Buch | Kapitel 3

Gestern

Bestemur verteilte Stroh im hinteren Zimmer, das in den Hang gebaut war. Pferd sollte es gemütlich haben. Weiße Flanken auf denen schwarze Flecken wahllos verteilt waren. »Schön bist du nicht gerade«, sagte sie zu Pferd, das am Trog stand. Buch schüttete von außen Körner hinein. »Das genügt, Buch! Es müssen auch noch Heu und Stroh in den Bauch passen!«
»Pferd ist sogar sehr schön. Keines in der Stadt sieht aus wie unser Pferd.«
»Ich habe einen besonderen Buch, ein besonderes Pferd, den einsamen Berg und den buckligen Tal.« Sie lachte. »Man wird sich über uns wundern«, setzte sie nach. Buch verschloss die Öffnung mit Brettern. Bestemur hörte ihn ein Lied summen. Dann rief er etwas. Die Stimme entfernte sich. Ein letzter Blick, dann ging sie in die Küche, verschloss die Halbtür zum Stall, zog die wollene Weste über und verließ das Haus. Schneeflocken schwirrten herum, flogen hoch, purzelten herab. Der Wind sorgte für wilde Bewegung im fallenden Weiß. »Buch!«
Nur ein Rauschen. Der Wasserlauf war angeschwollen. Von Buch nichts zu sehen. Wie auch? Mehr als bis zum hundert Fuß entfernten Zaun konnte niemand schauen. Dann legte sie den Kopf auf die Seite, kalte Flocken fielen ins Ohr. Sie meinte, ein Bellen gehört zu haben. Es gab hier keine Hunde und in der Stadt nur wenige. Ging es den Menschen gut, wurden es mehr. Im Winter wieder weniger. Alle mussten essen. Bestemur wollte keine Hunde essen. Tal hatte genug Schafe. Da war es wieder! Ein Bellen! Nur Berg besaß einen Hund, den er jedoch niemals vom Lederriemen ließ. Hund war nicht zu trauen. In einem Augenblick winselte er um die streichelnde Hand des Menschen, im anderen Augenblick fletschte er die Zähne, legte beide Ohren an und biss zu mit den kräftigen Kiefern. Hund war keinesfalls zu trauen und Berg entfernte niemals den Riemen von seinem Hals. Und wenn er es doch getan hatte? »Buch!«
Sie lauschte. Nichts. Von drinnen holte sie Wollmütze, Schal und Handschuhe, dann umrundete sie das Haus, sah den Hang hinauf. Der Schnee war schon knöcheltief und Richtung Windrad entdeckte sie frische Spuren. Hangaufwärts. In großem Abstand. Jemand war gerannt. Buch! Bestemur wickelte den Schal vor Nase und Mund, machte sich auf den Weg. Drei Fuß neben den Spuren. Der Weg zu Berg führte über einen geschwungenen Pfad, links, rechts, immer höher hinauf. Die Spuren im Schnee verliefen in einer Linie. Nur ein Kind machte im Winter solche Fehler. Es blieb ihr nichts anderes übrig, als diesen Fehler zu wiederholen, um nicht die Spur zu verlieren.
Der Schnee fiel ohne Unterbrechung und Bestemur stellte erschrocken fest, dass die Spur langsam aber sicher im endlosen Weiß verblasste. Sie legte an Geschwindigkeit zu. Nach kurzer Zeit noch mehr, wurde immer schneller. Die Feuchtigkeit des Atems ließ den Schal klamm werden. Sie meinte auf halber Höhe zu sein, als im Schnee eine verwirrende Anzahl an Spuren, Linien und freien Flächen auftauchte. Hundespuren. Das konnte nur Hund gewesen sein, der sich losgerissen hatte, bellend den Hang hinuntergelaufen war. Zumindest entdeckte sie kein Blut. Dafür Buchs Fußspuren neben den Hundepfoten. Hangaufwärts. Buch rannte so schnell sie konnte. Ein Fehltritt und ihr Leben würde hier enden. Ein Bellen! Noch einmal!
»Buch!«, schrie sie. Vergeblich. Der fallende Schnee schluckte alles. Nur das leichte Fauchen des Windes war zu hören. Sie spürte das Klopfen in der Brust. Gleichmäßig. Ich bin stark, dachte sie, den Blick auf jeder kleinsten Unebenheit. Ein kleiner Schneehügel bedeutete Steine, eine Unebenheit. Tausch hatte gesagt, ich sei eine sehr starke Frau. Niemand könne es mit mir aufnehmen. Das war ihr Gedanke auf diesem Weg zu Berg. Buch braucht dich! Ein Bellen, dann ein Jaulen. Langgezogen. Aus dem verwirbelten Weißgrau schälte sich eine dunkle Wand heraus. Bergs Hütte. Halb in den Felsen steckend. Die Tür war zu. Aber Licht brannte. Hund lief wie angezündet hin und her und entdeckte Bestemur. Sie blieb stehen, aber Hund setzte sich und tat einfach nichts. Die Schneeflocken legten sich auf ihm ab. Mehr und mehr. Bestemur tat einen vorsichtigen Schritt nach dem anderen.
»Hallo, Hund. Ist Berg in der Hütte? Hast du Buch gesehen?« Natürlich keine Antwort. Nichts. Nur stetes Blinzeln, um die Augen freizubekommen. »Ich gehe jetzt hinein. Du bleibst draußen.« Bestemur klopfte den Schnee ab und trat ein.

Buch legte zwei Torfballen in den Steinkamin, stocherte mit einem Eisenstab in der Glut, bis er mit dem Ergebnis zufrieden war. Bestemur schloss die Tür hinter sich, wickelte den Schal vom Gesicht, zog die Mütze ab, die Handschuhe aus und legte alles auf den Tisch. Buch ließ sich nicht stören. Der Raum war nicht groß. Ohne Fenster. Die Steinfugen von innen mit Torf zugestopft. Berg lag auf den dicken Schilfmatten. Nicht zugedeckt, einen Arm steif in der Höhe. Bestemur nickte, die Lippen fest verschlossen, tat zwei Schritte auf Berg zu. Die Farbe des Lebens war aus dem Gesicht verschwunden. Die Blässe des Todes angekommen. In der Ecke neben dem Kamin lagen noch eine Menge Torfballen. Das war beruhigend. Sie würden über Nacht hierbleiben müssen. Unmöglich, bei dem Wetter wieder abzusteigen. Gefährlich. Das Leben geht vor. Buch starrte ins aufflackernde Feuer. Bestemur atmete tief ein und aus. Hund fiel ihr ein. Draußen wartete der Tod auf ihn. Und ohne Berg war sein Leben sinnlos. Niemand würde Hund nehmen. Ihm war nicht zu trauen. Bestemur schaute sich um. An der Wand hing die Sichelklinge, mit der Berg das Gras geschnitten hatte. Sie nahm sich ein Stück Brot. Es war ein Stück von ihrem gebackenen Brot, steckte es in den Mund, dann schnitt sie vom Pökelfleisch eine Scheibe ab, griff nach der Sichelklinge und ging hinaus. Sie musste tun, was getan werden musste. Als sie wieder hereinkam, saß Buch neben Berg und erzählte eine Geschichte. Bestemur zog den Schemel heran und hörte zu. Schloss die Augen, um nicht das Blut an ihren Händen zu sehen.


