschen, nicht um Tiere.«
Sie sieht mich ungläubig an, nicht sicher, was von meiner Bemerkung zu halten ist. Hinter ihrer Stirn arbeitet es. Was ist das für ein alter Kerl? Wo kann ich den einordnen? »Wer sich verhält wie ein Tier, ist eben kein Mensch mehr«, sagt sie schließlich.
»Und sie haben gesehen, dass diese Menschen sich wie Tiere verhalten haben? Wie verhalten sich Tiere eigentlich? Darf ich mal lesen?«
Ich nehme das Smartphone und lese weiter. »He!«, protestiert sie.
»Ich lese ja nur. Schließlich soll ich mich doch informieren.«
Sie presst den Mund zusammen und ist still. Allerdings gibt es da nicht viel zu lesen. Außer Schund. Vergewaltigungen, Raub oder Raubmord, unser gutes Wasser, unsere Frauen, das wollen sie, haben es zwar noch nicht getan, aber man weiß ja, wie das ist mit diesen Tieren.
»Es sind auf jeden Fall Menschen. Denn Tiere tun so etwas nicht«, bemerke ich nebenbei. »Aber mal abgesehen davon, lese ich hier von keinem Beweis. Sie nehmen an, dies würde passieren, ließe man sie frei. Und das wird im Artikel hergeleitet aus ein paar Fällen, die vorgekommen sind in der Vergangenheit. Sind die Europäer, die solche Taten begehen, ebenso Tiere? Sollten wir auf uns selbst schießen?«
Sie reißt schweigend das Smartphone an sich. »Unsere Regierung hat recht. Wir müssen wieder zum wahren christlichen Abendland werden. Uns schützen! Nur dann überleben wir die Scheiße …«
»Was für eine Scheiße?« Sie packt zusammen und geht vier Plätze weiter nach vorne. Warum nicht gleich so, denke ich und mache es mir wieder bequem.

Eine knappe Stunde dauert die Überfahrt nach Friedrichshafen. Beim Aussteigen vermeide ich ein Zusammentreffen mit dieser unangenehmen Frau. Allerdings gibt es in dem, was sie erwähnte, ein paar Punkte, die ich mir merken werde für später. Außerdem wird es wärmer. Ich habe auf Regen gehofft, angesichts der Schäfchenwolken letzte Nacht. Aber nichts. Stahlblauer Himmel, die Alpen sind zum Greifen nahe. Was fehlt, sind die schneebedeckten Gipfel meiner Kindheit. Und mich verlangt nach einem großen Glas Wasser. Auf dem Pier stehen eine Menge Menschen. Die meisten von ihnen steigen in den Katamaran. Sie wollen nach Konstanz. Ich warte, bis sie weg sind und ebenso die Fahrgäste, die mit mir nach Friedrichshafen gekommen sind. Übrig bleibt eine Frau. Sie rührt sich nicht, also gehe ich auf sie zu. Kurz vorher stelle ich die schwere Tasche ab.
»Guten Morgen, Bruno. Ich brauche unbedingt ein Glas Wasser. Bin am Verdursten.«
»Gut«, antwortet sie lapidar. »Gehen wir.« Sie führt mich zu einem Eiscafé an der kurzen Uferpromenade. Bertolis Alpeneis.
»Ich habe selten einen dämlicheren Namen für ein Eiscafé gelesen«, stelle ich beim Eintreten fest. Ich kann nicht sehen, ob Bruno reagiert. Sie steuert den hintersten Tisch an – fast ein Muss in ihrem Gewerbe – und setzt sich. Ich hebe die Rucksacktasche auf die rote Eckbank und nehme daneben Platz. Gemütlich. Immerhin. Die Beine von mir gestreckt, recke ich beide Arme und gähne ausgiebig. Bertoli kommt persönlich, nehme ich an. Bruno bestellt ein Spaghettieis und ich ein großes Glas Wasser, einen Espresso und einen Früchtebecher. Bertoli ist zufrieden. Wir sind die einzigen Gäste, aber Bruno schweigt. Bruno aus Friedrichshafen? Ich grinse und schüttle den Kopf. Es fällt mir schwer, die Beherrschung nicht zu verlieren, nicht laut loszulachen. Wäre ich nicht vom Ernst der Lage überzeugt, könnte man das Ganze als Klamotte an einem Laientheater aufführen. Aber Guerlaine ist tot. Und ich bin überzeugt, dass Richard sterben musste, weil er mich am besten kennt und möglicherweise in der Zukunft zu mir befragt würde. Es ist kein Spaß.

»Um kurz vor eins fährt der Regionalexpress nach Stuttgart«, platzt Bruno heraus. »Wir müssen zum Stadtbahnhof laufen. Sind nur ein paar Meter. Macht Ihnen doch nichts aus, oder?«
»Nein, macht mir nichts aus«, bestätige ich. Sie schweigt wieder und Bertoli kommt mit Wasser und Espresso. Ich frage ihn nach einer Kopfwehtablette und er springt förmlich zurück zur Theke, zieht eine Schublade auf und kehrt mit ein paar Tabletten zurück.
»Das sind Ibuprofen 600. Davon dürfen sie nicht mehr als zwei am Tag nehmen.«
Ich bedanke mich und seinem Lächeln nach zu urteilen, hat es ihn glücklich gemacht. Bruno ist keine Gefühlsregung anzusehen. Allerdings ist sie die erste in der Bruno-Reihe, die Auffälligkeiten besitzt. Mitte dreißig würde ich schätzen und von herber Schönheit. Gezeichnet. Zwei Narben im Gesicht. Eine unter dem Kinn, die andere zieht sich den Hals hinauf zum Ohr. Sie hat kurze Haare, aber sicher nicht professionell geschnitten. Und dann sind da noch ihre Augen. Ein bodenloses Schwarz. Sobald sie den Blick auf mich richtet, spüre ich einen starken Sog. Sie macht mir Angst. Bertoli bringt unsere Bestellungen.
