Maikammer

Holzbank im Pfälzerwald
Mein Sinnbild für Maikammer

Am Telefon. Irgendeine Versicherung (im Folgenden ‚V‘ genannt). V: Wo wohnen Sie? Ich: Maikammer. V: Wie schreibt man das? Ich: *seufz* Wie den Monat Mai und die Besenkammer. V: Ach so, Maikammer. Ich: MikrofonzuhaltundinFingerbeiß. Dann: Genau, im schönen Maikammer. V: Wo ist denn das? Ich: Im Dreieck von Mannheim, Karlsruhe und Kaiserslautern (es rattert deutlich am anderen Ende). V: Mannheim kenn‘ ich. Ich (gedacht): Na immerhin …

Fast unmöglich …

… dass es Menschen zu geben scheint, die Maikammer nicht kennen. Die Perle der Südlichen Weinstraße, inmitten der deutschen Toskana, Feigenbäume, massenhaft Wein – man könnte auch Monokultur sagen – Esskastanien (eine Hoffnung für am Hitzeschlag eingehende Wälder, alte Bausubstanz – sie schrumpft, wer will schon das alte Gemäuer), eine fast schon mit Sekundenkleber im Rathaus fixierte CDU-Truppe, alte Amigos sozusagen und nicht zuletzt: deutsches Altstadt-Pflaster und funkelnagelneuer Marktplatz: mondän, moderner venezianischer Stil. Geschmack hat sich durchgesetzt. Schon der Brunnen ist ein Gedicht aus vergangenen Jahrhunderten. Wer nach dem vielen Bürsten und Wischen Ähnlichkeiten mit anderen historischen Gemeinden erkennt, täuscht sich nicht. Gleiche unter Gleichen. Aber egal: Ich wohne gerne hier! Warum? Die meisten Ureinwohner sind kommode Zeitgenossen*Innen, vor allem die etwas älteren unter ihnen. Sie sind kloor, wie man/frau hier sagt (Häär, des ischen kloorer Kärll!). Der Dialekt ist mir nicht so zuträglich, zumal ich aus dem Badischen komme, aber einen Teil meines Lebens auch im Rheinischen verbrachte. So kann ich durchaus wechseln oder einen Mix von mir geben, aber ich höre dem Pälzischen gerne zu.

Maikammer ist …

… für mich wie die Bank oben auf dem Bild. Ist übrigens ein Foto aus dem Pfälzerwald, irgendwo Richtung Doodekopp (Totenkopf, ein Hügel der sogenannten Haardt). Also mitten im Wald was zum Ausruhen. Hinnere druff, Hintern drauf und Füße hoch. Den lieben Gott einen guten Mann sein lassen. Schauen, ob noch jemand vorbeikommt (natürlich Touristen, die fließend Hochdeutsch sprechen und fragen, wo denn hier ne Hütte zur Einkehr ist). Kää Ohnunggg, sag ich dann. Inhaltsfreies Grinsen. Wiedersehen. Joo! Also, was ich damit sagen will: Ob nun Maikammer oder Frankweiler oder Leinsweiler, hier in der Gegend kann man es aushalten. Lebensabendgeeignet. Zumindest für mich, der ja allerhöchsten Wert auf seine Ruhe legt. Die Politik, naja, die ist wie überall. Manchmal schlechter, ab und zu besser. Am Ende sind es die Menschen. Ein bisschen einfältig (zurückgeblieben würde der gemeine Saarländer sagen – was aber auf Gegenseitigkeit beruht), jedenfalls meist liebenswert und sehr gelassen. Relaxed. Gechillt. So muss das.

Alla hopp, mer sähn uns!

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