Das letzte Wort von Buchs Geschichte war schon seit geraumer Zeit gesprochen und außer dem leisen Knistern, das aus den Torfballen kam, war alles still. Mehr als still. Eine besondere Stille. Buch stupste mit dem Finger in Bestemurs Seite.
»Müssen wir nicht gehen?«
»Wir können nicht gehen. Hörst du diese Stille?« Buch lauschte. Er schob den Kopf weg von Bestemur, drehte ihn hin und her, das Ohr zur Wand.
»Kann man Stille hören?«
»Diese Stille schon. Es ist die Schneestille. Alles Geräusch verschwindet im Schnee, nicht in deinen Ohren.« Wieder versuchte Buch diese Schneestille zu hören, aber nach einem Moment schüttelte er den Kopf. Stattdessen kam ihm Hund in den Sinn und er sprang auf.
»Hund! Er ist noch draußen!«
Bestemur zog ihn zu sich. »Setz dich. Hund ist tot.«
»Tot?«
»Du weißt, dass Hund nur auf Berg hörte. Meistens. Er war gefährlich. Niemand hätte ihn halten können ohne Berg. Ihn freilassen wäre nicht möglich gewesen, denn er hätte Tals Schafe gerissen. Für Hund war kein Platz mehr auf der Welt.«
»Dann ist hier nichts mehr. Berg und Hund sind tot.«
»So ist das Leben.«
»Und was machen wir jetzt?«
»Wir schlafen hier. Morgen früh wird es sich beruhigt haben draußen. Dann werden wir die Hütte anzünden. Das Feuer soll Berg und Hund verbrennen.«
»Aber … warum?«
»Weil wir sie nicht begraben können und bald anfangen, sehr schlecht zu riechen. Und wenn es im Frühjahr taut, tauen ihre toten Körper. Tote Körper sind gefährlich. Man kann sehr krank werden von ihnen. Liegen sie im Wasser, ist das Wasser tot. Deswegen werden wir sie verbrennen.«
Buch dachte nach. Das Feuer ist also wie Wasser, mit dem man alles Mögliche waschen kann. Nur viel besser. »Dann verbrennen wir sie, damit das Leben nicht krank wird.«
»Genau das werden wir tun.«
»Das macht Sinn.«
Bestemur erhob sich, nahm ein großes Ledertuch, packte Berg damit unter den Armen und zog ihn vor die Tür der Hütte, verschloss sie wieder. Die Schaffelle an der Wand und über dem Stuhl legte sie auf dem Tisch aus, heizte noch einmal ein. »Komm, lass uns schlafen. Auf dem Tisch ist Platz für uns beide.«
Das taten sie. Auf den grauen Steinwänden flackerten wilde Schattenmenschen einen seltsamen Tanz. Zwischen ihnen nahmen Tiere Platz. Buch suchte nach Worten für das, was er sah. Vielleicht Schattentanz. Bücher wussten nicht alles. Nein, das macht keinen Sinn, er hatte nur noch nicht alle Bücher gelesen. Aber wie sollte er jemals alle Bücher lesen? Das würde ihm nur gelingen, wenn … Buch erschrak. Schnell schob er den Gedanken auf Seite. Niemals würde das passieren. Bestemurs Mund öffnete sich. Sie begann zu schnarchen.

Der Morgen brachte die Sonne mit. So strahlend schön wie selten. Rundherum ein Weiß, das Buch zwang, die Hand vor beide Augen zu halten. Knietief hatte es geschneit. Mit dem Feuerstein entzündete Bestemur Stroh, fachte damit einen Torfballen an, legte alle anderen in die Mitte der Hütte. Berg und Hund, steif wie Bretter, steckten mittendrin. Dann goss sie Bergs Schnapsvorräte darüber, schickte Buch aus der Hütte. Den brennenden Ballen steckte sie auf die Eisenstange und kam ebenfalls vor die Hütte. Buch schaute zu, suchte Bestemurs Augen, aber sie drehte das Gesicht weg. Buch ahnte die Tränen. So wie Keno Tränen um seinen Sohn Coyotito geweint hatte, weinte Bestemur um Berg. Der brennende Ballen flog in den Raum und Buch spürte einen heißen Schlag im Gesicht. Etwas rumste. Flammen züngelten aus der Tür. Im Nu begannen sie ihr Werk, gierig wie hungrige Hunde.
»Komm, wir müssen zu Pferd. Der Stall muss gesäubert werden. Berg und Hund sind nicht mehr da. Nur noch ihre Körper. Wie Steine und Felsen, die herumliegen. Ohne Leben.«
Das macht Sinn, dachte Buch, schaute ein letztes Mal zum Feuer. Wie schnell es alles auffraß. Nichts konnte ihm Einhalt gebieten. Bestemur schniefte ein ums andere Mal. Buch schaute hinauf zum blauen Himmel. Genau so, wie er in den Büchern beschrieben wurde. Er ist immer noch derselbe. »Der Himmel aus der Welt der Bücher ist derselbe, wie der Himmel über uns«, sagte er und wusste nicht, ob Bestemur ihn gehört hatte. »Das ist eine Verbindung zu den Menschen. Der Himmel. Dann ist aber auch die Erde unter uns dieselbe. Und das Wasser, das wir trinken.« Buch stutzte. Ihm wurde heiß. »Alles ist genau so. Nur wir sind anders. Nur die Menschen.«
Bestemur weinte und Buch nahm ihre Hand. Der Schnee hatte die Richtung vorgegeben. Lag er tiefer als zu beiden Seiten, war das der Pfad nach unten. Schritt für Schritt führte Buch Bestemur entlang der Linie hinab zum Haus. Dort verschwand sie schweigend im Stall und versorgte Pferd.