»Vielen Dank«, sage ich. Bruno schweigt und nimmt den langstieligen Löffel. »Sie sind nicht sehr gesprächig«, stelle ich fest, nehme zwei der Ibuprofen und spüle sie mit der Hälfte des Wassers in meinen Magen.
»Zwei am Tag, hat er gesagt. Nicht zwei auf einmal. Ich habe keine Lust, Sie wegen einer Komplikation ins Krankenhaus zu bringen.« In ihr lauert eine unangenehme Finsternis. Fast fühlbar. Und sie mustert mich. Ist Gefahr hinter diesem Blick? Auf jeden Fall. Ein menschlicher Vulkan. Was mich wieder an Richard denken lässt. Warum glaube ich, dass nur mein Bruder ihn hat beseitigen können. Die Motive der von Canard als Widerstand bezeichneten Organisation liegen irgendwo im Nebel. Ich wüsste nicht mal ansatzweise, wen ich darüber befragen soll. Die Polizei auf jeden Fall nicht. Mein Vertrauen zu anderen Menschen endet an meiner Nasenspitze.
»Das brächte ihren Plan durcheinander, was?«, spekuliere ich.
»Es gehört nicht zu meinem Auftrag«, erwidert sie kühl, die Augen auf dem Eisbecher. Langsam schiebt sie den Löffel von unten zur Becherspitze, mitten durch den zähflüssigen Kirschsaft. Ich denke an Mord, Folter, langsames Sterben, so was in der Art. Diese oder dieser Bruno könnte die Frau fürs Grobe sein. Zuerst werde ich jedoch meinen Espresso trinken, rühre zwei Löffel Zucker hinein. Drei Schluck später ist er leer. Ein ausgezeichneter Espresso. Stark und mild. Schweigend esse ich den Früchtebecher. Wenn ich ihre Löffelbewegungen messen würde, käme ein gleichbleibender Rhythmus zwischen Eis aufnehmen und in den Mund führen heraus. Wie eine Maschine. Nachdem sie die Schale geleert hat, steht sie auf und zahlt. Mit dem letzten Stück Ananas auf meinem Löffel, tritt sie an den Tisch. »Wir gehen.«

Der Regionalexpress nach Stuttgart fährt über Ulm und dann die alte Filstalstrecke. Bruno sitzt mir gegenüber und starrt aus dem Fenster. Ich hocke mit dem Rücken zur Fahrtrichtung und schwanke zwischen dem Erkunden der Landschaft und dem Betrachten ihres Gesichts. Es fasziniert mich, das muss ich unumwunden zugeben. »Wir haben offenbar genug Zeit. Ich kenne nicht das Ziel meiner Reise, aber es könnte einfacher sein. Schneller.«
Sie reagiert nicht. Wir sind, bis auf ein älteres Paar, alleine im Panoramateil des Doppelstockwaggons. Und die beiden Alten unterhalten sich angeregt über den Bodensee. Aus dem Rucksack nehme ich das Tablet und schalte es an. Dutzende Mails, Werbung und unnützer Kram. Eine Nachricht von Monika. Bitte umgehend anrufen, schreibt sie. Ein Blick zu Bruno. Sie sitzt wie eingefroren. Aus der Hosentasche hole ich den Ohrlautsprecher und setze ihn ein, tippe dann aufs Kamerasymbol. Das Wartezeichen … dann sehe ich Monikas Gesicht. Es entspannt sich sofort.
»Endlich! Wo bist du, um Gottes Willen?«
»Unterwegs. Gibt es Neuigkeiten zu Richards Tod?« Ihr Gesicht hellt sich auf. Sie will erzählen, weiß aber nicht, wo beginnen.
»Ja! Sie haben einen Kerl gefasst. Er hat gestanden! Stell dir vor …«
»Er heißt aber nicht zufällig Bruno?«, unterbreche ich ihre Aufregung. Sie stutzt.
»Was? Bruno? Keine Ahnung! So was sagen sie einem doch nicht. Wie kommst du da drauf?!«
Ich winke ab und sehe im Augenwinkel Brunos Bewegung gegenüber. Sie rutscht etwas nach vorne auf dem Sitz, beugt sich herüber, schaut, mit wem ich rede – und gerät in den Erfassungsbereich der Kamera. Monika weicht zurück. »Huch? Meine Güte, Johannes, du bist mit einer Frau unterwegs? Ich wusste nicht, dass du …«
»Vergiss es, Monika.«
Sie lächelt gequält. »Johannes … der Notar kommt heute. Als alleiniger Geschäftsführer hat Richard offenbar vor einigen Jahren den Nachlass geregelt. Auch für den Verlag.« Sie hebt einen Brief in die Kamera. »Den habe ich vorab bekommen von seinem Anwalt. Richards Anweisungen für mich, falls er nicht mehr unter uns weilt.«
»Er hat schon immer vorausgedacht.«
Monika nickt. »Das hat er. Allerdings, na ja, das hat mich doch sehr überrascht …«
»Was?« Ich kneife die Augenbrauen zusammen. Was hat sie überrascht? Richard hat etwas ausgeheckt und niemand wusste Bescheid?
»Der Notar wird bekanntgeben, dass Richard Aumann einem gewissen Johannes Meissner im Falle seines Todes die Verantwortung überträgt.« Sie schweigt für eine Sekunde. »Und natürlich seine Geschäftsanteile.« Mir fehlen die Worte. Mir fehlt sogar die Kraft zu irgendeiner Reaktion. Bruno bemerkt mein Erstarren und fixiert mich mit diesem Dunkelblick. Dem Sog. Ich spüre förmlich, wie alles an und in mir zu ihr hingezogen wird. Ein Schwarzes Loch und ich bin kurz vor dem Ereignishorizont. »Hörst du mir zu, Johannes?« Ein paar Mal blinzeln und ich bin wieder bei mir.