Buch schaufelte einen Platz vor dem Haus frei, trampelte den Schnee fest. Er schwitzte nach kurzer Zeit. In seinem Kopf fand er kein ähnliches Bild zu diesem Winter. Die Kälte sorgte für das Auffrieren des Schnees. Nachts formte sich ein Meer aus glitzernden Punkten, die vom Licht des Mondes in bunte Farben verwandelt wurden. Bestemur beschrieb es als ein Wunder. Ein Wort, wie es in den Büchern auch gebraucht wurde. Etwas, das die Menschen sich nicht erklären konnten. Doch Berg wusste nicht, was Tage und Wochen bedeuteten, und Tal nicht, wie man Brot buk. Also war alles eine Frage der Worte, des Wissens. Eine Frage von Büchern. Das machte Sinn. Es bedeutete, dass das bunte Leuchten des aufgefrorenen Schnees einen Grund haben musste. Und diesen Grund kannte Buch nicht.
Mit nassem Pullover ging er ins Haus, zog alle Kleider aus, hängte sie über den Lederriemen und stellte sich ans Feuer. Zwei Armlängen entfernt prasselten die Torfballen, glühten innerlich. Er zählte bis zwanzig, drehte sich ein Stück, zählte wieder bis zwanzig, bis ihm so warm geworden war, dass er meinte, selbst zum Feuer zu werden. Langsam streckte er den Arm aus, die Hand. Näher und näher zum Kamin. Es wurde schnell viel zu heiß. Bestemur kam aus dem Stall, schloss die Halbtür und amüsierte sich über das, was sie sah. Ein nackter Buch, der die Hand nach dem Feuer ausstreckte. Sie räusperte sich.
»Bestemur?«
»Ja?«
»Warum wird mir so warm am Feuer?«
»Na, weil es brennt.«
»Aber zwischen mir und dem Feuer ist nichts. Und doch ist es warm. Was bringt die Wärme zu mir?« Sie seufzte, kam näher und stocherte mit dem Eisen in der Glut. Zwei der Ballen zerfielen, kleine Funken stoben auseinander. Es wurde unerträglich heiß, Buch trat einen Schritt zurück.
»Siehst du? Es erhitzt die Luft und wenn ich drin herumstochere, wird es gleich noch heißer.« Buch drehte sich um, holte den Lederumhang, den Bestemur beim Schlachten überzog und stellte sich erneut vors Feuer. Dann verdeckte er das Feuer, hob das Leder vor sich. Sofort wurde es kühler.
»Wenn es die Luft ist, dann muss sie auch jetzt warm sein, oder?«
»Tja …« Bestemur kratzte sich den Kopf. »Jetzt weiß ich auch nicht weiter. Hauptsache wir haben noch genug von den Torfballen. Ich befürchte, der Winter wird uns nicht so schnell verlassen.«
»Wir sollten zu Tal. Vielleicht braucht er Hilfe.«
»Du hast recht. Wenn es morgen früh klar ist, nehmen wir den längeren Weg bis zum Talende. Dort ist es flach. Wir binden uns die Lederbretter unter die Schuhe. Damit kommen wir schnell voran.« Buch nickte und entfernte den Umhang. Die Hitze kehrte zurück. Mit großer Kraft. Er begann zu schwitzen. »Zieh dich an, wir wollen Essen machen.«
»Bestemur?«
»Ja?«
»Erinnerst du dich, als Tausch sagte, ein Boot sei aufgebrochen, um jemand zu finden, der das Schiff zerschneiden könne?«
»Ich kann mich erinnern.«
»Ist Boot zurückgekommen?«
Bestemur zog beide Augenbrauen hoch. Buchs Gedanken waren mitunter wie junge Lämmer, die über die grüne Wiese hüpften und sich am Leben freuten.
»Da fragst du mich jetzt was. Ich weiß es nicht, aber ich denke nicht. Sonst hätten wir es irgendwie mitbekommen.«
»Das heißt, Boot ist verschwunden.«
»Das ist sehr gut möglich. Vor den Fjorden beginnt das Meer. Und das Meer kann einem übel mitspielen. Es ist lebensgefährlich.«
»Warum ist er dann überhaupt aufgebrochen?«
Bestemur seufzte. »Zieh dich an! Mach dich fertig! Jetzt wird gegessen!«

Bestemur legte etwas auf den Tisch. Eingewickelt in ein Tuch. In aller Ruhe leerte sie den Teller mit Pökelfleisch und Wurzeln. Buch starrte unentwegt darauf und vergaß das Essen. »Du musst essen! Bei der Kälte ist das sehr wichtig.«
»Mach ich!« Buch schlang Fleisch und Wurzeln hinunter, löffelte die Schale leer und schob sie beiseite. »Das ist bestimmt ein Buch!«
»Ich habe es bei Tausch entdeckt. Vielleicht ein Geschenk vom alten Buch. Was drin steht, weiß ich nicht, aber wir werden sehen.«
»Du hast es eingewickelt.«
»Aber ja! Heute ist ein besonderer Tag, wenn ich richtig gerechnet habe.«
»Ein besonderer Tag?«
Bestemur presste die Lippen aufeinander und schloss beide Augen. Buch wartete ab, schielte mit einem Augen auf das Tuch. »Du bist jetzt zwölf Jahre alt. Fast schon ein Mann. Bald hast du mich eingeholt. Ich wusste nicht, dass ein Mensch so schnell wachsen kann.«
»Ich werde so groß wie Tausch.«
Bestemur öffnete die Augen, legte eine Hand auf Buchs Schulter. Er entdeckte ihre Tränen. Sie schimmerten im Feuerschein wie Mondlicht auf dem nächtlichen Schnee. »Das kann schon sein. Aber Tausch ist nun mal kein schlauer Kerl. Ein guter Kerl, aber nicht sehr schlau. Du aber wirst Veränderung bringen. Das weiß ich.«
»Veränderung?«
»Lass uns das Buch lesen.«
Hastig zog er das Tuch weg, packte zu, hob es hoch. Groß, schwer und viele Seiten. Vorne und hinten so gut wie keine Schäden. Abgerissene Ecken, kaum noch Farbe, die Worte aber gut leserlich. Geschichte der Menschheit war da zu lesen.
»M-e-n-s-c-h-h-e-i-t«, buchstabierte Buch. »Menschheit … das bedeutet, alle Menschen.«
»Da wirst du recht haben.«
Er blätterte bis zu einem Bild, das aus beiden Seiten bestand. Drei große und drei kleinere Steinhaufen, hell wie der Sand am Seeufer. Sehr spitz. Umgeben von sandigen Hügeln. Nirgendwo Gras oder Wasser. Buch starrte lange drauf.
»Schau mal, da steht was.« Bestemurs Finger fuhr entlang weniger Worte, die am unteren Seitenrand deutlich sichtbar waren. Von der Zeit kaum beeinträchtigt. »Pyramiden in Gizeh, Ägypten. Erbaut etwa 2620 bis 2500 v. Chr.« Buch wiederholte in Gedanken, was Bestemur vorgelesen hatte, kontrollierte es und blätterte zurück.
»Aber Bestemur, hier vorne steht, das Buch ist von 2025. Die Menschen haben die Jahre gezählt wie du die Tage, Wochen und Monate. Alle Zahlen werden immer größer. Ein Tag und noch ein Tag sind schon zwei Tage. Nicht wahr?«
Bestemur rieb das Kinn, blätterte wieder zu den Pyramiden, legte den Finger unter die Zahlen. »Ich weiß, was du sagen willst. Die Zahlen können nicht stimmen.«
»Genau. Was hier steht, bedeutet, dass die Jahre rückwärts gezählt wurden. Und das Buch entstand bestimmt nicht vor den großen Steinhaufen, denn ich kann nicht abends ins Bett gehen, ohne morgens aufgestanden zu sein.« Er drehte den Kopf, blickte Bestemur an. In ihrem Gesicht würde er keine Antwort finden. »Etwas ist nicht in Ordnung«, stellte Buch fest. Bestemur seufzte, atmete aus und wusste nicht, welche Antwort sie geben könnte. In ihrem Kopf fand sich keine. Nur das Leben hier oben, die Wege in die Stadt, die vielen Morgen und Abende ohne Buch, als es hier nur Berg und Tal gab. Erst nachdem sie den Kleinen gefunden hatte, begann sich das Leben zu verändern. Nun ist Berg verbrannt, sein Leben mit dem Wind hinweg, Buch wurde größer und die Ahnung, dass er bald fortgehen würde, ruhte als Schatten auf ihren Tagen.
Sie stand auf, räumte Geschirr und Gläser weg. Buch blätterte weiter zu einem Bild ohne Farbe. Über beide Seiten. Menschen mit seltsamen Stöcken in der Hand, große Dinge aus denen Rauch kam, die Rollen hatten wie beim alten Auto. Auf dem Boden andere Menschen daneben. Dünn. Frauen dabei und Kinder. Gesichter, Arme, Beine, verzerrt und verbogen, dass ihm sofort klar war, dies konnte nur der Tod sein. Bestemur packte das Entsetzen.
»Was ist das?«, fragte Buch.
»Das ist schrecklich! Tu es weg!« Bestemur wandte sich ab. »Ich hätte es vorher durchblättern sollen …«
»Da steht 1945 auf Mindanao, Krieg im Pazifik, US-Marines bekämpfen die Kaiserlich Japanischen Streitkräfte.«
»Mach es zu! Wir brechen auf zu Tal. Pack die Brote in deine Tasche.« Die Kaiserlich Japanischen Streitkräfte … viele tote Menschen auf der Erde und Männer laufen über sie hinweg. Das macht keinen Sinn, dachte Buch und schob die Geschichte der Menschheit zur Tischmitte. Sie wollten zu Tal. Und sie würden ihm erzählen, dass Berg nicht mehr unter ihnen weilte. Und Hund. Die Toten auf der Erde …

Buch pustete gegen den Schneehaufen auf seiner Hand und beobachtete, wie die weißen Kanten sich veränderten, kleiner wurden, hier und da durchsichtig und härter. »Ich glaube, ich weiß, wie Eis entsteht«, ließ er Bestemur wissen. Die legte unter beide Schuhe Lederbretter, aus gegerbter Pferdehaut geschnitten, drei Stück übereinandergelegt und vernäht. Drunter waren Lederleisten angebracht. Sie verschnürte die Riemen um Fellschuhe und Waden, blickte sich um. Alles war in Ordnung.
»Erzähl es mir unterwegs. Wir haben Zeit genug.« Buch warf den Schnee weg, legte den Taschengurt um den Hals, drehte alles auf den Rücken. Dann liefen sie los. Überrascht stellte er fest, dass sie mit den langen und breiten Brettern kaum in den Schnee einsanken.
»Je kleiner die Füße sind, desto mehr bricht man ein«, sagte er zu sich selbst. Bestemur lächelte in den Schal. Der Himmel war blau wie selten. Von Ost nach West und Süd nach Nord, nirgends eine Wolke. Die Wintersonne stand zwei Handbreit über dem Horizont. Sie würden sicher wesentlich mehr Zeit benötigen für den Umweg über die Talkehre. Hinter sich hörte sie Buch stapfen. Immer wieder stöhnte er, wenn die Bretter gegeneinander stießen. Schlurfende, kurze Schritte waren nötig, um kräftesparend vorwärtszukommen, und bis man sich daran gewöhnt hatte, war es eben anstrengend. Aber Buch würde das schon begreifen.
»Meinst du, Tal geht es gut?«
»Er hat alles, was man für so einen Winter benötigt. Viel Stroh, Heu, Getreide, einen großen Stall. Zur Not kann er sich zwischen die Schafe legen. Wasser gibt es genug durch den Schnee. Sein Pökelfleisch wird ihm in zwei Wintern nicht ausgehen. Und er hat Wurzelschnaps. Ja, es wird ihm gutgehen.«
»Da bin ich froh. Schade, dass Berg nicht mehr da ist.«
»Ja. Ich kannte ihn mein ganzes Leben lang.«
»Dein ganzes Leben lang?«
»Seit ich mich erinnern kann.«
»Warum weißt du nicht, wie viele Tage du schon lebst, Bestemur?« Sie schwieg. Niemand hatte gezählt. Lesen, schreiben, das war es, was ihre Mutter weitergegeben hatte. Rechnen lernte sie später vom alten Boot, der sie aufnahm, als Mutter und Vater auf dem See beim Fischen ertranken.
»Es ist eben einfach nicht wichtig, Buch, aber was denkst du, wie alt ich bin? Du hast ungefähr 12 mal 365 Tage hinter dir. Versuch mal dein Glück.«
»Dazu muss ich wissen, wie alt ein Mensch werden kann.«
»Auch wieder wahr.« Buchs Schritte waren schlurfend geworden. Sie kamen gut voran. Das Talende rückte rasch näher und stieg langsam an zum höchsten Gipfel in diesem Teil der Berge. An seiner linken Flanke war der Pass zum Bergsee.
»Du sollst nie sterben«, sagte Buch in die Stille hinein. Die Worte durchbrachen das Atmen, die kleinen Wölkchen aus beider Münder. Teilten das Blau des Himmels. Bestemur wehrte sich gegen Tränen. Bei dieser Kälte waren Tränen mehr als schmerzvoll, froren sofort fest. Das Salz brannte auf der Haut.
»Ich sterbe nicht«, entgegnete sie lauter als gewollt.
»Das macht Sinn«, sagte Buch und erschrak, weil ein lautes Krachen durchs Tal fegte, die Luft zitterte, dumpfes Grollen rollte von der Flanke des Gipfels heran.
»Eine Lawine!«, rief Bestemur.
»Lawine?!« Mit den Augen folgte er Bestemurs ausgestrecktem Arm über den Finger hinweg, da bewegte sich etwas. Der Schnee. Kaum wahrnehmbar, dann Risse, die weiße Fläche teilte sich in viele Platten, die schneller wurden und noch mehr Schnee mitrissen. Nichts mehr mit Stille. Ein einziges Donnern, Rauschen, Fauchen.
»Sie wird uns nicht treffen!«, sagte Bestemur zu Buch gedreht. »Geht auf die andere Seite zum See!« Glitzernde, tobende Wolken bauschten sich auf, wie Rauch über einem großen Feuer. Der Boden bebte. Sogar durch den Schnee war das zu spüren. Buch staunte.
»Das musste ja so kommen!«, schrie Bestemur gegen den Lärm an. »Viel zu viel Schnee da oben. Gut, dass unser Haus an einem sicheren Punkt steht!«
Was für eine Kraft, dachte Buch. So eine Lawine kann alles wegreißen, was im Weg steht. Was mochte es noch alles geben, von dem er nichts wusste?
»Komm! Lass uns etwas schneller gehen. Die Sonne hat den Schnee schwer gemacht. Überall auf der Sonnenseite kann sich eine Lawine lösen.« Bestemur schlurfte weiter, schneller als zuvor und Buch hatte Mühe, mitzuhalten.