»So ungefähr, ja. ‚Seine Geschäftsanteile‘ hast du gesagt. Wieso Anteile? Gibt es noch jemanden, der Anteile hat?«
»Er hat hat achtzig Prozent und ich zwanzig.«
Monika hat Anteile an meinem alten Verlag? Das macht mich wirklich sprachlos. Aber vollkommen egal jetzt. Ich weiß, dass Bruno jeden Buchstaben, den ich sage, registriert und bin sicher, sie würde sofort eingreifen, käme ich von der vorgesehenen Linie ab.
»Okay, Monika, pass auf: es ist mir unmöglich zu kommen. Zumindest im Moment …« Ich fasse einen spontanen Entschluss, zwischen Friedrichshafen und Ulm, weit weg von Berlin. Ein schneller Gedanke, aber warum nicht. »Monika, du bist seit siebzehn Jahren im Verlag, hast alle Geschäfte für Richard erledigt. Könntest du den Verlag führen und all das tun, was Richard getan hat? Die Entscheidungen, was und wer veröffentlicht wird? Hast du die Nase für gute Literatur?« Sie lehnt sich zurück mit leicht offenem Mund, ihr Blick wandert durch den Raum, an die Decke, dann nach innen. Es dauert. Dann …
»Ja, das könnte ich.«
»Gut. Lass den Anwalt ein Schreiben aufsetzen. Ich werde meine Anteile an dich übertragen, sobald der Notar den Nachlass eröffnet hat. Hörst du? Schick mir den Wisch. Ich unterschreibe unterwegs, wenn nötig per Videoanruf.« Sie nickt. In einem fort, hört gar nicht mehr auf. »Monika?«
»Bin noch da, ja, gut Johannes, das mach ich. Das mach ich …« Ich hebe kurz die Hand und schalte ab, atme tief ein. Mein Verlag! Was hab ich getan? Warum hat Richard das nie erwähnt? Will ich das überhaupt? Kann Monika das?
»Sie entscheiden schnell«, holt mich Brunos Stimme ins Jetzt zurück. »Aus dem Bauch heraus«, fährt sie fort. »Das gibt mir zu denken.«
»Das gibt Ihnen zu denken? Irgendwie beruhigt mich das.«
Bruno lehnt den Kopf an die Scheibe und kneift ein Auge zu. Die erste, wirkliche Regung an ihr. Gleich kommt Ulm und langsam zieht sich der Himmel zu.

Wir fahren in den Regen hinein. Ich untertreibe. In eine anthrazitfarbene Wand aus Hagel und zuckenden Blitzen. In Amstetten müssen wir eine Zwangspause einlegen. Es trommelt auf das Panoramadach. Der Regen geht über in kleine, dann große Hagelkörner. Der Lärm ist unbeschreiblich. Von der Umgebung ist nichts mehr zu sehen. Immer wieder mäandernde Blitze, grelles Licht, aber Brunos Augen schlucken auch das. Sie bleiben regungslos.
»Sollen wir nach unten gehen?«, fragt sie.
»Haben Sie Angst?« Diese Frage kann ich mir nicht verkneifen.
»Nein, aber Sie vielleicht.« Ich glaube ihr das mit der Angst. Es kracht direkt neben uns, das Licht geht aus. Das ältere Paar ist schlau und macht sich auf den Weg in die untere Ebene. Ein Summen kommt auf. Über mir ist seltsames Leuchten, grünlich, manchmal gelblich.
»Der Blitz ist in die Oberleitung eingeschlagen«, stelle ich fest und zeige nach oben. Bruno sieht hinauf. Das Leuchten wandert entlang des Fahrdrahts.
»Gehen wir runter«, murmelt sie und steht auf. Ich folge ihr. Es wird wackelig, so sehr rüttelt eine Bö nach der anderen am Waggon. Vor den Flügeltüren fließt ein anschwellender Bach, der sich einen Weg durch die Hagelkörner bahnt.
»Unheimlich«, stellt Bruno fest und bleibt stehen. Ich bin noch eine Stufe über ihr und frage mich, wieso sie nicht weitergeht? Ein Mann kommt aus dem vorderen Waggon, kreuzt ihren Weg. Bruno beugt sich vor, um besser sehen zu können, was draußen geschieht. Die kurzen Haare geben den Nacken frei. Da ist ein tätowierter Fisch. Lang wie mein Daumen. Dunkelrot. Meine Knie werden weich. Ein Fisch?
»Gehen Sie weiter. Ich bin ein alter Mann und muss mich setzen.« Sie richtet sich auf und dreht sich mir zu, sagt aber nichts. Nur der Blick. Lange und abschätzend. Mir fällt spontan Dantes Inferno ein. ‚Lasst, die Ihr eintretet, alle Hoffnung fahren!‘ Endlich setzt sie sich in Bewegung und steuert einen der längsseitigen Sitze an. Es ist nur noch der Platz neben ihr frei, also hocke ich mich dort hin. Unsere Oberarme berühren sich. Ich kann nicht sagen, warum, aber es erregt mich ungemein. Fast ein Summen, wie in der Oberleitung. Leuchtet es auch so überirdisch? Ich schaue auf meine rechte Schulter. Bruno registriert die Kopfbewegung und folgt ihr. Jetzt sind ihre schwarzen Augen keine zwanzig Zentimeter vor mir. Ein Duft kriecht in meine Nase. Herb, außergewöhnlich, fast so was wie Zimt und bittere Limonenschale. Wir starren uns an.
»Etwas zieht mich in Sie hinein, Bruno. Ich weiß nicht, was, aber es ist mächtig«, flüstere ich ihr zu. Sie kommt näher, ein ganzes Stück näher. Ihre Lippen öffnen sich einen Spalt. Langsam. Wie das Öffnen eines Blütenkelchs, der die Sonne begrüßt.
»Dann lassen Sie es zu«, erwidert sie.
»Warum nicht …«
Eine Daumenspanne trennt mich noch von diesem menschlichen Ereignishorizont. Zentimeter um Zentimeter schiebe ich die Lippen auf ihre zu und setze sanft auf. Sie drückt dagegen. Wir sind verbunden, weder fest noch lose. Die Spannung entlädt sich in einem massiven Blitz. Habe ich jedenfalls den Eindruck, aber es passiert draußen. Der Blitzableiter auf dem Mast glüht, das Summen wird leiser. Unsere Haare stellen sich, kleben an der Scheibe. Der Hagel verschwindet, ich löse mich auf und Bruno atmet in mich hinein. Langsam fahren wir weiter.

Ich habe die Augen geschlossen. Es geht die Geislinger Steige hinab, Kilometer um Kilometer. Nichts sagen, nichts sehen wollen. Nur das Bild sich küssender Lippen kreist durch mein Hirn. Ich friere vor Sehnsucht nach einer erneuten Berührung. Meine Güte! Was ist da bloß passiert? Kenne ich mich noch? Alles weg. Richard! Mein Bruder! Selbst der Plan, meinen Sohn wiedersehen zu wollen, ist hinter dieser Berührung zurückgeblieben. Was sind ihre Gedanken? Oder Gefühle? Hat sie überhaupt Gefühle? Idiot! Natürlich. Wer einen solchen Moment derart aufheizen kann, wird eine volle Magmakammer davon haben. Wir halten. Stimmen, Türen zischen. Dann geht es weiter. Bis zur nächsten Station. Jetzt höre ich auch wieder die Ansagerstimme.
»Esslingen, rechts aussteigen.«
Nur noch wenige Minuten, dann sind wir in Stuttgart. Zeit, die Augen zu öffnen. Unwillkürlich muss ich nach rechts schauen und treffe auf Brunos Blick. Hat sie mich die ganze Zeit angesehen?
»Wenn du mir sagen würdest, du kämst direkt aus dem Schwarzen Loch im Zentrum der Milchstraße, ich würde es glauben«, gestehe ich ihr. Da kommt Bewegung in die starre Mimik. Ein Mundwinkel zuckt und schiebt sich wenige Millimeter nach oben. Ich werte es als zurückhaltendes Lächeln. Also lächle ich ebenso vorsichtig. Bis Stuttgart sehen wir uns an. Falls uns jemand dabei beobachtet, wird er uns für zwei Irre halten.
Stuttgart kommt, ein langer Tunnel, dann halten wir im unterirdischen Bahnhof. Ich will aufstehen, aber Bruno legt die Hand auf meinen Oberschenkel. Mögen diese Sekunden nie vergehen! Warten. Nach dem letzten Fahrgast steht sie auf und geht auf den Bahnsteig. Wie ein Lamm folge ich, hin zu einem dieser Kelchstützen. Wir lehnen uns an.
»Wann geht es weiter? Und vor allem, wohin?« Anstelle einer Antwort, sieht sie sich um. Wieder und wieder. Entweder erwartet sie jemanden oder jemand erwartet uns. Ich bin mir nicht sicher, was mir mehr Angst macht. Der Fisch in ihrem Nacken fällt mir ein. Wie auf Diegos Ring. Die Speisung der Fünftausend. Ichthýs.
»Warte hier«, sagt sie. Ich nicke und sehe nur noch ihren Rücken. Der Bahnhof ist in Nord-Süd-Richtung gebaut. Wir stehen am nördlichen Ende. Eine endlose Menge Menschen quillt aus Fahrstühlen, besetzt Rolltreppen, steigt aus EuroRail-Zügen oder drängt hinein, setzt sich auf Gepäckwagen oder Koffer. Bruno geht vor zur Markierungslinie und späht zum Bahnsteig auf der anderen Seite. Sucht ihn ab, von links nach rechts. Ein Zug nach Budapest wird angesagt. Kommend von Kopenhagen. In der dunklen Röhre wachsen die Fahrgeräusche. Die Menschen stehen auf, bilden langsam Reihen. Bruno verschwindet hinter Körpern. Da! Ihre kurzen Haare. Sie sieht sich zu mir um. Der Sog, die Lippen. Im Augenwinkel der heranfahrende EuroRail. Ein Mann tritt hinter Bruno. Seine Hand schnellt vor. Ich sehe es kaum. Menschen heben die Hände vors Gesicht. Ein Schrei. Viele Schreie. Ein Blick ist mir noch vergönnt. Auf ihre Beine, die über die Kante rutschen, hinunter zum Gleisbett. Es gibt einen dumpfen Schlag und quietschende Räder werden lauter als alle Schreie. Die Menschen weichen zurück. Eine ganze Waggonlänge später kommt der Zug zum Stehen. Ich will rennen! Zum Gleis. Ein Mann versperrt meinen Weg.
»Wir sollten gehen«, stellt er klar und deutet auf ein Stück Metall am Hosenbund. Ich sehe Polizisten laufen. Auf der anderen Seite fährt ein weiterer EuroRail ein. »Sieh an. Gerade rechtzeitig«, sagt er und schiebt mich zur Linie. »Gestatten, Bruno aus Köln.« Ich sage gar nichts. Alles an mir ist wie gelähmt. Warum die Beine funktionieren, weiß ich nicht. Wo ist meine Tasche? Er trägt sie. Der Zug hält und wir steigen ein. Erste Klasse. »Sehr schön, ein freies Abteil.«
»Und bezahlen?«, stottere ich fast.
»Hab ich doch gerade.«
Die Türen schließen sich. Durch die Scheibe sehe ich Sanitäter. Polizisten drängen die Menschen zurück und zwei weitere drücken einen großen Mann auf die Fliesen. Von seinem Gesicht ist nichts zu erkennen vor lauter Bart und Kopfhaaren. Bruno stemmt die Tasche ins Gepäckregal und setzt sich. Er gähnt. Ich fixiere ihn lange. Jeden Quadratzentimeter will ich mir einprägen.