Von Tals Haus und dem großen Stall waren von dieser Seite nur die Dächer zu sehen. Von Norden hatte sich der Schnee einer Welle gleich um die Steinmauern gelegt. Das große Tor zum Stall war darunter verschwunden. Die kleinere Tür auf der Südseite nur zur Hälfte zugeweht. Die weiße Fläche um Haus und Stall war ohne Spuren. Unberührter Schnee. Bestemur stoppte wenige Schritte vor der Tür, zog den rechten Handschuh aus, legte den Handrücken aufs Weiß. Es knirschte. »Verharscht. Warm geworden, angeschmolzen und wieder festgefroren. Hier ist seit Tagen niemand drüber gelaufen. Nirgendwo Senken, weder kleine noch größere.«
Buch hauchte eine Wolke in den Himmel, dessen Blau langsam dunkler wurde. »Der Abend kommt aber schnell.«
»Das Jahr geht bald zu Ende«, erklärte Bestemur, drehte sich einmal im Kreis, spähte langsam und konzentriert in alle Richtungen. Sie formte eine offene Höhle mit den Händen, setzte sie an den Mund. »Tal! Hier sind Bestemur und Buch!« Im Haus war es dunkel. Kein Licht, kein Rauch aus dem Kamin. Buch dachte an Berg, an dessen Sterben in der Einsamkeit der kleinen Steinhütte.
»Wir sollten hineingehen und Feuer machen«, schlug er vor. Bestemur nickte, trat vor die Tür, öffnete vorsichtig, spähte hinein. Buch drückte von hinten. Ihm wurde langsam kalt. Drinnen zogen beide die Bretter von den Schuhen.
»Hol Stroh und Torf. Ich suche den Feuerstein«, trug Bestemur ihm auf. Es war im Haus ebenso kalt wie draußen. Mit wenigen Schritten durchquerte Bestemur den Raum, ging ins hintere Zimmer und kehrte wieder zurück. »Im Stall sind keine Schafe. Alle weg«, sagte sie mit knurrender Stimme. »Wie kann das sein, Buch? Merkwürdig.«
»Tal hat doch fast sechzig oder siebzig Schafe. Wie können die alle weg sein?« Bestemur schüttelte den Kopf, griff auf einem Regal an der Wand nach Feuerstein und Zunder, dann schlug sie Funken, pustete sanft in ein Zunderstück, legte Stroh auf die kleine Rauchsäule, blies hinein. Eine grünlich-blaue Flamme züngelte nach Material. Buch setzte sich, suchte nach einem dreckigen Teller, Fleisch oder Schnaps. Nichts. Es knisterte, die Flammen griffen nach dem Torf. Wärme breitete sich langsam aus.
»Tal würde niemals Haus und Schafe verlassen, ohne uns etwas davon zu sagen«, war sich Bestemur sicher. »Auch nicht mit den Schafen. Mit seinem Rücken wäre es unmöglich, sie alle talabwärts zu bringen«, setzte sie nach. Sie legte drei Torfballen ins Feuer.
»Dann muss ihm jemand geholfen haben.«
»Vielleicht, Buch, vielleicht. Aber so viele Schafe brauchen einen großen Stall. In der Stadt gibt es das nicht. Tal hat die meisten Schafe von uns allen.«
Buch dachte nach. »Dann hat er viele geschlachtet, um gegen eine Unterkunft zu tauschen, bis es wieder wärmer wird.«
»Ohne uns etwas zu sagen?« Bestemur zog die Unterlippe vor, knabberte mit den Zähnen auf der rosafarbenen Haut. »Nein, nicht ohne uns etwas zu sagen. Das würde Tal nicht tun. Wir müssen jedenfalls warten, bis der Schnee weniger geworden ist. Das kann noch dauern.«
»Dann müssen wir wieder zurück. Wir können Pferd nicht so lange allein lassen.« Bestemur atmete tief ein und aus, schloss die Augen. Berg tot, Tal verschwunden und sie war mit einem Mal so müde. Genau in diesem Moment kam ihr das Alter in den Sinn, das sie nur erraten konnte. Wie lange würde sie noch leben? Mit Buch dieses Leben teilen?
»Bestemur?«
»Hm?«
»Jetzt sind wir allein. Berg und Tal sind weg. Nur Pferd ist bei uns. Bist du traurig?«
Sie nickte.
»Ich weiß nicht, wie das ist, traurig zu sein. Ist das schlimm?«
Bestemur kam mit einem Ruck hoch, tat zwei Schritte zum Feuer, rieb die Hände über der beginnenden Glut. Ein Schnaps wäre genau richtig, dachte sie. Eine ganze Flasche. Um zu vergessen. Bis zum nächsten Morgen. »Nein, das ist nicht schlimm«, sagte sie stattdessen. »Es ist, wie es ist. Ich weiß nicht, was noch kommt. Und wenn ich es wüsste, dann …«
»Dann?«
Die Antwort blieb sie Buch schuldig, stellte sich auf die Bretter und verschnürte die Riemen. »Wir müssen uns beeilen, Buch! Es ist Dunkelmond.«


Der Winter löste sich in Regen auf. Bestemur saß am Tisch, trank einen Kräutertee, zählte die Striche auf dem Papier, setzte die Fettkohle an und wieder war einer dazu gekommen, das neue Jahr schon ein paar Wochen alt. Buch hatte nichts mehr zu lesen, nichts mehr, was er sich merken konnte. Tal war nicht zurückgekehrt, wo auch immer er jetzt lebte. Er und seine Schafe blieben verschwunden. Bestemur erhob sich, ging in den Seitenraum und zählte das Pökelfleisch. Noch drei große Hinterkeulen, zwei Rücken, vier Schultern. Dazu hartes Brot und Wurzeln, Salz genug im Bottich. Noch waren die Tage sicher. Aber gezählt. Etwas musste passieren. Die Tür wurde aufgestoßen, Buch rannte herein, nass bis auf die Haut. »Das Wasser kommt einfach so aus dem Brunnen, ohne dass sich das Windrad dreht«, sagte er nach Luft japsend. Hastig zog er alle Kleider aus, legte sie über die Stuhllehnen und stellte sich nackt vors Feuer. Bestemur sah zum ersten Mal Haare auf der Brust, im Schritt, unter den Achseln. Noch wenige, nur ein Schatten bis jetzt.
»Der Boden kann es nicht mehr aufnehmen. Das ist mehr als gefährlich. Gefährlicher als eine Lawine.«
»Warum?«
»Weil das Wasser die Erde vom Fels lösen kann. Ich habe schon Hänge abrutschen sehen. Sie begraben alles unter sich und fließen das Tal hinaus. Niemand kann das überleben.« Buch drehte den Kopf zu Bestemur. In den dunklen Augen entdeckte sie keine Angst. »Unser Haus steht auf Fels«, beruhigte sie sich selbst. »Aber der Hang oberhalb kann abrutschen. Wir würden das erst merken, wenn es zu spät ist.«
»Dann gehen wir runter zu Tal. Sein Haus steht leer.« Bestemur nickte und kontrollierte noch einmal die Vorräte. Der Gedanke war ihr gekommen. Allerdings war Tals Haus ebenfalls nicht sicher. Nichts war sicher bei so viel Regen. Sie musste eine Entscheidung treffen. Buch drehte den Körper, ließ das Feuer den Rücken wärmen. Er versuchte zu grinsen, zog die Mundwinkel hoch. Bestemur musste lachen.
»Wir gehen in die Stadt, bis alles wieder trockener geworden ist. Die Vorräte nehmen wir mit, bis auf das Salz. Ich packe alles zusammen. Zieh dich warm an, dann machst du Pferd bereit.«
»Dann werde ich Tausch und Kraut wieder Geschichten erzählen.« Buch prüfte, ob er die Kleider über den Lehnen schon wieder anziehen konnte, schüttelte den Kopf und ging zum Schrank. Bestemur verteilte Glut und Torfballenbrocken in der Esse, deckte sie mit der Eisenplatte ab und horchte auf das Klopfen des Regens auf dem Dach. Sie ahnte einen Abschied. Warum sich diese Ahnung wie Nebel in ihr ausbreitete, wusste sie nicht, aber mit der Ahnung kam Angst.