Wieder in einem Tunnel. Mannheim liegt vor uns. Fünf Minuten noch. Bruno schweigt mit geschlossenen Augen. Aber er schläft nicht. Seine Sinne sind hellwach, da mache ich jede Wette. In ihm ist Spannung. Drahtige Hände, sehniger Hals, Stoppelhaare, kurzhaariger Bart. Ein weites Leinen-Sakko und Bluejeans. Leger. Ich suche ein Fisch-Symbol. Vergeblich. Die Tür wird geöffnet. Ein älterer Herr mit einem kleinen Wagen voller belegter Baguettes und Getränken. Bevor er etwas sagen kann, komme ich ihm zuvor. »Drei vegane Baguettes und eine Flasche Limonade, bitte. Und für meinen Freund hier zwei Baguettes und ein Wasser.«
»Mach ich«, sagt der Alte. Wie alt er wohl sein mag? Also wenn ich die 66 erreicht habe, steht er mir in nichts nach. Warum arbeitet er hier?
»Fünfunddreißig Euro und vierzig Cent, bitte.«
Ich gebe ihm einen Fünfziger. »Stimmt so.«
Es hat den Eindruck, als wollte er über den Wagen springen und mich umarmen. Seine Augen glänzen. »Oh! Vielen Dank. Sehr freundlich. Wirklich …« Ich winke ab, halte den Finger vor den Mund und nicke zu Bruno. Schließlich hat der die Augen zu. Ich nehme Baguettes und Getränke an mich, dann geht die Tür wieder zu.
»Wieso kaufen Sie mir Baguettes und Wasser? Ich kann das durchaus selbst – wenn ich es will.« Bruno hat ein Auge offen. Ich zucke mit den Schultern.
»Dann eben nicht. Bis Köln esse ich das auf.« Nach dem ersten, wirklich schmackhaften Baguette, verlassen wir Mannheim. Wir sind nach wie vor alleine im Abteil und Bruno aus Köln hält die Augen wieder geschlossen. Er muss sich seiner Sache sehr sicher sein. »Warum musste sie sterben?« Er ignoriert mich. Mit dem Schuh stupse ich gegen sein linkes Bein. »Warum musste sie sterben? Was hat sie getan?«
»Ich weiß nicht, von wem Sie reden«, sagt er genervt, richtet sich auf und greift nach einem Baguette. Schau an! Doch Hunger. Aus meinem Unterleib bahnt sich Wut einen Weg nach oben.
»Von meiner Begleiterin, die vor den Zug gestoßen wurde! Von wem sonst?!« Ich rutsche nach vorne, an die Sitzkante. Jederzeit bereit aufzuspringen. Ich spüre immer noch die Kraft der dunklen Augen, die Sehnsucht nach diesen Lippen. Hatte sie es ernst gemeint? Oder nur mit mir gespielt … ich werde es nie erfahren. Aber genau das macht mich wütend!
»Sie geben wohl keine Ruhe, was?!« Er beißt kräftig ab und schmatzt unangenehm laut. »Seien Sie froh, dass Sie das Miststück los sind! Irgendwo zwischen Stuttgart und Köln wären Sie entsorgt worden. So wie unser Kontakt in Friedrichshafen. Der liegt im See!« Ich will antworten, ihm eine Predigt halten, aber mir kommen lediglich Tränen und ich schweige. Was sollte ich auch sagen? Er zieht die Augenbrauen nach oben und lässt die Hand mit dem Baguette auf seinen Schoß sinken. »Ich verstehe … Sie wurden um den Finger gewickelt.« Er lacht und Tomatenreste fallen aus seinem Mund. Notdürftig fängt er sie auf. »Haben Sie sich etwa verliebt?« Sein Lachen geht über in ein Glucksen. »Zwischen Friedrichshafen und Ulm verliebt …« Ich stehe auf und will das Abteil verlassen. Die Hand an meinem Kehlkopf hält mich zurück. Der Druck ist massiv. Ich bekomme kaum Luft. Wenn die Frau mit den dunklen Augen gefährlich war, dann will ich nicht wissen, was dieser Kerl alles auf dem Kasten hat.
»Nur die Ruhe«, sagt er leise. »So ist das halt, wenn die Hormone mit einem durchgehen. Das kenne ich, deswegen bitte ich sie freundlichst, wieder Platz zu nehmen.« Ich folge seinen Worten und dem Griff, setze mich. Er lässt los, nimmt ebenfalls Platz und vertilgt den Rest seines Baguettes, dass er auf den Nachbarsitz geworfen hat. Warum mussten sie mir ausgerechnet dieses Tier schicken? Ich denke an … an, ja, ich weiß nicht mal ihren Namen. Bisher hatte ich keine Ahnung, dass es Menschen mit einer solchen Ausstrahlung gibt. Einen weniger jetzt. Genau in dieser Sekunde könnte ich töten. Diesen groben Klotz, der schon wieder die Augen geschlossen hat.

Dem Zuginfosystem nach habe ich knapp anderthalb Stunden geschlafen. Immerhin ist das Kopfweh verschwunden. Die Streckenanzeige verortet uns zwischen Montabaur und Siegburg. Wir fahren 350 Stundenkilometer und von der Landschaft ist kaum was zu sehen. Und wenn, gefällt es mir nicht. Der Westerwald, oder was von ihm übrig ist. Kahle Kuppen, ab und zu Baumgerippe darauf. Brand oder Austrocknung, wie auch immer. Die Hänge nicht viel besser. Dazwischen großangelegte Flächen mit Wiederaufforstung. Mischwald. Ein Kampf, bei dem noch nicht entschieden ist, wer gewinnen wird. Ich denke an meinen Sohn. Habe ich ihn auf all das vorbereitet? Genug getan, um das zu verhindern? Nein. Weder das eine noch das andere. Die Frage, ob wir wussten, was kommt, kann ich nur mit ‚Ja‘ beantworten. Bruno sieht mich an. Unentwegt. Egal auf was ich mich konzentriere, immer wieder bleibe ich an ihm hängen.
»Sagen Sie mal, Bruno, haben Sie Kinder?«
»Nein.«
Ich knete die Unterlippe mit den Zähnen. Keine Kinder. Wahrheit oder nicht? »Seien Sie froh. Da laufen Sie auch nicht Gefahr, Fehler zu machen, die schlimme Nachwirkungen haben.« Ein fragender Blick von Bruno.
»Was für Fehler haben Sie gemacht?«
»Alkohol. Mir nicht bewusst sein, was Kinder aufziehen bedeutet. Verantwortungslosigkeit. Das mündet im Allgemeinen in einer Katastrophe …«
»Mündet? Oder mündete?«
»In meinem Fall beides.« Er setzt sich aufrecht und faltet die Hände im Schoß, dreht die Daumen umeinander.
»Was war das Ergebnis Ihrer Katastrophe?«
»Eine tote Ehefrau und einen Sohn, den ich seither nie mehr gesehen habe.« Er macht einen Spitzmund und nickt ein paar Mal.
»Dann hat sich das ja richtig gelohnt.«
Da könnte ich auch mit einem Kühlschrank reden. »Glückwunsch, Bruno, Sie sind ein richtiger Empath.«
»Zumindest bin ich kein Alkoholiker der seine Ehefrau um die Ecke bringt und den Sohn vergrault«, kontert er kühl. Treffer. Versenkt.
»Ich muss pinkeln.«
»Gut.« Er steht auf und weist mit der Rechten den Weg. Ich gehe vor, öffne die Tür und trete auf den Flur. Fünf Minuten bis Siegburg.

Dass er mir nicht in die Toilette folgt, ist wohl nur der Enge darin geschuldet. Noch als wir zurückgehen, passieren wir Porz und reduzieren deutlich die Geschwindigkeit. Der Boden vibriert. Im Abteil nimmt er meine Rucksacktasche aus dem Gepäckregal, sieht sich um. »Ich nehme das Essen und die Flasche.« Schweigend wuchte ich die Tasche auf den Rücken. Köln-Kalk zieht draußen vorbei. Wir gehen zum Ausgang. Deutz, die Arena, das Messegelände. Meine Geburtsstadt und viele Jahre der Ort, in dem ich lebte, studierte, Vater wurde. Ein Kribbeln im Bauch kann ich nicht unterdrücken. Waren es vierundzwanzig Jahre? Plus minus ein Jahr vielleicht. So lange war ich schon nicht mehr hier gewesen. Die Hohenzollernbrücke, Groß Sankt Martin und Niedrigwasser im Rhein. Keine Schiffe. Auf beiden Uferseiten sind Sandbänke zu sehen. Die Anleger der Köln-Düsseldorfer liegen auf dem Trockenen.
»Wann haben wir das alles verloren?«, murmele ich. Bruno sagt nichts. Er steht wie ein Wachsoldat neben mir. Andere Fahrgäste sammeln sich hinter uns. Langsam rollen wir unter das Dach der Halle. Bin ich wieder daheim? Mit dem Öffnen der Tür dringt Lärm an meine Ohren, schiebt Bruno mich hinaus, drückt mich sanft, aber bestimmt zur Rolltreppe. In die Masse. Ein gutes Versteck. Schritt halten, denn die Menschenmenge ist schnell. Ich bin neugierig, wo unser Ziel liegt. Gleich aufs nächste Gleis? In den nächsten Zug? Aber wir gehen zum Ostausgang, direkt auf eine Taxe zu. Steigen ein. Bruno sitzt vorne.
»Stammstraße, Ecke Gutenbergstraße«, teilt er der Fahrerin mit. Sie fährt los, beschleunigt schnell, der E-Motor summt. Über Tunisstraße zum Gericht. Magnusstraße, dann Venloer, unter den Gleisen durch. Tatsächlich hat sich viel verändert in der Stadt. Weniger Fahrzeuge, viele Fahrräder, E-Bikes, E-Busse, PV-Anlagen an allen Ecken und Enden.

Wir kommen gut durch, vorbei an der Moschee, biegen in die Leostraße. Ich erinnere mich an einen Kumpel, der hier wohnte. Wir waren sechzehn oder siebzehn. Keine dreihundert Meter weiter sind wir da. Bruno zahlt mit dem Smartphone. Dann stehen wir auf der Straße. Mehr wie ihm folgen kann ich nicht tun. Er legt den Arm um meine Schulter und redet auf mich ein. Grinst, lacht hin und wieder, zieht mich mit. ‚Mensch, Robert, lange nicht mehr gesehen. Wie geht es deiner Schwester? Klar, kannst du ein paar Tage bei mir wohnen. Was? Nee, mit der bin ich nicht mehr zusammen. Moment! Wir sind da.‘ Metalltür, grün gestrichen. Die Hauswand ist ein wenig heruntergekommen. ‚Logisch hab ich Kaffee!‘ Er schließt auf. Es stinkt. Aber wen interessiert das. Im Halbdunkel des Treppenhauses würde ich nicht mal meinen Bruder erkennen, geschweige denn bemerke ich die erste Stufe einer dunkelgrauen Treppe und stolpere. Bruno fängt mich auf. ‚Mensch, Robert! Achte auf deine Füße. Schon wieder besoffen, was?‘
Ich werde ihn töten. Nicht meinen Bruder, sondern diesen Ochsen. Für das, was er der Frau angetan hat und für diesen Tick mit meiner Alkoholphase. Aber erst mal bin ich dankbar, dass er mich aufgefangen hat. Ein Zahnarztbesuch käme jetzt sehr ungelegen. Im ersten Stock öffnet er eine heftig verschrammte Tür. Jede Menge Farbschichten, die nur noch in Teilen sichtbar sind. Die Wohnung selbst ist ein Loch und hat es nicht verdient Wohnung genannt zu werden. Ein Matratzenlager. Mehr ist es nicht. Zwei Stühle in der Küche und ein in der Mitte durchgesägter Tisch, mit einem Kantholz an der Wand befestigt. Immerhin ein Kühlschrank und er ist sogar voll. Gekocht wird wohl auf der vor Dreck strotzenden Induktionsplatte.