Pferd tat sich sichtlich schwer in der sumpfiger werdenden Erde, die schwarz und modrig schmatzende Geräusche absonderte. Mehr Rutschen als kontrolliertes Gehen hatte sie den Hang hinunter gebracht. Der Wasserlauf war zu einem reißenden Fluss angeschwollen, Lärm und Getöse über allem. Pferd war unruhig, die aufgebundenen Säcke und Schilfkörbe schwer vom Regen. Bestemur bereute, diese Entscheidung getroffen zu haben. Alle würden an Schultern und Rücken Wunden davontragen, die sich entzünden konnten. Buch hatte die Arme ausgebreitet und balancierte über die aufgedunsenen Grassoden. Tals Haus und Stall lagen rechts von ihnen, umgeben von schwerer Stille. Ein bedrückender Anblick. Bestemur und Buch sahen nur kurz hinüber. Keine Anzeichen von Leben. Nichts. Eine dichte Regenwand unterbrach bald den Blick, die reißenden Wasser traten über die Ufer. Kleine Seen bildeten sich zu beiden Seiten in flacher Böschung. Alle Kiesel hatte der Strom mitgerissen, von einem festen Weg war nichts mehr zu sehen. An vielen Stellen der Talhänge quoll das Wasser heraus. In kleinen Bahnen oder gebogenen Strahlen. Der Himmel will uns von der Erde spülen, dachte Bestemur. Sie begann zu frieren, schniefte, schnäuzte immer wieder den Schleim zu Boden. An was dachte Buch? Einen Abschied? An Tal? Oder ertrug er ohne jede Regung das Verlassen seines Zuhauses?

Vor der letzten Erhebung gab Pferd auf. Es blieb einfach stehen. Buch zog am Lederriemen, aber vergebens. Bestemur nahm zwei Säcke Pökelfleisch vom Rücken, lud sie sich über die Schultern. »Komm, Buch! Wir müssen weiter. Mir ist kalt. Pferd lassen wir stehen. Weder du noch ich haben die Kraft, ihn mitzuziehen.«
»Aber Bestemur …«
»Kein aber! Es ist, wie es ist! Unser Leben ist wichtig!« Buch ließ den Riemen los. Pferd bewegte sich nicht, starrte irgendwohin. Langsam setzte sich Bestemur in Bewegung, das zusätzliche Gewicht austarierend. Die Gurte quetschten ihre nasse Weste, drückten bei jedem Schritt tiefer in die Schulter. Buch packte Bestemurs Hand, aber sie entwand sich ihm. »Du musst frei laufen. Wenn einer von uns fällt, zieht er den anderen mit in den Schlamm.«
»Das macht Sinn«, sagte Buch und schritt voran. Ein letzter Blick zu Pferd. Das ist ein Abschied, dachte Bestemur. Danke, dass du uns so gut geholfen hast. Keine Bewegung, keine Antwort. Alles bleibt irgendwann am Wegesrand zurück.

Vor der Stadt stützte Buch Bestemur und sie ließ es geschehen, denn nirgendwo mehr fand sie ein Körnchen Kraft in sich. Der nasse Stoff hatte das Pökelfleisch aufgeweicht, das Salz trat aus. Es schmeckte widerlich. Auf dem, was sie beim letzten Besuch Gleis nannte, setzte sich Bestemur hin, lehnte an eine Mauer und schloss die Augen. Buch rannte zu Tausch, führte ihn zu Bestemur. Er starrte sie an und legte die Hand auf ihre Stirn. »Geh zu Kraut! Sag ihr, sie soll schnell zu mir kommen und Kräuter gegen Fieber mitbringen. Sag ihr, Bestemur ist krank!« Ohne eine Antwort rannte Buch los und Tausch legte sich Bestemur über die Schulter. Als wöge sie nichts, trug er sie zu sich, die Stiege hinauf, dann vorsichtig und so sanft er vermochte, auf sein Bett. Sie musste aus den Kleidern raus, aber wie sollte er das anstellen? Er traute sich nicht, warf lieber ein paar Torfballen aufs Feuer, verschloss alle Öffnungen so gut es ging, stellte den Wasserkessel auf, heizte noch mehr ein und trat wieder neben das Bett. Bestemurs Augen waren geschlossen. Unregelmäßig wanderte ein Zittern durch ihren Körper. Er nahm die raue Hand zwischen seine. Dann hörte er endlich Buch reden, die Stiege hochsteigen, Kraut hinter ihm.
»Buch, du bleibst bei mir. Tausch, geh nach unten. Hier bist du überflüssig.«
»Jawohl, Kraut. Aber hilf ihr, bitte.«
Sie begann die nassen Kleider zu entfernen. Schnitt sie einfach auf, warf die Fetzen auf den Boden. »Buch! Nimm aus der Tasche die Kräuter und wirf sie in den Wasserkessel. Bring es zum Kochen!«
»Mach ich«, sagte Buch und Tausch fühlte sich nutzlos. Er ging zur Stiege, ein letzter Blick auf Bestemur.