»Ist das nicht ein bisschen zu viel Komfort für mich?«
Bruno lacht. Dieses Mal herzlich. »Warte ab, bis du die Toilette gesehen hast.«
»Okay, wir duzen uns ab jetzt«, stelle ich fest. »Bist du dir sicher, dass wir hier richtig sind?«
»Absolut, Robert, alter Freund … mach es dir bequem.«
Die restlichen Baguettes aus dem Zug legt er auf den Tisch und beißt in eines hinein. Ich setze mich. Beide Stühle sind verdreckt. Also nehme ich den am Fenster und schaue durch die ehemals weißen Gardinen auf einen verwahrlosten Hinterhof. Nichts an den Gebäuden des Carrés ist renoviert oder in einem guten Zustand. Heimweh nach Südfrankreich frisst sich durch meine Eingeweide. Aus der Tasche ziehe ich das Tablet, suche verzweifelt eine Steckdose für das Ladepad. Einzig im Bad finde ich eine. Bruno hat nicht übertrieben, was dessen Zustand angeht. Es ekelt mich. Eine Viertelstunde laden, dann ist der Akku voll. Zurück in der Küche, sehe ich ihn mit geschlossenen Augen auf dem Stuhl sitzen, an die Wand gelehnt.

»Was mache ich hier, Bruno? Wie lange bleiben wir? Und warum ist diese Absteige so heruntergekommen?«
»Setz dich, Robert. Ich darf doch Robert sagen?«
»Das ist mir egal.« Ich setze mich wieder vor die Gardine.
»Ist nicht gut, wenn einem die Dinge egal sind«, murmelt er.
»Erzähl mir vom Widerstand«, fordere ich ihn auf. »Wann ist er entstanden? Warum? Was sind die Ziele? Wie viele seid ihr?« Bruno bleibt völlig gelassen. Ich gebe ihm Zeit. Sind ja schließlich viele Fragen auf einmal. Draußen spielen zwei Kinder in etwas, das wie ein Sandhaufen aussieht. Wie alt mögen sie sein? An der Grenze von Kindergarten zur Schule vielleicht. Ob sie eines Tages ihre Eltern vergessen werden?
»Keine Ahnung wie viele wir sind, Robert«, sagt Bruno in meinem Rücken. Ich drehe mich vorsichtig. Der Stuhl knarzt bedenklich. »Das ist aber auch nicht wichtig. Es gibt uns.« Ich trinke einen Schluck von der Limo. Warm schmeckt sie scheußlich. »Die Ziele sind klar: wir wollen kein radikal-christliches Abendland. Keine Fundamentalisten. Keine evangelikale Regierung.«
»Ich habe nicht den Eindruck, dass die Menschen unzufrieden sind.« Bruno öffnet die Augen zur Hälfte und fixiert mich.
»Ich bin in der Position, mehr zu wissen als deine anderen Begleiter. Ich kenne die Akte und bezweifle, ob du die Veränderungen richtig einschätzen kannst. So wie ich das sehe, hast du ein bequemes Leben gelebt, ohne Angst oder Not, in freiwilliger Isolation. Knapp fünfundzwanzig Jahre. Da kann man schon mal den Blick auf die Realität verlieren.« Ich beiße ins vorletzte Baguette und nicke, kaue schnell. Es ist matschig geworden.
»Ich gebe dir recht. Aber …«
»Von ‚aber‘ will ich nichts hören. Ich hasse Ausreden mehr als alles andere!« Mit einem schnellen Griff schnappt er sich das letzte Baguette, will hineinbeißen, stoppt aber kurz davor. »Und ich hasse Menschen, die alles ignorieren. In ihrer Blase leben, als wären sie alleine auf dem Planeten, die mit ihrem Spiegelbild zufrieden sind.« Er beißt ein so großes Stück ab, dass es kaum in den Mund passt. Links und rechts schiebt er nach, kaut heftig und schluckt offenbar große Stücke. Als hätte er tagelang nichts zu essen bekommen.
»Ich bin in dieser Stadt aufgewachsen, Bruno. Es hat sich viel verändert. Viel weniger Autos und diese wenigen sind Elektrofahrzeuge oder fahren mit Wasserstoff. Elektrobusse, E-Fahrräder, Scooter, mehr Platz für Fußgänger, breite Radwege, überall Photovoltaik. Was soll daran schlecht sein?«
Bruno seufzt und schüttelt den Kopf. »Daran schlecht ist, dass Europa dies tut, ohne den Rest der Welt mitzunehmen. Wir sind auf dem Weg in einen Gottesstaat. Er wird aus einer auserwählten Elite bestehen. Hier und da wird Stück für Stück die Verfassung angepasst. Natürlich wird ein solcher Staat von den Menschen angenommen, wenn er deren Lebensbedingungen auf ein angenehmes Level bringt. Und das tut Ihr Bruder, das muss man ihm lassen. Weil es aber nicht endlos Ressourcen gibt, hat Europa die Grenzen dicht gemacht. Sie werden zu Todesfallen umgebaut. Niemand darf rein, aber jeder kann raus, wenn er will. Dann aber für immer, Wer drin ist, lebt gut. Wer draußen ist, stirbt.«

Er stopft den Rest Brot in sich hinein. Ich trinke die Limo leer und versuche in seinem Gesicht etwas zu entdecken, etwas wie Wahrheit, Zweifel oder Lüge. Ohne Ahnung davon zu haben, was richtig ist und was nicht. Ja, der Klimawandel treibt uns vor sich her. Aber ich bin 66. Wie lange lebe ich noch? Vier Jahre? Zehn Jahre? Ist es unter all den gegebenen Umständen nicht besser, das was noch bleibt, reglementiert und strukturiert zusammenzuhalten? Offenbar haben Aufklärung und zunehmende Freiheit ja nichts gebracht; uns Menschen nicht besser gemacht. »Sag mal, Bruno, sind die Europäer eigentlich zufrieden mit ihrer Regierung?«
»Leider ja.«
»Werden sie gezwungen, Kirchen zu besuchen? Gottesdienste? Holt die Polizei sie ab zum Gebet?«
»Nein. Das ist ja das Perfide. All das wird nach und nach und sehr subtil eingeführt. In den Schulen gibt es Gottesdienste. Alles ist sehr freundlich, aber verpflichtend bis zur achten Klasse. Danach haben viele Kinder sich daran gewöhnt. Es gibt Vorteile in vielen Bereichen …«
»… wie bei der Abendländischen Jugend etwa.«
Er nickt. »Genau. Ebenso bei den Arbeitnehmern, der Studentenschaft, Seniorenvereinigungen, Sportverbänden …«
»Die Menschen können profitieren, müssen aber doch nicht«, falle ich ihm ins Wort. »Was ist mit alternativen Lebensentwürfen? Geschlechtervielfalt oder gleichgeschlechtlichen Ehen? Ich habe am Bahnhof vorhin zwei Händchen haltende Männer gesehen …« Er kneift ein Auge zu als wollte er prüfen, ob ich verstehe, um was es geht.