Der Abend kam, beendete aber nicht den Regen. Der Nordwind wurde stärker und drückte das Wasser gegen alles und jeden. Durch Dächer, in Fugen, Löcher, in die Schornsteine, es zischte in den Feuerstellen der Menschen. Buch füllte mit einer Schöpfkelle eine weitere Tasse mit Krauts Tee. Die gekochten Kräuter hatte sie zerrieben, mit Moosen vermengt und auf Bestemurs Brust verschmiert. Eine dicke Schicht. Auf zwei Stühlen links und rechts des Betts hatte Kraut zwei Tontöpfe gestellt, in denen glühende Torfballen kraftvolle Hitze verbreiteten. Bestemur schwitzte und Kraut tupfte ihre Stirn, tunkte ein Tuch in den heißen Tee, tropfte davon in Bestemurs Mund.
»Erzähl mir eine Geschichte, Buch«, bat sie. Buch stellte den Schemel neben Krauts dunkle Gestalt. Von irgendwoher kam ein steter Luftzug, ließ die Flammen der Esse flackern und wandernde Schatten entstehen.
»Die Menschen haben vor vielen Jahren große Pyramiden gebaut. In einem Land, das nur aus Sand besteht. Es heißt Ägypten und liegt an einem Meer. Durch das Land fließt ein großer Fluss. Man nennt ihn Nil. Wenn das Jahr beginnt, überschwemmt er das ganze Tal, trägt viel Schlamm heran, der auf den Feldern liegen bleibt. Da drauf pflanzten die Menschen Getreide, aus dem sie Brot und Bier gemacht haben. Aber nicht nur das. Es war so viel Getreide, dass sie den Rest in großen Speichern gelagert haben und sie bis zur nächsten Ernte ernähren konnte. Über alles herrschte ein Mensch, den sie Pharao nannten. Dieser Pharao war ein Gott. So nannten sie ihn. Aber ich weiß nicht genau, was sie damit meinten. Jedenfalls war klar, dass dieser Pharaogott eines Tages das Leben verlassen wird und auf einem Schiff ins Totenreich hinüberfährt. Also baute er sich eine Pyramide, in die er gelegt wurde. Er bekam eine Menge zu essen mit ins Grab, jede Menge Bier und etwas, das man Wein nennt. Genug für die Überfahrt. So ein Grab war sehr groß. Ich habe Bilder gesehen, auf denen Menschen wie du und ich neben einer solchen Pyramide standen. Ich konnte sie kaum daneben entdecken, so groß waren sie.« Buch schwieg und hörte Bestemur stoßweise atmen. Kraut tunkte das Tuch in kühles Wasser und legte es auf Bestemurs Stirn. »Wird sie wieder gesund werden?« Kraut zuckte mit einer Schulter.
»Das weiß ich nicht, mein Junge. Sie kämpft dagegen an. Und sie ist stark. Aber am Ende entscheidet der Tod. Hat er heute keine Lust, geht er nach Hause und ruht sich aus. Ich kann sie auch noch nächstes Jahr holen, denkt er und trinkt einen Schnaps.«
Buch reißt beide Augen auf. »Du kennst den Tod?« Kraut kicherte und nahm das Tuch von Bestemurs Stirn, tunkte es ganz ins Wasser und wickelte es um Bestemurs linke Wade, wiederholt es mit einem zweiten Tuch an der rechten.
»Nein, Dummerchen. Niemand kennt den Tod. Der Tod ist eine Geschichte. Erfunden von Menschen. Menschen kommen nicht mit der Welt zurecht, wenn da nichts ist, also müssen sie immer etwas erfinden, mit dem sie sich unterhalten, freuen oder streiten können oder ihre Schuld abschieben.«
»Das macht Sinn«, sagte Buch.
»Nur Bestemur ist kein solcher Mensch. Ebenso wenig du, mein Junge.«
»Ich will nur, dass sie wieder gesund wird.«
Kraut entfernte die Wickel, dann schob sie die linke Hand unter die Wolldecken, auf Bestemurs Bauch. Buch verfolgte den Weg der Hand. Ein kleiner Hügel stoppte dort, wo der Bauchnabel sein musste.
»Ich glaube, sie kann kein Wasser lassen. Hier ist es sehr heiß und hart.«
»Und was heißt das?«
»Wir Menschen müssen pinkeln, das weißt du.«
»Natürlich.«
»Was da raus kommt, ist gelb und wenn es zu lange drin ist, dann stinkt es. Es muss raus.«
»Und wenn es nicht rauskommt?«
»Dann wird es zu Gift. Wir sterben.«
Buch wich zurück. Sterben? »Willst du sagen, dass Bestemur nicht pinkeln kann?« Kraut legte die andere Hand an Buchs Hüfte, kniff an zwei Stellen über seinen Hintern. Interessiert ließ er es geschehen, denn es musste etwas bedeuten.
»An diesen beiden Stellen kann es heiß werden und man bekommt Schmerzen, die nur schwer zu ertragen sind. Was man pinkelt, stinkt dann sehr stark. Wie Natron. Fieber beginnt. Man muss viel brennende Blätter trinken. Klappt das nicht, wird es schwer.«
»Und was tun wir jetzt?« Kraut zog die Hand zurück, drehte sich zur einen, dann zur anderen Seite, nickte dann zum Tisch.
»Hol mir die Schale.« Buch holte die Schale. »Ich ziehe die Decken weg. Eine nach unten, die andere nach oben. Dann drehe ich Bestemur, du stellst die Schale unter ihren Hintern, ziehst ein Bein nach rechts, das andere nach links. Wir müssen sehen, ob das Wasser in die Schale geht. Dann klopfe ich auf ihren Bauch. Vielleicht beginnt es zu laufen.«
»Wirklich? Das soll ich tun?«
»Es ist wichtig«, sagte Kraut.
»Also macht es Sinn.«
Kraut legte los und Buch deponierte die Schale, zog die Beine wie ihm geheißen wurde auseinander. Kraut formte mit den Fingern eine halbe Faust, der mittlere Finger gekrümmt. Mit dem Knöchel klopfte sie auf die Stelle unterhalb von Bestemurs Bauchnabel. Ein Stück hoch, etwas runter, nach links, dann nach rechts. Dann drückte sie mit den Spitzen der Finger in den Unterleib und schob sie vor. Das wiederholte sie ein paar Mal. Viel einfacher wäre es, wenn wir dort hineinschauen könnten, dachte Buch.
»Leg ein kühles Tuch auf ihre Stirn«, sagte Kraut. Buch befolgte Krauts Anweisung. Als das Tuch lag, strömte enormer Gestank in Buchs Nase. Ein leises Plätschern war zu hören. Buch verzog das Gesicht.
»Na also«, flüsterte Kraut. »Gutes Mädchen.«
»Klappt es?«
»Ja. Es ist wenig, aber wie vermutet, schon viel zu lange drin und am Geruch erkennst du, wie sehr es schon zum Gift wurde.« Kraut sah ihn an. Nur einen langen Wimpernschlag blickte er in ihre Augen. Sein Herz stolperte, klopfte den Hals hinauf. In Krauts Augen konnte er lesen, dass noch mehr Worte in ihr waren, sie diese aber weggeschlossen hatte. Tausch polterte die Stiege hoch. Gerade so viel, dass er über die Kante blicken konnte.
»Soll ich euch Pökelfleisch und Wurzelgemüse bringen? Jemand hat gerade einen Topf voll abgegeben für Kraut und Bestemur.«
»Geh was essen, mein Junge. Ich passe auf. Und wenn du fertig bist, wechseln wir ab.«
Buch nickte.

Die Nacht brachte endlich einen klaren Himmel. Der Nordwind hatte alle Wolken vertrieben. Mit in seinem Gepäck hatte er den Frost, der sich durch alle Ritzen drückte. Die Glut in der Esse kämpfte mit der Kälte im Raum. Buch füllte die beiden Töpfe mit intensiv rot leuchtenden Torfballen, legte die Eisenzange auf den Sims der Feuerstelle und hörte Kraut schnarchen. Weck mich sofort, wenn sich eine Veränderung zeigt, mein Junge, egal welche, hatte sie gemahnt. Aber da gab es keine Veränderungen. Vielleicht bin ich einfach zu jung, um diese Veränderungen zu erkennen? Was, wenn ich es nicht bemerke? Auf was muss ich achten? Bestemur atmete langsam und schwer, als läge ein massiver Fels auf ihrer Brust. Mitunter kroch ein Keuchen aus ihrem Rachen. Die Augen unter den Lidern zuckten in einem durch, suchten den ganzen inneren Horizont ab, nach einem Ding, von dem nur Bestemur wissen konnte, was es ist. Buch begann mit einer Geschichte die auf keinem Papier stand. Er ließ sich leiten von einem Bild, formte Worte, die mäandernden Gedanken folgten.
»Vater und Mutter«, sagte er leise, »waren lange gewandert, bis sie endlich im Tal ankamen. Dort entstand ein Kind. Es bekam den Namen Freude, denn in ihm loderte eine gelbe Flamme. So kam die Freude in die Welt. Als Freude alt genug war, lehrte Mutter es Rechnen, Vater Lesen und Schreiben. Bald wuchs in Mutters Bauch ein weiteres Kind, auf das sich alle freuten. Eines Tages kam ein alter Mann zu Besuch. Er wurde aufgenommen, mit Essen, Trinken und einem Bett versorgt. Viele Hellmonde lang. Er wurde zu einem Vatervater für alle. Dann, an einem sehr nebligen Morgen, lag er tot im Bett. Vater, Mutter und Freude weinten, doch Mutter wurde der Schmerz unerträglich und sie gebar das Kind. In ihm brannte eine schwarze Flamme und sie nannten es Traurigkeit. Am Abend legten sie Vatervater auf Schilfmatten und entzündeten das Totenfeuer. Viele Tage wurden geboren und starben wieder. Freude und Traurigkeit wuchsen nebeneinander auf, sie lernten und buken Brot, schlachteten Schafe, tauchten das Fleisch in Salz, fütterten das Pferd und wieder kam ein nebliger Morgen. An diesem stand Mutter nicht mehr auf. Sie blieb einfach liegen, das Leben wurde mit dem Wind hinfort getragen. Nur noch Vater saß in der Küche. Freude links, Traurigkeit rechts. Was sollte er tun, ohne seine Frau? Sie und er waren eine Brücke auf zwei Stämmen, trugen das Gewicht des Lebens, das nun immer schwerer wurde. Traurigkeit löste sich im Nebel des Morgens auf, wurde zu Rauch, den Vater in sich sog, tief einatmete. Hinter seinen Augen herrschte nun die Traurigkeit. Für Freude war kein Platz mehr. Deshalb packte er die Ledertasche und verließ das Tal. Niemand mehr hat ihn je gesehen.«
Buch schwieg und dachte über das nach, was ihm sein Kopf gerade geflüstert hatte. Die Worte wurden – einer leichten Wolke gleich – bis hinauf in den Himmel und alle seine Ecken getragen. Worte können Großes erschaffen. Einen weiten Himmel, unter den sich alle Menschen stellen können. Bestemur, dachte Buch, du hast mich die Worte gelehrt. Er nahm ihre Hand, legte sie auf sein Bein, streichelte die raue Haut. Die Hitze aus den Eisentöpfen ließ ihn wegdämmern. Er schlief ein.

Ein Murmeln in Buchs Ohren. Oder Buchs Kopf? Ein Traum? »Leg ihn auf den Tisch.« Hände überall. Große Hände. Wie Bretter. Er schwebte. »Bring mir die zerdrückten Beeren«, sagte jemand. »Sofort«, war die Antwort. Buch brachte Stimmen und Bilder zusammen. Kraut und Tausch, er schreckte hoch, wäre beinahe von Tauschs Armen gefallen. Der packte zu und Buch stöhnte. So viel Kraft.
»Ganz ruhig, mein Junge!«
»Was ist denn los?«
»Bring ihn her«, sagte Kraut. Tausch tat, wie ihm geheißen wurde, trug den in seiner Faust hängenden Buch zum Bett, stellte ihn ab, dann holte er die Schale mit dem schwarzen Mus. Kraut nickte immerzu, holte mit einem Löffel vom Mus und fütterte Bestemur. Bis die Schale leer war.
»Was ist das?«
Bitterer Geruch breitete sich aus.
»Das wird ihr helfen, mein Junge.«
»Gesund zu werden?«
»Nein. Zu gehen …«
»Gehen? Aber wohin?«
»Hinüber, Buch, über den Fluss, über den wir alle gehen werden.«
»Aber …«
»Setz den Jungen auf deinen Schoß, Tausch. Halt ihn! Steh nicht herum wie ein Pferd!«
Bestemurs Brust hob und senkte sich immer schneller. Sie zitterte. Dann ein Schütteln des ganzen Körpers. Tausch hob Buch hoch, setzte sich auf den Boden und ihn wie einen Torfballen auf seine Oberschenkel, die Arme um ihn gelegt.
»Wenn das Gift sich im Körper ausbreitet, dann gibt es kein Zurück mehr, Junge. Es ist, wie ich es gesagt habe. Aber Bestemur wird keine Schmerzen haben. Sie wird den Tod im Schlaf empfangen.«
»Und du kannst nichts tun?«
Ein heftiges Aufbäumen. Das letzte Aufbäumen. Bestemur sackte zurück auf die Liege.
»Nein. Wenn es schon so weit gekommen ist, kann ich nichts mehr tun.«
Buch dachte an Tränen. Die wollte er weinen. Wo waren sie? Er dachte an Traurigkeit und Schmerz. Stattdessen war da nur ein Nebel, durch den er nicht hindurchblicken konnte, in den er sich nicht hinein traute.
»Ich kann nicht weinen, Kraut. Und nicht lachen. Ich weiß nicht, was Freude ist oder traurig sein …«
»Ich weiß, mein Junge. Bestemur hat es mir erzählt, als du noch viel kleiner warst. Sie wollte wissen, ob es ein Kraut gäbe, um das zu heilen. Aber wenn es eines gibt, dann wächst es nicht hier bei uns.«
»Ich bin krank«, stellte Buch fest. »Und niemand kann mich heilen.«
»Scht!« Kraut legte den Finger auf die Lippen. Bestemurs Brust hob sich schwerfällig. Und senkte sich nicht mehr. Alles wurde still. Sogar der Wind verkroch sich in eine dunkle Ecke. Etwas fiel auf Buchs Kopf. Noch einmal. Tränen. Tausch weinte, zitterte, seine Arme wurden kraftlos. Buch wand sich aus der Umklammerung, sprang auf und setzte sich neben Bestemur. Ihr Gesicht verwandelte sich. Aus Schmerz wurde Sanftes. Die Härte verschwand. So hatte sie ausgesehen, wenn die Sonne hoch stand und sie das Getreide mahlte, Buch ums Haus rannte, um das Schaf zu fangen, das Tal hatte entkommen lassen.
»Nun ist sie ganz friedlich hinübergegangen. In ihren Gedanken hat sie sich von uns verabschiedet. Bestimmt hat sie noch einmal euer Haus besucht, nachgeschaut, ob das Feuer aus ist, damit nichts passiert.«
»Das macht Sinn«, sagte Buch und legte beide Hände an Bestemurs Schläfen. »Ich weiß nicht, wohin ich jetzt gehen soll«, fiel ihm ein.
»Du bleibst bei Tausch. Kannst ihm helfen. Hier ist Platz genug«, sagte Kraut mit fester Stimme. Tausch schniefte, schnäuzte in ein altes Tuch. Eine Hand legte er auf die Bettkante.
»In Ordnung, Kraut. Da freue ich mich. Ich koche und Buch wird Geschichten erzählen.«

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