»Solche heißen Eisen werden erst mal nicht geschmiedet. Ganz einfach. Geduld. Die Führung der Abendländischen Erneuerung hat aus den Fehlern anderer Systeme gelernt. Hier passiert alles mit Samthandschuhen, Brot und Spiele, heute ein Stück, übermorgen ein zweites. Es braucht nicht mehr die harte Hand. Es genügt eine gut organisierte Nachrichtenabteilung …«
»Was verstehst du unter ‚gut organisiert‘?«
Bruno überlegt. Es arbeitet hinter seinen Augen. Vielleicht will er jedes Wort abwägen. »Diese Frau in Stuttgart wurde von einem Mann mit langem Bart und lockigen, schwarzen Haaren vor den Zug gestoßen. Vom Aussehen her ein Araber. Und es wird sich herausstellen, dass er eingewandert ist, hier studiert hat, zunehmend einem Frankfurter islamistischen Prediger verfallen ist, der seine Hetze und Demagogie gegen die christlich-abendländischen Werte zu jeder Stunde hinausposaunt. In seine Gemeinde, ins Internet. Sieh dir die Nachrichten an. Es braucht keine Repressalien durch Charis, es braucht nur angepasste Nachrichten. Bald schon sind die Menschen in der Mehrheit für das, was die Regierung nach und nach in Gesetze gießt.« Er grinst verächtlich. »Natürlich immer nur als Reaktion infolge einer Aktion. Man wird vor den Augen der Bevölkerung quasi zum Handeln gezwungen, obwohl man vorgibt, freiheitlich-tolerant bleiben zu wollen. Ein radikal gutes und wirksames Konzept.«
»Willst du damit andeuten, dieser Vorgang heute war konstruiert? Er sieht mich mitleidig an, legt den Kopf schräg und verzieht den Mund. Ich tue ihm offenbar leid. »Du weißt, weshalb man mich angesprochen hat?«
»Klar«, gibt er zu. »Ich bin in der Position, um das zu wissen.«
»Und du meinst, durch die Beseitigung meines Bruders wird das alles enden?« Ich lache gepresst. »Die Menschen sind zufrieden. Ihr Sicherheitsbedürfnis wird ernst genommen, ihr Lebensstandard ist hoch, der Wettlauf mit dem Klimawandel läuft gut … Bruno, mal im Ernst: Was sollte dieser Mord daran ändern?«
»Das Symbol ist weg«, erwidert er schnell. »Sind Symbole weg, zerfallen die Strukturen dahinter.«
»Das ist eine Annahme, Bruno.«
Ich stehe auf und hole das Tablet.

Er hat recht. Terroranschlag in Stuttgart. ‚Frau von mutmaßlichem Islamist vor Zug gestoßen‘. Exakt so, wie von ihm beschrieben. Einem Link folgend, komme ich zu einer Liste mit Terroranschlägen seit der Gründung der Politischen Union. Unter Bunuel sind es vier nachweislich islamistische Attentate. Etwa fünf Monate nachdem mein Bruder Präsident wurde, nimmt die Häufigkeit zu. Zähle ich Stuttgart mit, sind es siebzehn Anschläge mit Minimum einem und Maximum 73 toten Menschen. Eine lange Liste. Mir fällt das Interview ein, das ich noch nicht fertig gelesen habe. Sicherheit ist wichtig, hat mein Bruder erzählt. Mehr als wichtig.
Brunos Augen sind wieder geschlossen. Er hat die Ruhe weg. Noch keine Neuigkeiten aus Berlin. Ob ich ihn fragen soll, was mit Richard geschehen ist? Vielleicht weiß er es ja. In mir brummt ein Kreisel aus Erinnerungen, Fetzen von Bildern. Ich stoße gegen jede Wand meines Hirns, jedes Mal in einer neuen Richtung. Der rote Faden ist schon lange zerrissen. Ein Foto taucht auf und bleibt einige Sekunden länger stabil. Ich sehe zwei Gesichter und sende eine Suchanfrage ins Netz. Paul Wertheimer und Christian Schmitz. Als additive Suchparameter ‚Severin-Gymnasium‘ und ‚1989‘. Auf Anhieb erhalte ich dutzende Treffer. Unter anderem ein Foto meiner Abiturklasse mit einem großgewachsenen, lockenbewehrten Kerl in der letzten Reihe. Etwas unscharf, aber ich bin zu erkennen. Neben mir steht Paul und vorne kniet Christian. Beide leben noch, laut der Infos. Paul in Porz und Christian in Marienburg. Deutlich fühle ich meinen Herzschlag, ein aufregendes Gefühl. Ich muss zu ihnen! Aber wie an Bruno vorbeikommen? Und warum will ich überhaupt zu Paul und Christian? Wie könnten beide mir helfen? Blödsinn! Lass es bleiben! Aber wenn ich Bruno los bin, verlieren sie eventuell meine Spur. Dann werfe ich das Tablet weg, kaufe mir ein Prepaid-Gerät. Nur nach Hause werde ich nicht mehr kommen, denn dort würden sie warten! Wohin also? Etwas in meinem Hals klopft heftig. Warum bin ich so aufgeregt? Aber natürlich! Es gibt keinen Ausweg! Keinen Ausweg … der Stuhl knarzt und es rumst.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert